23.6.02022

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Beitragsfoto: Staatsoper Stuttgart

Archive

Heute erhielt ich aus Florenz zwei Hinweise auf je eine Pressemitteilung auf Englisch und auf Deutsch, welche beide darüber berichten, dass nun auch die Archive der EUROPA-UNION — zumindest die aus Baden-Württemberg — in den Historischen Archiven der Europäischen Union aufbewahrt und einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Auch das Archiv der EUROPA-UNION Heilbronn — ich hatte bereits berichtet — ist nun dort verfügbar und wird sicherlich künftigen Forschern und Wissenschaftlern einen guten Einblick über ehrenamtliches Engagement im Stadt- und Landkreis Heilbronn bieten können.

Damit ist nun auch sichergestellt, dass das Engagement vieler Bürger nicht in Vergessenheit gerät. Besonders gut finde ich dabei, dass die Nachwelt damit auch Eindrücke erhält, wie Politik jenseits der beruflichen Professionalität und ewigen Fürstenhöfen auf lokaler Ebene stattgefunden hat.

Und nachfolgende Föderalisten haben damit zudem eine gute Informationsquelle, um nicht immer wieder von vorne anfangen zu müssen, denn manche Gefechte wurden längst ausgekämpft, manche Probleme sind eigentlich gar keine und manche Dinge lohnen sich immer wieder, dass man sie aus den Schubladen holt.

Hier finden Sie den englischsprachigen Presseartikel …

Hier finden Sie den deutschsprachigen Presseartikel …

Ehemaliges Schild der Landesgeschäftsstelle in Stuttgart

Roter Bus

Von der Idee des Roten Busses in Heilbronn bin ich von Anfang an begeistert. Und so sind wir bereits mehrfach selber mit dem Roten Bus unterwegs gewesen und haben ihn auch erneut in diesem Jahr mit im Programm.

Und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich auch anderen die Fahrt im Roten Bus empfehle. Gestern erhielt ich diesbezüglich erstmals ein Feedback einer Reisegruppe von außerhalb, welche jüngst den Roten Bus in Heilbronn nutzte. Da sie von außerhalb kamen und eine Kleingruppe waren, wollten sie vorab Sitzplätze buchen. Dabei erfuhren sie, dass man keine solchen buchen könne — und das ist völlig in Ordnung so, und auch in anderen Städten Usus.

Als sie dann nach Heilbronn kamen und den Bus besteigen wollten, mussten sie zu ihrem großen Erstaunen feststellen, dass die besten Sitzplätze bereits reserviert waren. Und so etwas geht gar nicht! Wir Heilbronner wissen zwar, dass es in Heilbronn „bessere Leute“ gibt, für die alles möglich ist, auch eine Platzreservierung im Roten Bus, was aber bei Menschen von außerhalb Heilbronns auf etwas Unverständnis stößt.

Ein weiters Feedback ist, dass das ausgelegte Informationsmaterial eine zu kleine Schriftgröße aufwies, um ohne Probleme gelesen werden zu können. Zumindest diesen Punkt sollte man beheben können.

Figaros Hochzeit

Diese von Wolfgang Amadeus Mozart 1786 vertonte Komödie ähnlichen Namens aus dem Jahr 1778 hat mich noch nie so richtig begeistert, und sie wäre wohl schon längst in Vergessenheit geraten, wenn sich nicht Mozart damals, vor inzwischen sehr langer Zeit, dieser angenommen hätte. Und für all jene, die wie ich Mozart nicht zu ihren Favoriten zählen, wäre es bestimmt nicht tragisch, wenn auch Opern das Recht auf Vergessen eingeräumt würde — dann ist da aber wieder diese Musik.

Als ich überraschend das Angebot bekam, mir Le nozze di Figaro in der Stuttgarter Staatsoper anzuschauen, war ich hin und her gerissen, letztendlich siegte meine Neugierde: Was wird dieses Mal angestaubter sein, die Oper selbst, das Operngebäude oder die Inszenierung?

Die Antwort gleich zu Beginn, das Gebäude hat gewonnen. Auch wenn sein morbider Charme immer mehr Menschen begeistert und sein wohl letzter Umbau in den 1980er-Jahren das Ganze nicht wirklich besser gemacht hat, ist es zwar wieder einmal schön in den alten Fluren zu wandeln, bestimmt aber eine Qual dort arbeiten, oder auch nur eine Toilette aufsuchen zu müssen. Und so bin ich mir nicht sicher, ob ich den geplanten Umbau befürworten soll oder nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass dieser locker die 1 Milliarde Euro Grenze überschreiten werden wird. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob es gelingen kann, ein zeitgemäßes Operngebäude in die alte Staatsoper hineinzubauen. Bloß das Gebäude nach 1945 erstmals richtig zu sanieren hilft keinem weiter — außer man hat soviel Geld, dass man dieses Gebäude als eine Art Opernmuseum weiter betreiben kann und die echte Oper dann in Stuttgart an anderer Stelle stattfindet.

