Beitragsfoto: Reservistengruppe Pomezia 2023 | © Steffen Zander
Die Zeit schreitet schnell vorüber, aber ich hatte bislang noch keine Gelegenheit bzw. keine Ruhepause, um zu berichten und mich zurückzumelden.
Von Mitte bis Ende März 2023 war ich nunmehr bereits zum siebten Mal auf einem Pflegeeinsatz für die Kriegsgräberfürsorge, mein vierter Einsatz als Kommandoführer und der zweite Einsatz in Italien nachdem ich aufgrund der Sprachkenntnisse bislang überwiegend in Frankreich eingesetzt war.
Auf der Anreise nach Pomezia bei Rom haben wir in Tirol nochmals den Winter erlebt aber mit jedem Kilometer südwärts wurden die Temperaturen erträglicher, allerdings scheint das Wetter bei uns ebenfalls überwiegend mild verlaufen zu sein.
Nach einer Übernachtung am Futapass (meinem allerersten Einsatzort 2015 zwischen Bologna und Florenz gelegen) kamen wir dann in Pomezia an. Die Partnerstadt von Singen am Hohentwiel ist keine Schönheit liegt aber nur 21 Kilometer von Rom entfernt und das Meer ist praktisch vor der Haustüre.
Unsere Aufgabe bestand im Wesentlichen aus Mäharbeiten, weil man mit dem Rasenmäher eben nicht sehr dicht an die Kreuze kommt, Hecken schneiden und den Platz in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen. Diese Aufgabe wird normalerweise von nur zwei Arbeitern erledigt und ist bei über 27 000 Gefallenen eine große Aufgabe.
Nur einmal war das Wetter nicht so berühmt, denn es regnete den gesamten Tag (war wohl dringend notwendig nachdem es wochenlang zuvor nicht geregnet hatte). Das erste Wochenende haben wir zunächst einen Ausflug nach Anzio auf den amerikanischen Friedhof (dort arbeiten 23 Arbeiter für rund 7 000 Gefallene) und ans Meer gemacht. Am Samstag erfolgte ein Ausflug nach Cassino, wo eine andere Gruppe ihren Einsatz gerade beendet hatte. Nach dem Besuch des dortigen berühmten Klosters, haben wir noch den dortigen polnischen Friedhof und den der Commonwealth Staaten besichtigt.
Kein Vergleich, aber man erkennt auch hier das den Nationen der Erhalt des Gedächtnisses weit aus mehr wert ist, und es handelt sich schließlich um die Nationen, welche den Krieg gewonnen haben. Sonntags ging es nach Rom, aber solch eine Stadt an einem einzigen Tag erkunden zu wollen, ist unmöglich und so blieb es beim Colosseum, Trevibrunnen und dem Vatikan. Zufällig konnten wir den Papst sehen, was beeindruckend war vor allem im Petersdom.

Nachdem wir unseren Auftrag zeitiger erledigt hatten, konnten wir nochmals einen Ausflug ans Meer machen, allerdings mit unerfreulichem Ende, denn unser Fahrzeug wurde, obwohl es leer war, aufgebrochen und die anschließende Bürokratie war unerfreulich, zumal die Carabinieri nur achselzuckend darauf verwiesen, dass dies Ausländer gewesen seien und man sollte auch nicht mit fremden Kennzeichen (es handelte sich um ein Dienstfahrzeug der Bundeswehr) an den Strand fahren. Wir waren nur eine von vier Gruppen, denen auf dem Abschnitt das Gleiche passierte, und alle anderen waren Italiener. Was nehmen wir trotzdem mit: die Gastfreundschaft war groß, das Essen phänomenal (sowie günstig im Vergleich zu Deutschland und Frankreich) und auch die Landschaft grandios, allerdings verwahrlost, mehr, je weiter man in den Süden kommt.
Auf dem Rückweg konnten wir noch Florenz einen Besuch abstatten und am Gardasee einen weiteren deutschen Friedhof besuchen, welcher supertoll in Schuss ist und alleine schon durch die Anlage beeindruckt, sowie einige Leckereien einkaufen.
Leider hatte mich der Alltag schnell wieder und ich brauche Wochen, um halbwegs aufs Laufende zu kommen.
Steffen Zander ist 1963 in Tuttlingen geboren, er wuchs sechs Jahre in Alexandria / Ägypten, zwei Jahre in Baghdad / Irak und acht Jahre in Jakarta / Indonesien auf. Sein Abitur konnte er 1983 dann in einem Internat in Gaienhofen am Bodensee machen. Seine Wehrpflicht leistete er gleich danach bei der Luftwaffe im Allgäu ab.
Er studierte Politik und Soziologie in Konstanz und in Kehl für den gehobenen Verwaltungsdienst. Seit 1989 ist er im Fachbereich Soziales beim Landratsamt Sigmaringen beschäftigt.
Noch heute aktiv in der Schwäbisch Alemannischen Fasnet in Mühlheim an der Donau sowie seit 1997 Reservist, war er zudem lange Jahre kommunalpolitisch tätig.
Ich lernte Steffen Zander 2005 in Stettin kennen als er Reservist beim MNC NE wurde. Und noch heute ist er dort tätig, inzwischen als Kompaniefeldwebel in der Unterstützungsgruppe.
Ich freue mich sehr, ihn nun auch als Gastblogger begrüßen zu können.