Namensverbote

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Beitragsfoto: Frau mit Buch | © Kris Møklebust auf Pexels

Unsere menschliche Kommunikation funktioniert eigentlich ganz gut über eine gemeinsame Sprache. Leider aber wird dabei schon immer von herrschenden Mitbürgern versucht, über Sprachmanipulation Einfluss auf alle anderen Bürger zu erhalten.

Am bekanntesten sind wohl noch heute die Namensverbote der alten Ägypter, die unliebsame Herrscher einfach aus den Schriften löschten und damit wohl über Jahrhunderte hinweg dem Vergessen übergaben. Und noch vor ein paar Jahrzehnten wurde darüber diskutiert, ob es nicht für die Gesellschaft sinnvoll wäre, wenn man die Namen von Verbrechern einfach so aus den Medien entfernt — zumindest wollte man es damit vermeintlichen Nachahmern erschweren.

Eine ähnliche Vorgehensweise sind die Retuschen von Bildern, die ebenfalls meist in Diktaturen vorkommen und damit unliebsame Mitbürger auch in Pressefotos verschwinden lassen.

All diese Versuche Namen zu verbieten — selbst jener aus den Harry Potter Geschichten — waren letztendlich völlig zwecklos und funktionierten vielleicht nur bei den alten Ägyptern ein paar Jahrhunderte lang — was meines Erachtens ein sehr trübes Bild auf diese „Hochkultur“ wirft.

Und was bereits mit Namen nicht funktioniert wird schon gar nicht mit Begriffen funktionieren! Zudem ist es noch nie gut gewesen, Probleme durch einfaches Verdrängen lösen zu wollen.

Deswegen haben bereits vor Jahrzehnten totalitäre Systeme wie auch offene Gesellschaften damit begonnen unsere Sprache nicht durch bloße Verbote, sondern durch plumpe Manipulation zu verändern. Hierbei sind die Euphemismen aus unseren westlichen Gesellschaften noch die bekanntesten, wie z. B. wenn aus der Putzfrau eine Reinigungskraft oder aus einem ungelernten Hilfsarbeiter ein Assistant Manager wird.

Aber auch diese sehr plumpen Sprachmanipulationsversuche fruchten nur für sehr kurze Zeit. Deswegen hatte bereits George Orwell das Neusprech erfunden und im Roman 1984 zur ganzen Blüte gebracht. Wie wir es bis heute erleben können, funktioniert aber ein Neusprech auch nur in totalitären Systemen und keiner kann heute vorhersagen, ob das Neusprech wenigstens eine ganz Weile andauern können wird.

Deswegen wäre es sicherlich für alle Beteiligten besser, wenn man Probleme und Konflikte offen und geregelt austrägt als sich auf solche Spielchen mit sehr zweifelhafter Herkunft und noch zweifelhafteren Intentionen einlässt!

Und da sich jede Sprache wie von selbst ändert — jeder von uns kennt unzählige Beispiele — bedarf es keinerlei Sprach-, Sprech-, Namens- oder gar Begriffsverbote! Jeder Staat, der sich auf solche Verbotsversuche einlässt, muss sich vorwerfen lassen, dass er zumindest völlig unseriös handelt, wenn nicht gar einer totalitären Agenda folgt.

Wenn die Menschen das Wort „Fräulein“ nicht mehr wollen, dann verschwindet dieses Wort wie von selbst aus der Sprache und Leser bzw. Hörer von älteren Büchern oder anderen Medien müssen sich über kurz oder lang kundig machen, was der Sprecher oder Schreiber damit ausdrücken wollte.

Der absolute Wahnsinn ist es, solche toten Worte wie „Fräulein“ im Nachgang dann aus allen Büchern und sonstigen Dokumenten löschen zu wollen! — was wir übrigens mit großer Inbrunst derzeit in vielen Teilen Europas tatsächlich machen.

Völlig unbenommen bleibt es jedem Menschen, bestimmte Worte nicht in den Mund zu nehmen. Es gibt in sämtlichen Sprachen unzählige solcher Worte, die man für gewöhnlich nicht aktiv nutzt. Und die allermeisten davon mussten auch nicht extra verboten werden.

Bis heute regeln sämtliche Sprachgemeinschaften ihre jeweilige Sprache völlig eigenständig, und viele meiner Zeitgenossen belächeln wie ich selbst auch bis heute solch spinnerte Versuche, wie z. B. die unserer französischen Nachbarn, ihre Sprache von Anglizismen freizuhalten.

