26.9.02022

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Beitragsfoto: altes Auto | © Dariusz Sankowski auf Pixabay

Verleumdungen

Allgemein ist bekannt, dass man in Deutschland das Hauptwort „Feind“ steigern kann, nämlich wie folgt: Feind – Parteifreund – Genosse. Dies habe ich bereits Ende der 1980er-Jahre erkannt und angewidert meine damalige Partei verlassen. Über die Jahrzehnte hinweg konnte ich dann als externer Beobachter feststellen, dass dies eine parteiübergreifende Angelegenheit ist. Und es amüsiert mich noch heute, wie sich gerade unsere Berufspolitiker untereinander beharken.

Politisch interessiert, habe ich nach Rückkehr in meine Heimatstadt die Freien Wähler für mich entdeckt, ein Heilbronner Verein, dessen Mitglieder für Heilbronn Politik machen wollen ohne aber von der Politik leben zu müssen. Also eine gute Möglichkeit, um sich zu engagieren und dies ohne dabei parteiimmanente Streitereien ertragen zu müssen — denn es hängt ja nicht die eigene Existenz vom Wahlamt ab.

Inzwischen bin ich zum Vorsitzenden der Freien Wähler gewählt worden, ein Amt, das ich nun wirklich nicht angestrebt habe. Ich hätte es mir denken müssen, denn seit ich dieses Amt innehabe, bin ich nun verstärkt Ziel etlicher Verleumdungen. Zum Glück bleiben mir bisher die allerschlimmsten Vorwürfe erspart und so bewundere ich die Gleichmut von jenen Mitbürgern, die diese jahrein und jahraus ertragen müssen — hier gibt es einen Sumpf, den man wohl nur dann überlebt, wenn man darin gefangen ist. Wer ein paar Jahrzehnte außerhalb davon lebte, der wird das weder verstehen, geschweige denn ertragen können.

Derzeit bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich nun als Vorsitzender der Freien Wähler unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehe, da ich den Umgang mit linksextremen Kräften pflege oder doch der Chef eines rechtsradikalen bis rechtsextremen Sammelbeckens bin — der Sumpf selber scheint sich aber auch noch nicht so ganz klar darüber zu sein. Und man kann sich schon einmal fragen, warum man sich als echter Ehrenamtler — ganz ohne Aufwandsentschädigungen oder Aufsichtsratsmandate — überhaupt so etwas antut?

Heute hat sich ein solcher Verleumder bei mir mit Vor- und Nachname geoutet und mir, als ich ihn zur Rede stellen wollte, vorgeworfen, dass ich weder höflich sei noch die Datenschutzgesetze einhalten würde. Mir wird wohl nur der Gang vor Gericht übrig bleiben. Zum Glück des Verleumders ist in Heilbronn Rufmord höchstens ein Kavaliersdelikt.

Nachtrag

Ein etwas älterer Heilbronner Haudegen hat mich gerade beruhigt und mir versichert, dass dies hier zum einen der ganz normale Umgangston sei und zum anderen ich es doch schätzen solle, wenn einmal einer ganz offiziell hetzt.

Und wenn ich dann daran denke, dass bei uns Hetzer ungestraft davonkommen, sobald sie behaupten, ihr Account sei gehackt worden, dann lohnt sich der ganze Aufwand tatsächlich nicht.

Geschwindigkeit

Ein Begriff, mit dem man bei uns wenig anfangen kann. Gerade heute durfte ich wieder einmal mit halbwegs 60 Stundenkilometern übers Land zuckeln. Manche erinnern sich noch daran, dass man dort eigentlich nicht viel über 100 Stundenkilometer fahren sollte, aber dennoch bis vor Kurzem bei uns sämtliche Landstraßen so ertüchtig wurden, dass auch 200 Stundenkilometer kein Problem wären.

Wie wir alle wissen, gibt es zwei Gruppen bei uns, die nicht Autofahren können: jüngere Frauen und ältere Männer. Meine bessere Hälfte flucht immer über ältere Herren, wenn sie wieder einmal auf ein Verkehrshindernis stößt. Und so habe ich heute, als ich mich zum Überholen entschlossen hatte, neugierig geguckt, was für einen Opa ich mit meinem meseno-Bus überholen werde. Erschreckt stellte ich fest, dass der gut und gerne zehn Jahre jünger als ich war, bremste sofort ab und zuckelte etwas langsamer in Richtung Heilbronn, nur um mich dort dann hinter einem tatsächlich älteren Mann einzureihen, der es schaffte, mit konstanten 20 Stundenkilometern durch Heilbronn zu zuckeln — dazu werden wir ja jüngst von der Stadtverwaltung auf den neuen Hinweisschildern aufgefordert, die zum Schulbeginn die 30 Stundenkilometer im Bereich von Schulen und Schulwegen bereits als viel zu schnell erachtet. Mich interessiert inzwischen dabei nur noch, wie lange für unsere Stadtverwaltung der Schulbeginn eigentlich noch dauert; wahrscheinlich so kurz bis vor Schuljahresende.

