Beitragsfoto: Ausschnitt Korean War Veterans Memorial in Washington | © Pixabay
Über Führung, die heute gerne auch Leadership genannt wird, als auch über Kameradschaft wird sehr gerne und von sehr vielen Menschen gesprochen, meistens dabei von jenen, die beides nie selber erfahren, geschweige denn miterleben durften.
Leider findet man Führung und auch Kameradschaft kaum noch; letztere ist dabei sogar noch schwerer zu finden, da sie sich erst in tatsächlichen und existentiellen Krisen oder gar Kriegssituationen offenbart.
Man kann sie zwar befehlen oder gar einklagen, aber da geht es der Kameradschaft ähnlich wie der Intelligenz oder dem Anstand, denn ein Mensch muss diese Fähigkeiten haben oder wenigstens versuchen, sie sich hart zu erarbeiten, um sie auch selber zu finden.
Letztendlich zeigt sich Kameradschaft aber nur in seltenen Ausnahmesituationen, nämlich in solchen, die mindestens eine Person in eine existentielle Krise stürzt und diese Krise nur noch mit Hilfe von mindestens einer weiteren Person gemeinsam bewältigt werden kann.
Oder aber in Kriegen und Einsätzen, manchmal bereits auch in Lagen, die diese Krisensituationen nachzubilden versuchen.
Und wer Kameradschaft erfahren durfte, der hat ein wunderbares Geschenk erhalten, was wiederum von all den anderen Mitmenschen kaum nachzuvollziehen ist.
Und besser als Ludwig Uhland es 1809 im folgenden Gedicht formuliert hat, kann man Kameradschaft wohl kaum in Worte fassen.
Der gute Kamerad
Ich hatt einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.Eine Kugel kam geflogen,
Gilt’s mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär’s ein Stück von mir.Will mir die Hand noch reichen,
Ludwig Uhland, 1809
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!
Ludwig Uhland war selber seinen Freunden des schwäbischen Dichterkreises Justinus Kerner, Gustav Schwab und Karl Mayer tief verbunden. Was ihn auch zu einem Gedicht über die Wurmlinger Kapelle inspirierte, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Die Kapelle
Droben stehet die Kapelle,
Schauet still ins Tal hinab.
Drunten singt bei Wies’ und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab’.Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor,
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.Droben bringt man sie zu Grabe,
Ludwig Uhland
Die sich freuten in dem Tal;
Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch singt man dort einmal.