7.3.02023

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Beitragsfoto: Schüler in Klasse | © Shutterstock

Kampfgraben

Ich komme nicht umhin, diesen Artikel von Yegor Firsov in der New York Times vom 7. März 2023 zu teilen. Yegor Firsov ist derzeit ukrainischer Infanterist und hat seiner Frau aus den Gräben in der Ukraine geschrieben; diese hat den Brief ins Englische übersetzt und der New York Times zur Verfügung gestellt.

Yegor Firsovs Bericht „A Trench Is a Place With a Special Energy. I Should Know.“ ist unaufgeregt, stimmig und damit sehr lesenswert. Deshalb stelle ich diesen den Weblog-Lesern zum kostenfreien Lesen zur Verfügung.

Derweil kleben sich unsere Helden auf Straßen oder anderen Gegenständen fest und zeigen mehr als eindeutig den völligen Zerfall eines überbordeten Sozialstaats — die Schuld gebe ich dabei jenen, die solche Helden produziert und großgezogen haben. Die anderen deutschen Helden, die sich ohne eigene Verdienste in Parteiapparaten hochschleimen, sind allerdings keinen Deut besser!

Schulabschluss

In Baden-Württemberg keinen Schulabschluss hinzubekommen, ist bereits seit Jahren eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dennoch schafften gemäß einem Artikel von Martin Oversohl in der Heilbronner Stimme (6.3.2023: 4) im Jahr 2021 6209 Jugendliche keinen Schulabschluss. In Baden-Württemberg sollen es tatsächlich immer so um 5 % der Schüler sein, die am Ende ohne Schulabschluss dastehen, was wiederum für meine hier schon öfters geäußerte 5 % Klausel spräche.

Etwas irritiert bin ich nur, dass es zwar bundesweit weiterhin über 6 % sind und in den eher bildungsferneren Bundesländern bis zu gut 13 % — aber allgemein immer weniger Schüler ohne Schulabschluss dastehen, was die Vermutung nahelegen könnte, dass man in Deutschland nicht nur Promotionen verschenkt. Allerdings schafft es dabei wohl auch die verantwortungsloseste Bildungspolitik nicht, die Quote unter die „magischen“ 5 % zu drücken.

Und so könnte man, wenn man eine weitere Tatsache mit betrachtet, nämlich dass in denselben Zeiträumen die Ausfälle an Lehrkräften und Schulstunden immer weiter zunehmen, zu der Überlegung gelangen, dass am Ende überhaupt keine Schule für sämtliche Schüler am besten wäre. Die Waldorfschulen scheinen dies in einem ersten Schritt heute schon zu bestätigen.

Auf jeden Fall wäre es einen Versuch wert, den Schülern ganz ohne Schule ab einem bestimmten Lebensalter einfach nur eine Abschlussprüfung anzubieten. Ich vermute einmal, dass auch dann nur und dies ganz ohne Zutun von Bildungspolitik und Schulapparaten jeweils nur 5 % aller Schüler ohne Schulabschluss dastünden.

Und selbst wenn es mehr Schüler wären, spielt das für unsere Bildungspolitiker und unsere Gesellschaft auch keine Rolle mehr, da man gemäß dem besagten Stimme-Artikel nun vom Staat auch ohne jeglichen Schulabschluss eine Ausbildungsgarantie bekommen soll.

Hat sich schon jemand einmal überlegt, was das für Ausbildungsbetriebe bedeutet, die nunmehr Menschen ausbilden sollen, die sich nicht nur weigern lesen, schreiben und rechnen zu lernen, sondern selbst zu faul dazu sind, um regelmäßig an Unterrichten oder zumindest wenigstens an einer Prüfung teilzunehmen? Aber so wie es die SPD gerne propagiert: „Bildung darf nicht anstrengen!“ wird es auch dafür bald politische Lösungen geben.

Man könnte das Bildungssystem aber auch so reformieren, dass die Lehrer wieder die Chance bekommen, um — motiviert und engagiert — auch den „schlechtesten“ Schülern wieder etwas beizubringen, zumindest bis zu einem Hauptschulabschluss.

Sitzung

Zum Abschluss des gestrigen Tages gab es dann noch eine Vorstandssitzung der Freien Wähler und ich war dabei sehr erfreut, dass wir in gut einer Stunde zu ganz ordentlichen Ergebnissen gekommen sind. Und so können sich alle auf neue Veranstaltungen freuen, darunter eine Informationsveranstaltung zur Windenergie.

Auch gelang es uns, die Eckpunkte für die notwendig gewordene Satzungsänderung festzulegen. Da alle Sitzungsteilnehmer noch ein paar weitere Dinge zu erledigen hatten, verschoben wir den gemütlichen Teil auf den Freie Wähler-Stammtisch am kommenden Mittwoch.

„Dummheit ist überhaupt keine Naturqualität, sondern ein gesellschaftlich Produziertes und Verstärktes.“

THEODOR W. ADORNO, MINIMA MORALIA (14. AUFLAGE 2022 [1951]: 119)

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Seitenaufrufe: 4 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

  • Nun, da gerade auch Lehrer unser krudes, aus der Bahn geratenes „Wertesystem“ maßgeblich an die Schüler vermitteln, sehe ich keine Chance, dass sich da absehbar was ändert. Man beachte diesen Bericht, dass Abiturienten von heute die Matheprüfung der Realschüler von 1971 gar nicht mehr bewältigen können.
    https://youtu.be/GhmEYB3Kq-o

    • Unsere Lehrer sind verpflichtet, die freiheitliche demokratische Grundordnung (Wertesystem) zu lehren und auch vorzuleben; es ist die Politik, die immer öfters auch Antidemokraten lehren lässt.

      Und es sind nicht die Lehrer, die den Bildungskanon zu verantworten haben. Auch entscheiden sie nicht mehr alleine darüber, wer einen Bildungsabschluss erhält oder nicht — ich sehe unsere Lehrer eher als Opfer des Bildungssystems, wobei ich mir aber auch eingestehen muss, dass es sich doch einige Lehrer selbst darin sehr bequem machen. Ob das dem Selbstschutz dient oder aber an einer falschen Lehrerauswahl liegt, müsste man genauer untersuchen.

      Da sich die Welt weiterdreht, halte ich es nicht für sinnvoll, Prüfungen aus dem Jahr 1971 bewältigen zu können. Leider aber ist es inzwischen Faktum, dass ein Wohlfahrtsstaat die darin lebenden Menschen verdummt — Intelligenz wird nicht mehr so benötigt, wie ehedem.

      Deshalb müssen wir unser Bildungssystem insgesamt überdenken und überarbeiten, damit es unsere Gesellschaft insgesamt wieder weiterbringt. Vielleicht werden wir dann auch allesamt wieder intelligenter und lachen dann über die Prüfungen aus dem Jahr 1971.

  • 5 % klingt doch schon recht optimistisch. Müssten die wirklichen Probleme dann nicht in den übrigen 95 % zu finden sein?