Geschwindigkeit ist bei uns in Heilbronn immer wieder einmal ein Thema, und so hatte ich mich riesig gefreut, als ich in den Science Dome durfte, um eine Präsentation über Geschwindigkeit mitzuverfolgen. Science und Geschwindigkeit, da kann man schnell auf Gedanken wie Lichtgeschwindigkeit und die Frage, was denn schneller als Licht sein könne, kommen. Heilbronn als Wissens- und Weltraumstadt ließen mich schon vorab in Begeisterungstürme verfallen. Ich dachte schon an die Voyager Raumsonden, weitere Raketen, Satelliten und als Soldat auch an Düsenjäger, die bis in die 1990er-Jahre hinein Menschen noch mit sehr hohen Geschwindigkeiten transportierten.

„You’ve never been lost until you’ve been lost at Mach 3.“

Paul F. Crickmore

Und neben all der Hightech und weiteren naturwissenschaftlichen Herausforderungen hätte man das Ganze noch mit den schnellsten Lebewesen kombinieren können oder gar dem schnellsten Menschen auf 100 Meter oder der Marathondistanz. Vielleicht hätte man auch den Begriff Geschwindigkeit angesichts des bereits erzielten technologischen Fortschritts betrachten und dabei darstellen können, wie sich das Verhältnis zur Geschwindigkeit über die Jahrtausende veränderte.

So aber musste ich einem älteren Herren in einem noch älteren Auto dabei zusehen, wie er auf Feldwegen „herumrandalierte“ (die Geschwindigkeit selbstverständlich seinen Alter angepasst!) während sogenannte Experten etwas über Schnelligkeit redeten. Ein wenig Lokalkolorit hätte wenigstens dafür gesorgt, dass man eine NSU gezeigt hätte, die damals vor fast 100 Jahren Geschwindigkeitsrekorde aufstellte und sicherlich noch meinen Großvater zu Begeisterungstürmen hingerissen hätte.

So aber ließ mich diese Veranstaltung nur mit Fragezeichen zurück. Was hat ein altes Auto auf Feldwegen mit Geschwindigkeit zu tun? Und dies dann alles mit Wissenschaft?

Uniform

Es gibt immer wieder Anlässe, das werfe auch ich mich in Schale und ziehe meine beste Uniform an. Ich weiß dabei dann aber nicht, wenn meine Mitbürger darüber spekulieren, ob dies eine Uniform ist oder doch nicht und wenn ja, ich einer vom Zoll oder doch einer vom Bundesgrenzschutz sei, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

Auf jeden Fall aber steht fest, dass wir alles andere als eine militaristische Gesellschaft sind — und das ist auch gut so! Weniger gut ist, wie scheiß egal unserer Gesellschaft all jene sind, die sich für diese überhaupt noch einsetzen.

Diese staatstragenden Mitbürger sind nur dann wichtig, wenn es brennt, man selber einen Herzinfarkt bekommt, Sandsäcke geschleppt werden müssen oder in Behörden tatsächlich einmal Arbeit anfällt.


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Seitenaufrufe: 2 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

    • Genau das ist derzeit unser großes Problem! Und das ist leider genau so von Malte Höch und Marion Ratgeber-Roth gewollt. Wenn ich einen Verein verlasse, nehme ich nicht dessen Namen mit. Beide möchten weiterhin auf Kosten der Freien Wähler gewählt werden — möglichst ohne dabei selber etwas machen zu müssen.

      Wir Freien Wähler (von der Wählervereinigung) wehren uns gegen diese unsäglichen Angriffe. Ich weiß, dass es manche Leute gerne hätten, dass sich andere Menschen ohne Gegenwehr töten, vergewaltigen oder diffamieren lassen (siehe derzeit Ukraine!). Wir Freien Wähler wehren uns dennoch und dies mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.

  • Geschwindigkeit ist auch eine Frage der Wahrnehmung. Aber natürlich ist es nachvollziehbar, dass mit zunehmender Größe und Komplexität des Systems Straßenverkehr die Zahl der Überforderten zunimmt. Geduld ist vonnöten.