Den „Berber“ von früher gibt es nicht mehr

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Beitragsfoto: FR2-Projekt der Aufbaugilde | © Aufbaugilde

Früher hießen die Obdachlosen „Berber“. Noch vor wenigen Jahrzehnten zogen Wohnungs- und Obdachlose durch die ganze Republik, von Sozialamt zu Sozialamt, von Pfarrhaus zu Pfarrhaus, auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit und einer warmen Mahlzeit. Der bittere Kreislauf von der Arbeitslosigkeit zur Wohnungslosigkeit bis zum Leben auf der Straße führte zu Wanderbewegungen durch ganz Deutschland.

Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Den „Berber“ von damals gibt es nicht mehr. Obdach- und Wohnungslose aber schon, und es werden jedes Jahr mehr. Die höchste Wohnungslosenquote unter den deutschen Großstädten hat Hamburg mit fast 19 000 Menschen. Auch im vermeintlich soliden Stuttgart leben heute 4 200 Menschen ohne Wohnung.

Der arbeitslose, aber gut qualifizierte und körperlich robuste Wohnungslose von früher ist ausgestorben. Wer heute auf der Straße und ohne Dach über dem Kopf lebt, ist häufig chronisch krank und psychisch angeschlagen. Die zahlreichen Rollatoren in unserem neuen Heilbronner Aufnahme- und Eingliederungsheim zeigen, dass sich auch die Altersgrenze hin zu älteren Betroffenen verschoben hat.

Woher kommen die Bewohner in unserem Projekt FR2? Die überwiegende Zahl, rund 80 Prozent, stammt aus dem Stadtkreis. Es sind Menschen zwischen 18 und 82 Jahren, die vorher auf der Straße, bei Freunden, Familienangehörigen oder in Obdachlosenunterkünften gewohnt haben.

Darunter sind auch Menschen aus den unterschiedlichsten Kliniken und Therapieeinrichtungen, die ohne unser Angebot unter der Brücke oder auf der Parkbank leben und übernachten müssten.

Unsere Wartelisten sind lang – zu lang. Für das Ausnahmehaus sind zurzeit 19 Menschen, für einen Platz im Eingliederungsheim zehn Menschen registriert. Für aus dem Krankenhaus entlassene Patienten, die noch nicht fit genug sind, um auf der Straße zu überleben, steht im FR2-Projekt ein Krankenappartement bereit. Ein weiteres Zimmer ist für Frauen reserviert, die Gewalt erfahren haben und keine andere Anlaufstelle haben. Der Bedarf ist vorhanden, die Häuser sind voll belegt.

Hier finden Sie weitere Informationen zum FR2 Projekt der Aufbaugilde:


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