7.5.02023

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Beitragsfoto: Stundenplan | © Dorothe auf Pixabay 

Inhaltsverzeichnis

Wahnsinn

Solch eine Krankheit gibt es eigentlich nicht, genau so wie Fettsucht, Faulheit, Dummheit oder der jüngst so popularisierte Burnout. Manche Menschen tanzen einfach nur nach einer anderen Musik.

Und so bin ich spätestens seit meinem Studium der Psychologie davon überzeugt, dass es hierbei ebenfalls nur darum geht, möglichst viele Mitmenschen in eine Art von Beschäftigung zu bringen; und dies wird sich wohl erst dann ändern, wenn es uns gelungen ist, das Leben nicht mehr über die Arbeit zu definieren.

Jedem der sich etwas mehr mit dem ganz normalen Wahnsinn beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch von Michel Foucault: „Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft“ (1961). Und wer sich etwas zügiger mit dem Thema auseinandersetzen möchte, der kann auf einen Gastbeitrag in der New York Times (5.5.2023) zurückgreifen, in dem Huw Green fragt: „How Miserable Are We Supposed to Be?“ — meine Leser können diesen kostenfrei hier lesen.

In diesem Beitrag wird John Rickman wie folgt zitiert: „Madness is when you can’t find anyone who can stand you.“ Und Derek Bolton bemerkt dort zurecht, dass „Mental disorder is more or less whatever a community decides it is.“ wobei wir damit schon wieder bei Michel Foucault wären. Und die etwas älteren unter uns, erinnern sich bestimmt auch noch an Diogenes, der nackt und onanierend durch das alte Griechenland gezogen sein soll.

Und so werden wir weiterhin viele Krankheiten und Heilung versprechende Medikamente danach aussuchen, was gerade gesellschaftlich opportun ist und dazu noch die meisten und lukrativsten Jobs verspricht.

Woche

Meine Wochen sind meist gleich lang und bestehen weiterhin aus sieben Tagen. Auch beginnen diese seit 1976 montags, was damals für mich gewöhnungsbedürftig war, aber heute eine Selbstverständlichkeit ist. Auf Beschluss der Vereinten Nationen zählt der Montag seit 1978 international zum ersten Tag der Woche und so wurde der Sonntag zusammen mit dem Samstag zum Wochenende. Was u. a. bis zum Ende meiner Schulzeit dazu führte, dass wir samstags schulfrei bekamen.

Und so kann ich heute auf eine sehr ereignisreiche Woche zurückblicken. Wir haben gleich zu Beginn in den Mai hineingetanzt, dann den neuen Monat mit einer Maifeier gegrüßt, zwei Stammtische genossen, und ich durfte auch noch als Lesepate, Dozent und Nachhilfelehrer tätig werden. Und auch meine Fahrt mit dem meseno-Bus war wieder mit dabei.

Das Ganze konnte ich noch mit Tanzstunden und Aufenthalten im Stadtbad krönen. Leider aber konnte ich mich, und dies ganz überraschend, auch meinem Internet-Anschluss und den dazu gehörenden Geräten widmen, was nach gut zwei Tagen online-Hilfen und Service-Bots sich wieder wie von alleine regelte. Was mich zwar freut aber auch etwas ratlos zurücklässt. Eine weitere Überraschung erlebte ich, als ich meine inDesign-Kenntnisse reaktivieren musste. Zwar gelang es mir, mich wieder in die Software einzuarbeiten, aber die benötigten Änderungen in vorgegebenen Dateien machten mir sehr schnell bewusst, warum es professionelle Agenturen gibt — und warum diese sich so sehr mit ihren Werken verkünsteln.

Eigentlich war die Woche aber für mein neues Gadget reserviert. Leider aber konnte der Hersteller nicht zeitgerecht liefern, und so haben wir uns darauf geeinigt, dass er nach meiner Rückkehr aus den USA einen zweiten Anlauf nimmt.