Wie auch immer sich die Stuttgarter entscheiden werden, letztendlich werden nach einem jahrelangen Umbau kaum noch Opernbesucher überlebt haben, um an „die guten alten Zeiten“ anzuknüpfen. Wenn man einmal von den Schülern absieht, die, wie ich damals auch, von ihren Musiklehrern in die Oper gelockt werden, dann gehörte ich gestern sicherlich mit zu den jüngsten Zuschauern. So möchte ich doch noch anmerken, dass es nicht angebracht ist, nur um ein paar alten Greisen den Lebensabend weiter zu verschönern, die Jugend mit mehr als einer Milliarde Euro zusätzlichen Schulden zu belasten. Besser für alle wäre es wohl, man baut an anderer Stelle ein zeitgemäßes Operngebäude und hält die Staatsoper als Erweiterungsbau für unseren Landtag vor — spätestens wenn dieser die 1 000 Abgeordnetengrenze überschreitet, wird der Platz dringend benötigt werden.

Zurück zur Aufführung. Das Orchester war wie eigentlich immer gut, Profis halt. Vlad Iftinca am Hammerklavier für mich eine positive Überraschung. Die inzwischen obligatorischen Übertitel in deutscher als auch englischer Sprache helfen auch Erstbesuchern der Handlung ohne Probleme zu folgen und gleichen damit auch das zunehmende Manko aus, dass man viele Opernsänger sprachlich nicht mehr verstehen kann — ob dies nur an meinem eigenen Gehör liegt, wage ich zu bezweifeln.

Der Inhalt der Oper ist völlig aus der Zeit gefallen und kann, egal was man noch an Neuem in die Handlung hineininterpretiert, nicht über diesen Sachverhalt hinwegtäuschen. Das mitgegebene Programmheft ist gut gestaltet und nett gemacht — letztendlich aber reiner Kitsch, es sei denn, man möchte damit Schüler begeistern, dann kann man es als einen gutgemeinten Versuch ansehen — und dann würde mich die dahinterstehende Didaktik doch einmal interessieren.

So bleiben die Inszenierung und die Sänger, um die Aufführung noch zu retten. Mir persönlich hat Andreas Wolf als Figaro am besten gefallen, der Publikumsliebling des Abends war allerdings Claudia Muschio als Susanna, die noch während der Premiere die Barbarina gegeben hatte.

Die Inszenierung entzückte mich anfangs mit ihrer Ikea-Idee und brachte auch etwas mehr Bewegung in das Stück, als ich es von anderen Aufführungen noch in Erinnerung hatte. Dies hat dem Stück insgesamt sehr gut getan. Zwischen dem zweiten und dritten Akt gab es dann allerdings einen Bruch, den ich nicht nachvollziehen konnte, und als ich dann glaubte, dass ich den Bühnenaufbau in der dritten Szene verstanden hatte, wurde dieser auch schon wieder aufgelöst. Und so bleibt bei mir ein Bedauern zurück, dass ich nicht vor der Oper die angebotene Gelegenheit ergriffen hatte, mir diese Inszenierung vorab erklären zu lassen.

Alles in allem aber ein sehr gelungener Abend, der die Anfahrt nach Stuttgart mehr als wett machte. Und ich glaube auch weiterhin daran, dass Oper Zukunft hat, insbesondere dann, wenn man sich nicht scheut, die alten und ganz besonders die verstaubten Schinken in das Hier und Jetzt zu transportieren.


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Seitenaufrufe: 1 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

  • Ich bin vor über 40 Jahren vom Landkreis nach Heilbronn gezogen, weil ich kein Auto mehr fahren wollte. Seither bin ich ganzjährig auf zwei Rädern unterwegs …

    Diese Fahrradstraßen – egal ob Badstraße, Schleusenstraße in Horkheim, Titotstraße oder den Bereich Frankfurter/Holzstraße – verstehe ich nicht.
    In diesen Bereichen wird ungeahndet mit dem PKW und zweirädrigen Dreckschleudern durchgefahren und die Radfahrer/innen auch noch blöd angemacht, wenn sie sich dort bewegen.

    Die Fahrradstraßen sind ein Alibiprojekt der Stadtverwaltung, die sich vor ein paar Jahren die Auszeichnung „fahrradfreundliche Kommune“ abgegriffen hat.

    • Dieses „Abgreifen“ ging mit einer völlig überteuerten Mitgliedschaft bei einem sehr ominösen Konstrukt einher. Die Verwaltung will sich dabei nur auf unsere Kosten und zu unserem Schaden schmücken. So macht man leider heutzutage Lokalpolitik.