Amtsschimmel

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Beitragsfoto: Amtsstube | © Shutterstock

Selbst über 70 Jahre Frieden in Europa hat auch eine negative Seite, nämlich dass sich bei uns ohne jegliche Unterbrechung und Störungen der Amtsschimmel so richtig selbst entfalten und dabei noch nie gekannte Dimensionen erreichen konnte.

Mindestens seit 40 Jahren wissen wir um diese Tatsache und den damit einhergehenden Gefahren für Staat und Gesellschaft — von den davon betroffenen Menschen ganz zu schweigen. Und seit dieser Zeit drücken wir auch beide Augen zu und lassen den Amtsschimmel weiterhin wiehern.

Faktum ist, und ich hatte auch dies bereits mehrfach hier kundgetan, dass wir Menschen einfach Bürokratie und Verwaltung benötigen, um als Gesellschaft überhaupt funktionieren zu können — über Jahrtausende beweisen wir bereits immer wieder, dass sämtliche anderen Modelle menschlichen Zusammenlebens gnadenlos scheitern.

Bisher war es allerdings auch immer ganz natürlich, dass Kriege, Revolutionen oder andere gesellschaftlichen Einbrüche dafür sorgten, dass wir Menschen auch mit der Bürokratie immer wieder von vorne anfangen mussten — die eigene Endlichkeit als Rettung jeden Lebens und Systems!

Neu für uns alle ist nun aber, dass sich die Bürokratie nicht wie „andere Lebewesen“ nach ein paar Jahrzehnten selbst erneuert, sondern nun ewige Züge annimmt und sich dabei als Institution nicht nur sehr wohl fühlt, sondern auch immer abstrusere Formen annimmt. Ohne Frage, gerade jene, die in diesem System zu Hause sind, werden diese Absonderlichkeiten nicht mehr erkennen können — auch dies ist eine bekannte Tatsache.

Sämtliche Versuche dieser Fehlentwicklung einen Riegel vorzuschieben, sind in den letzten Jahrzehnten schon in den ersten Ansätzen gescheitert. Nochmals, wir benötigen eine zu gut 80 % funktionierende Bürokratie, um als Gesellschaft überhaupt überlebensfähig sein zu können. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass manche dabei auch darüber spekulieren, dass nicht eine fehlende Bürokratie das Schlimmste wäre, sondern eine zu 100 % funktionierende — dies ist heute aber nicht das Thema.

Faktum ist auch, dass unsere Verwaltungen inzwischen und dies egal auf welcher Ebene Dimensionen angenommen haben, die nicht mehr handhabbar sind. Sie haben dabei schon längst jene Größe überschritten, die sie nunmehr dazu befähigt, dass sie sich ganz ohne den Rest der Gesellschaft am Leben erhalten und beschäftigen können.

Und der Rest der Gesellschaft beklagt sich zunehmend immer stärker, da dieser Rest die negativen Auswirkungen, von denen es unzählige gibt, erleiden und ertragen müssen — ursprünglich war es meine Absicht, ein gerade ganz aktuelles Beispiel aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit zu bringen, dann aber musste ich an alle, die denken, deren eigene berufliche und persönliche Existenzen durch unseren Bürokratiewahnsinn irreversibel zerstört werden und lasse das jetzt bleiben.

Meine Weblog-Leser stehen selber so im Leben, dass sie ausreichend eigene Beispiel aufführen können und wahrscheinlich auch weit drastischer als meine eigenen aktuellen ehrenamtlichen Erlebnisse!

Deshalb kürze ich meinen Beitrag ab und komme sogleich zu meinen eigenen Schlussfolgerungen. Wir müssen unsere Bürokratie und die darin gefangenen Mitbürger retten. Und wir können dies zumindest jetzt noch. Wenn wir dies allerdings nicht schnellstmöglich machen, dann greift eine von beiden Amtsschimmellösungen: entweder übernimmt die Verwaltung zu 100 % die gesamte Gesellschaft und diese besteht dann nur noch aus Verwaltung oder die Gesellschaft zerbricht an der Last unserer Verwaltung und hat es damit auch nicht verdient, von dieser verwaltet zu werden — Philosophen mögen dabei das unseren Verwaltungen inzwischen immanente Menschenbild erkennen.

Die Lösung für alle ist:

  • eine 100 % Transparenz in sämtlichen Verwaltungsangelegenheiten;
  • eine völlige Digitalisierung unserer Verwaltungen;
  • eine permanente Bestenauslese bei den Verwaltungsmitarbeitern;
  • eine zweijährliche Überprüfung sämtlicher Dienstposten auf Notwendigkeit und Effektivität;
  • eine Zeitbegrenzung sämtlicher Verwaltungsvorgänge, erlassener Regeln und Maßnahmen.

Ich bin mir dabei völlig im Klaren, dass noch viele weitere Dinge zu regeln sind, damit wird wieder die Verwaltungen bekommen, die wir tatsächlich benötigen und uns auch leisten können.

Abschließend nochmals mein Eingangs-Statement: wir können ohne (funktionierende) Verwaltungen nicht existieren.


„The only thing that saves us from the bureaucracy is inefficiency. An efficient bureaucracy is the greatest threat to liberty.“

Eugene McCarthy, Time magazine (12. Februar 1979)

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    • Das sehe ich anders, weder der Markt noch das „Überleben der Angepassten“ rettet unsere Bürokratie. Das Outsourcing hat zudem vieles noch schlimmer gemacht.

      Die Wiedereinführung von Eignung, Leistung und Befähigung in unseren Verwaltungen schadet allerdings bestimmt keinem.