Und deswegen kann ich die aktuelle Diskussion von selbsternannten deutschen Sprachdiktatoren und deren willfährigen Handlangern nicht für gut heißen, die jetzt durch sämtliche Medien tingeln und ein „N-Wort“ propagieren und zeitgleich das uralte und vielleicht auch aus der heutigen Zeit gefallene Wort „Neger“ (Latein: Schwarzer) verbieten wollen.

Ich vermute, dass diese Deppen — ebenfalls ein schönes altes Wort — damit das Wort Neger erst wieder so richtig hoffähig machen, als Beispiel kann das „F-Wort“ dienen, wo heute fast selbst jede Dame ohne zögern von „Fuck You!“ spricht.

Das wirklich Schlimme aber ist daran, dass es in unserer Gesellschaft wieder schick und hoffähig ist, selbst die irrsinnigsten Verbote durchsetzen zu wollen. Im Endeffekt werden diese Deppen dann auch die Todesstrafe für gut heißen, denn wer ihren wirren Ideologien nicht folgen will, der hat auch keine Existenzberechtigung.

Man merke sich bitte: „Wer Bücher verbrennt, der verbrennt auch Menschen!

Und Bücher bestehen bekanntlich aus Worten.


„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ 

Heinrich Heine, Almansor (1823)
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Seitenaufrufe: 1 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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  • Heinrich, dein Artikel scheint mir zu generell und plakativ. Deine Überschrift heißt Namensverbote und sollte wohl eher Wortverbote heißen. Und deine daraus entwickelten Thesen gipfeln z. B. darin, daß fast jede Dame ohne zu zögern Fuck you sagt (Zitat) – ich kenne solche Damen nicht. Und deine Schlussfolgerung von der Todesstrafe zur Nichtexistenzberechtigung finde ich auch übertrieben aber das generiert Aufmerksamkeit. Die Worte im Lauf des Jahrtausends haben sich geändert, denk an die Minnesänger wie Walther von der Vogelweide oder die Bibelübersetzungen von Luther, der ja auch dem aktuellen Sprachmodus angepasst ist.
    Vor 2 Tagen brachte mir meine 6-jährige Enkelin ein Buch vom Klett Kinderbuchverlag mit dem Titel die ‚Wurstkackfabrik‘. Soll wohl pädagogisch wertvoll sein – sorry ich verstehe es nicht. Ich lese gern sprachlich gut formulierte Literatur und davon gibt es zum Glück einiges. Wenn ich nun meine Enkel ab und zu korrigiere bei bestimmten Ausdrücken — ok — dann bin ich auch ein wenig totalitär.

    • Danke Ursula. Auch ich lese gerne gute Literatur und so manches neue Kinderbuch lässt mich sprachlos zurück. Ja, Sprache ändert sich beständig, mit oder ohne Verbote. Und das mit der Dame war wohl doch ein Wortspiel zu viel des Guten.

      Ja, meine Blog-Beiträge sind ganz bewusst plakativ gehalten und versuchen dennoch durch manche Wortspielereien den einen oder anderen Leser zu verzücken. Das Ziel ist dabei, den Lesern Reaktionen hervorzulocken. Ein Beitrag ohne jegliche Reaktion wäre nur für mich geschrieben.

      Das mit der „Todesstrafe“ als Folge von institutionalisierten (!) Verboten ist leider nicht übertrieben, sondern ein immer wieder festzustellendes Ereignis. Deswegen auch der Bogen von den alten Ägyptern bis hin zu Heinrich Heine.

      Übrigens, es besteht ein ganz gewaltiger Unterschied darin, ob man Worte staatlich verbietet oder diese einfach von vielen als nicht angemessen verpönt und in Folge davon vergessen werden. Auch ich habe immer wieder versucht, meinen Mitbürgern das eine oder andere Wort auszureden, wie z. B. „Hallo“ oder „Mahlzeit“ — was mir aber nie gelungen ist.

  • In den 60er-Jahren, als ich aufwuchs, galt „Scheiße“ in bürgerlichen Familien als „unmögliches Wort“. Wenn eins meiner Geschwister oder ich es sagten, mussten wir sofort aufstehen, ins Badezimmer gehen und uns den Mund mit Seife auswaschen (sehr effektive Strafandrohung, ist nicht schön). Der Erfolg dieser Maßnahme ist bekannt, bereits vor Horst Schimanski war das S-Wort salonfähig.