11.12.02023

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Beitragsfoto: Lebensmittel | © Roman Mykhalchuk, iStock by Getty Images

Inhaltsverzeichnis

Spendensammeln

Eigentlich nicht so mein Ding. Als „Wirtschaftsliberaler“ groß geworden und beruflich bedingt von Hilfsorganisationen aller Art mehr als abgeschreckt, habe ich eine gesunde Abneigung gegen Bettler in unseren Breiten und vermeintliche Hilfsorganisationen, die sich sehr gerne um sich selbst kümmern, entwickelt.

Dann aber habe ich meine bessere Hälfte, die sich schon immer auch im sozialen Bereich engagiert. Und diese hat es geschafft, dass ich mich nun auch schon ein paar Jährchen „sozial“ engagiere. Angefangen hat es, als sie mich dazu brachte, Patenschaften mit zu übernehmen, dann mit direkten Hilfen vor Ort selbst zu schauen, wie diese Gelder von den jeweiligen Empfängern verwendet werden und nun seit unserer Rückkehr nach Heilbronn bei meseno.

Dort fahre ich u. a. regelmäßig und inzwischen auch sehr gerne Spendensammeln, was nun zu der folgenden Beobachtung führt. Aufgrund professionellerer Lagerhaltung werden die Lebensmittel, die von den Firmen gespendet werden, weil sie kurz vor ihrer „Ablaufzeit“ stehen, weniger. Das ist erst einmal zu begrüßen, führt aber auch dazu, dass gerade jene Organisationen, die diese Lebensmittel einsammeln und an Bedürftige verteilen, immer weniger davon ergattern können. Dies ist für die Tafeln ein richtig großes Problem, die alleine im Heilbronner Raum Tonnen an Lebensmitteln umsetzen und zudem keine weiteren zukaufen dürfen.

Bei meseno sieht dies ein wenig anders aus, da dort nicht solch große Mengen umgesetzt werden können und notfalls auch Lebensmittel zugekauft werden. Und so wäre die Welt wenigstens hier weiterhin in Ordnung, wenn es nun nicht immer mehr weitere Organisationen gäbe, die sich ebenfalls nun verstärkt auf die „meseno-Quellen“ stürzen. Das führt nun dazu, dass die Spendenfahrten länger dauern, da es sich bei manchen Spendern nun vermehrt staut, aber auch dazu, dass das meseno-Bussle jetzt nicht mehr so voll wird wie die Jahre zuvor.

Und obwohl es nun immer mehr an weiteren Hilfsorganisationen gibt, die sich regelrecht auf den Markt drängen, werden die Bedürftigen im Bereich von meseno zahlreicher. Nun warte ich darauf, wann ich das erste Mal meine Tour durch den nördlichen Teil des Landkreises völlig umsonst fahren werde. Dass nun auch bei uns so langsam, aber sicher das „afrikanische oder Balkan-Problem“ greift, hätte ich nie gedacht: „auf jedes Straßenkind kommen zehn Organisationen, die sich um dieses kümmern möchten“.

Und so hoffe ich darauf, dass die neuen „Lebensmittelretter“ diese geretteten Lebensmittel nicht nur an Wohlstandsfamilien abgegeben, die sich durch den Verzehr von in Kürze ablaufendem Essen ein gutes Gefühl und Hochachtung bei den Nachbarn einkaufen.

Menschenrechte

Gestern konnten wir das 75. Jubiläum der Allgemeinen Erklärung für Menschenrechte begehen. Am 10. Dezember 1948 wurde sie in Paris verkündet; sie ist die Resolution 217 der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Manche von uns feierten dies sogar ein klein wenig.

Ich habe mir aus diesem Anlass eine Ausgabe von H. G. Wells „PHOENIX. A Summary of the Inescapeable Conditions of World Reorganisation.“ gegönnt, das dieser bereits 1942 schrieb.

Manch andere nutzen die Gelegenheit und versuchen wirklich alles, um die Allgemeinen Menschenrechte wieder aus der Welt zu schaffen. Dabei ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte weiterhin nur ein Ideal, aber selbst Ideale sind heute immer mehr verpönt.

Jetzt bin ich einmal gespannt darauf, wie lange es dauern wird, bis auch die Europäische Menschenrechtskonvention, welche bei uns in Europa einen verbindlichen Charakter hat, ebenfalls vielleicht nicht gerade beerdigt, aber so gebogen und gebeugt werden wird, dass selbst in der Europäischen Union Menschenrechte wieder nur etwas für die oberen Zehntausend sind.

Vor gut 2 000 Jahren reichte es bei uns übrigens schon, einfach nur Römer zu sein, um ein paar Grundrechte zu haben. Und so bin ich einmal gespannt darauf, was demnächst bei uns das neue Kriterium sein wird, um Mensch sein zu dürfen.


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