Weinerei

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Beitragsfoto: Weinberg im Stahlbühl 2017

Als Heilbronner bin ich in einer Weinstadt — manche sagen in einer der größten Weinbaugemeinden Württembergs, was für eine westfränkische Gemeinde wohl eine Auszeichnung sein dürfte — großgeworden und konnte als Schüler noch an der einen oder anderen Weinlese teilnehmen. Besser in Erinnerung blieben mir aber die spontanen Aktionen, noch in der Nacht Öfen in den Weinbergen aufzustellen, was ich schon damals für so schräg hielt, dass es mir schon wieder gefiel.

Da es damals auch noch üblich war, Wein kistenweise zu kaufen und im Keller zu lagern, habe ich 1979 meinen ersten Wein gekauft, nur um ihn Jahre später in den Abfluss zu kippen. Auf die Idee, diesen Wein damals etwa zu trinken, bin ich erst gar nicht gekommen. Dies war, ganz unterbewusst, wohl auch die Ursache dafür, dass ich später begann Whisky und Cognac zu sammeln.

Und auch, wenn ich in den 1980er-Jahren nach Heilbronn zurückkam und abends ausging, war es zumindest bei den jüngeren Wengertern üblich, den einheimischen Wein mit Cola oder gleich mit Schnaps zu trinken. In den bayerischen Kneipen hieß dies, glaube ich mich zu erinnern, damals Hirsch- oder Ochsenblut, und bei uns Korea.

Ende der 1980er-Jahre fand ich dann ausgerechnet im deutschen Norden Kameraden, die den Heilbronner Wein nicht nur kistenweise nach Hause schleppten, sondern auch in unseren Kasinos anboten. Hierbei lernte ich dann den Kerner lieben, weil er im Gegensatz zum Riesling den Magen nicht allzu sehr belastete. Und natürlich den Lemberger, der, für mich interessanter Weise, den Abend, auch ohne Zusatz von weiterem Alkohol, abrunden konnte.

Die älteren und vor allem trinkfesteren Kameraden bevorzugten dabei „den Göhring“ aus Heilbronn — in der Nachbetrachtung hoffe ich aufgrund des Geschmacks und nicht des Namens wegen — und als sie erfuhren, dass dies mein Nachbar sei und ich durch seine Schwefelschwaden hindurch zur Schule ging, war es nicht mehr abzuwenden, dass ich im Ehrenamt Kasino-Offizier wurde.

Ein paar Jahre später, als ich mich beruflich in Richtung Frankreich orientierte, lernte ich den Wein als Genussmittel kennen. Was aber auch dazu führte, dass ich zumindest im ersten Jahr nach jedem Mittagessen Schlagseite hatte und meine produktive Arbeitszeit in den Spätnachmittag legen musste.

Seit jener Zeit ist mir der französische Wein ans Herz gewachsen, und da jedes französische Regiment gute Beziehungen zu einem Weingut oder einem Champagner-Haus hat, konnten wir uns diesen Genuss auch leisten.

In diesen gut 10 Jahren wanderte auch die eine oder andere Kiste Heilbronner Wein nach Frankreich, wobei ich feststellen durfte, dass es die besseren Lemberger waren, die nicht nur der Höflichkeit wegen von meinen Kameraden getrunken wurden. Diese Erfahrung konnte ich auch über gut 30 Jahre hinweg während unserer Familienfeste auf dem Gaffenberg machen, wobei nie ein Lemberger übrig blieb, gerne aber andere Weine aus heimischer Produktion.

Da ich mich zudem in den 1990er und Nullerjahren einmal jährlich auch für ein paar Wochen in den USA aufhielt, lernte ich dort den kalifornischen Wein kennen und lieben, besonders meine dort lebende Tante machte uns immer wieder auf die besten Weine Kaliforniens aufmerksam, welche in meinen Augen gut mit den Bordeaux-Weinen mithalten können.

Meine Einsatzjahre sorgten dann dafür, dass ich den spanischen Wein kennen und schätzen lernte, da meine spanischen Kameraden meine Affinität zu französischen Weinen einfach nicht hinnehmen mochten. Diese Jahre führten dann aber auch dazu, vermutlich weil die militärischen Transportwege zusammen mit den vorherrschenden Klimaverhältnisse auch den besten französischen oder spanischen Wein nicht guttaten, dass wir allesamt auf den südafrikanischen Wein aufmerksam wurden und diesen zudem schätzen lernten.

In meinen letzten Dienstjahren lernte ich auch italienische Kameraden kennen, und deren Freundschaft führte dann dazu, dass ich bis heute die Weinregionen Italiens kennen- und lieben lerne — derzeit ist es Puglia –, was besonders meine bessere Hälfte freut, die eine ganz besondere Affinität zu Italien hat.

Ohne wirklich ein großer Weinkenner geworden zu sein, der aber gerne gute Weine trinkt, habe ich eigentlich nur eine Erkenntnis gewonnen: Bier und Wein haben eines gemeinsam, am besten schmecken sie dort, wo sie auch produziert werden.

Deshalb finde ich es auch heute noch ganz gut, wenn ich zu meinem Zwiebelrostbraten einen guten Lemberger bekomme, der darf dann auch ruhig aus der Brackenheimer Gegend stammen.

„Rotwein ist für alte Knaben — eine von den besten Gaben.“

Wilhelm Busch, Abenteuer eines Junggesellen

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