Beitragsfoto: Schachfiguren | © Steve Buissinne auf Pixabay
Inhaltsverzeichnis
Karfreitagmorgen
Ein Gedicht von Christian Morgenstern, dessen Gedichte ich bereits 2012 einmal zum Thema hatte. Auch dieses Gedicht regt eher zum Nachdenken an und passt zudem ganz gut zu meinen letzten beiden Blog-Beiträgen.
Karfreitagmorgen
Heute will ein alter Mensch
wiederum zu Grabe sterben,
und der neue soll von ihm
nichts als nur den Willen erben,
nach dem endlichen Gelingen
immer tiefer hinzudringen.Hilf zu solchem Ziel auch Du
Christian Morgenstern
mit dem eignen Stirb und Werde!
Lass uns einig unsre Erde
läutern, edlerm Stoffe zu!
Lass uns, liebes Lebensmein,
einer Sehnsucht Flügel sein!
Spielen
Wenn es alleine nach mir ginge, könnte ich sämtliche Spiele auf Schach reduzieren. Seit meinem ersten Einsatz in den 1990er-Jahren spiele ich regelmäßig und verliere dabei meist. Am liebsten verliere ich dann, wenn mich mein Gegner bezwingt und ich bis zum Schluss des Spiels nicht weiß, wo ich etwas falsch gemacht habe.
Seit 1997 nutze ich zudem das Schachprogramm „Shredder“, welches mich überall mit hin begleitet. Stefan Meyer-Kahlen hat mit diesem Programm für fast jeden Schachspieler einen passenden Gegner entwickelt. Das Programm ist inzwischen sehr ausgereift und ich musste vielleicht dreimal den Support bemühen, wobei mir immer innerhalb von zwei Tagen geholfen werden konnte.
Zugegebener Maßen nutze ich aber nur die einfachen Möglichkeiten des Programms; inzwischen kann es, außer mich beständig verlieren zu lassen, noch weit mehr. So stehen mir für den Fall, dass ich einmal regelmäßig gewinnen sollte, weitere Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Und so muss ich nach all den Jahren anerkennen, dass sich die Kosten für das Programm mehr als gelohnt haben.
Da es aber nicht nur nach mir geht, gibt es bei unseren Spieleabenden andere Spiele, von denen ich bereits des öfteren geschrieben habe. Das Schöne für mich dabei ist, dass dies die Chance, um auch einmal zu gewinnen, beträchtlich erhöht.
Seit gestern gibt es nun aber ein weiteres Spiel auf meiner Agenda und dieses habe ich einem improvisierten Spieleabend zu verdanken. Das für mich neue Spiel heißt „Dobble“ und hat mir sehr schnell gezeigt, dass ich Hirnregionen habe, die bisher wohl sehr ungenutzt geblieben waren.
Mit 55 Karten und fünf Spielvarianten sorgt es dafür, dass bis zu acht Spieler sehr viel Spaß und ältere Spieler wie ich zudem eine geistige Herausforderung finden, die sie wohl nur noch vom Spiel Memory her kennen. Wer dort bereits regelmäßig von Kleinkindern „abgezockt“ wird, der wird sicherlich auch hierbei seine Lektionen lernen. Alle Spieleabendteilnehmer waren sich gestern sicher, dass wir uns künftig noch öfters mit diesem Spiel beschäftigen werden.
Besserwisser
Das sind wir doch alle wohl ohne eine einzige Ausnahme. Dabei wäre es sehr von Vorteil, wenn es auch und dies möglichst viele Bessermacher gäbe. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass es uns allen so richtig an Bessermachern mangelt und ich bin schon froh darüber, wenn ich auf Menschen treffe, die überhaupt noch etwas machen, außer der sehr bequemen Verkündung des besser Wissens.
In all den Jahren traf ich dabei immer wieder einmal auf richtige Künstler, die das Besserwissen zum eigenen Erfolgsrezept gemacht haben und denen es zudem gelang, bis zum erfolgreichen Ende ihrer glorreichen Karriere ohne eigene Erzeugnisse egal welcher Art, ganz zu schwiegen von messbaren Erfolgen, die eigene Karriere einmal ausgenommen, aus dem Berufsleben zu scheiden. Noch heute schaue ich mit sehr großer Bewunderung auf solche Menschen zurück — in meinen Augen sind dies die ultimativen Lebenskünstler!
Überhaupt nicht bewundere ich aber jene dieser Künstler, die tatsächlich immer wieder und bis zum glorreichen Ende nur Trümmer, Tod und Verderben hinter sich zurücklassen. Leider sind diese Künstler inzwischen sehr häufig und dabei sogar in den höchsten politischen Ämtern anzutreffen — sie scheinen regelrecht in solche Ämter gespült zu werden.
In meinem direkten Umfeld bin ich mittlerweile schon mehr als zufrieden, wenn ich auf Menschen treffe, die etwas machen und ich gucke schon lange nicht mehr darauf, ob sie dies auch besser machen.
Denn über das Wort „besser“ kann man sich immer zanken und wird wohl kaum dabei auf ein gemeinsames Verständnis kommen. Deswegen halte ich das Wissen und das Machen für die bessere Wahl. Und weil auch das Wissen allgemein immer seltener wird, bleibt eigentlich nur noch das Machen über.
Und so könnte man zu der Überzeugung gelangen, dass man es einfach einmal mit dem bloßen Machen versuchen sollte, wobei über die Zeit hinweg sich dieses Machen beständig von alleine verbessert und zudem vielleicht sogar einmal zum Wissen führt.
Das Besserwissen hingegen sollte nur den wahren Lebenskünstlern unter uns vorbehalten bleiben.