Die Themenvielfalt dieser Woche war bemerkenswert und führte auch dazu, dass meine Gespräche mit Jean Marsia und François Mennerat über ein Föderalistisches Manifest sowie ein dazu gehörender Appell, der am 9. Mai 2023 in Brüssel offiziell vorgestellt werden soll, nun auch Einzug ins Forum gefunden haben. Und vielleicht gelingt es uns am 23. September 2023 bei den Hertensteiner Gesprächen dieses Manifest mit dem beabsichtigten Manifest unseres Bundesverbandes in Übereinklang zu bringen. Ein paar E-Mail wurden verteilt und die Diskussion kann auch bis dahin im Forum geführt werden. Dort befindet sich schon etwas länger ein Verfassungsentwurf, der von Javier Giner sehr aktiv beworben wird. Wenn man sich alleine diese beiden Konzepte näher ansieht, erkennt man, wie unterschiedlich Föderalismus selbst in unserem Verband betrachtet und diskutiert wird.

Holzweg

Egal wie man es nimmt, unsere personell bestens ausgestattete und kontinuierlich wachsende Stadtverwaltung lässt es sich gut gehen. Und die Wege dazu sind sehr ideenreich. Kaum ein EU- oder anderes Förderprogramm, welches nicht in neue oder zumindest besser bezahlte Dienstposten umgemünzt wird.

Und selbst das „Schicksal“ von in Heilbronn ankommenden Flüchtlingen wird zu allererst dazu genutzt, um sich in der Verwaltung weiter anzudicken. Inzwischen dürfte unsere Stadtverwaltung eine Größe erreicht haben, wo diese die Stadt und uns Bürger überhaupt nicht mehr benötigt, um voll und ganz ausgelastet zu sein.

Diese Selbstbeschäftigung führt zu immer weiteren Blüten und so ist es auch nicht verwunderlich, dass unsere Stadtverwaltung an erster Stelle steht, wenn es um innovative Betreuungskonzepte für die eigenen Mitarbeiter geht.

Wie wir erst vor Kurzem erfahren durften, wird das Deutschlandticket der Bahn für die städtischen Mitarbeiter gesponsert, was unseren Stadtsäckel jedes Jahr mit mindestens 1, 2 Millionen Euro (Heilbronner Stimme, 5. Mai 2023, 16:26 Uhr) zusätzlich belasten wird. Und so könnte man sich fragen, ob es dann noch der Luxusduschen benötigt, die die städtischen Mitarbeiter in Kürze erhalten, weil sie doch mit vom Steuersäckel geförderten Rädern zur Arbeit kommen, was eigentlich auch keinen Sinn macht, da diese allesamt elektrisch betrieben werden.

Bereits seit 2014 dürfen sich alle Beschäftigten der Stadt Heilbronn, übrigens die erste Großstadt in Baden-Württemberg, die ihren Mitarbeitern ein solch lukratives Angebot machte, ein im O-Ton „hochwertiges“ Fahrrad oder Pedelec bei einem Händler aussuchen. Über drei Jahre wird ihnen dann die Leasingrate vom Gehalt abgezogen, dadurch verringert sich das zu versteuernde Einkommen. Zum Ende der Laufzeit können die Mitarbeiter ihr Rad, wenn gewollt, zum Restwert übernehmen. Wie teuer uns diese Maßnahme jährlich zu stehen kommt, das konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Und so wäre es doch wenigstens ein gutes Zeichen, um Heilbronn als, wie sich die Stadtverwaltung selbst so gerne sieht, fahrradfreundliche Kommune zu stärken, wenn man dann wenigstens die Dienstfahrzeuge unserer städtischen Mitarbeiter einsparen könnte. Denn innerhalb Heilbronns kann man gut und gerne — selbst nach Sontheim oder gar nach Biberach — mit dem Elektrorad fahren. Und auswärtige Termine in Kürze dann mit der Bahn wahrnehmen.

Dies hätte zudem für uns alle den Vorteil, dass bahnfahrende Verwaltungsmitarbeiter sicherlich dafür sorgen werden, dass Heilbronn wieder einen adäquaten Bahnanschluss erhält. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sobald ein OB oder wenigstens ein Landrat erstmals in Würzburg oder Mannheim strandet, der Ausbau der Frankenbahn nur noch eine Frage von Wochen sein wird.

Aber bis dahin befinden wir uns mit unserer Stadtverwaltung weiterhin auf dem Holzweg.

„If a man does not keep pace with his companions, perhaps it is because he hears a different drummer. Let him step to the music which he hears, however measured or far away.“

Henry David Thoreau, Walden (2020 [1854]:302)

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Weitersagen:

  • Der Holzweg führt ins Dickicht hinein, aber nicht hinaus. Also ohne Ziel (aber er führt) … Kann man hier als Parabel oder fast als Euphemismus verstehen 😉