Influencer – Marktschreier und Possenreißer zugleich

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Beitragsfoto: Frau mit rotgefärbten Haaren | Pixabay

Auch wenn der Begriff des Marktschreiers von Anbeginn an mehr oder weniger negativ besetzt war, so sind die Marktschreier — zumindest die stimmgewaltigeren und amüsanten — noch heute die Attraktion eines guten Marktes. Mir sind aus meiner Jugend besonders jene in Erinnerung geblieben, die zu jedem Fisch oder jeder Banane immer noch etwas draufgelegt haben und sich dabei auch niemals lumpen ließen.

Anfangs, so um das Mittelalter herum, arbeiteten die ersten Marktschreier noch mit Possenreißern inmitten ihres Publikums zusammen, um möglichst gute Verkaufserfolge zu erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass auch heute noch die erfolgreicheren Marktschreier im Team arbeiten; und dies ganz besonders in der, inzwischen ebenfalls eher aus der Mode gekommenen, Form der TV-Verkäufer, welche immer noch ganze Werbekanäle rund um die Uhr in Schwung halten können und dabei noch die Telefonleitungen zum Glühen bringen.

Inzwischen nennt sich die jüngste Form des Marktschreiers „Influencer“ und ist auf allen verfügbaren Internet-Kanälen zu finden, wobei diese, meist im eigenen Wohn-, Schlaf- oder Badezimmer anzutreffen, folgerichtig die Funktion des Possenreißers gleich mit übernommen haben; seltener sind die Influencer im Duo oder gar Team anzutreffen.

Das wirklich Interessante dabei ist, dass es wohl kein Produkt oder Dienstleistung mehr gibt, welche nicht von Influencern angepriesen werden. Und da sich die Influencer kaum auf den Märkten tummeln, sondern übers Internet rund um die Uhr in jeden Haushalt kommen, sind sie heute eine allgegenwärtige Werbeform; was ihnen damit aber auch langfristig die Kundschaft „stehlen“ wird, weil sich keiner mehr wegen ihrer ständigen Omnipräsenz im Vorfeld darauf freuen kann, wie heute noch auf den „Bananen-Bernd“, die „Blumen-Beate“ oder die „Fisch-Frieda“, die jährlich auf Märkten oder Messen zu hören und zu erleben sind.

Und so wie die Shopping-Kanäle im Fernsehen zum Schäfchenersatz für Menschen mit Schlafstörungen wurden, so werden auch die Influencer bald zu langweiligen Werbeartefakten mutieren, die dann kaum noch einer wahrnimmt — das war es dann sicherlich auch mit dem sogenannten „Multiplikatorenimage“ dieser neuzeitlichen Marktschreier.

„Wir haben die Fähigkeit bekommen, unsere Gedanken zu wählen, und das ist gewaltig.“

Xenia Overdose, Influencer (11. Juli 2018)

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