66. Bundeskongress

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Beitragsfoto: Lilo & Werner

Es ist bestimmt schon eine ganze Weile her, dass meine bessere Hälfte und ich mit dem Zug zu einem Bundeskongress angereist sind. Dieses Mal ging es zum 66. Bundeskongress nach Halle. Die Hinfahrt führte über Stuttgart, Mannheim, Frankfurt und Erfurt. Die Rückfahrt ging über Erfurt, Nürnberg und Crailsheim, was einen echten Heilbronner doch etwas traurig macht. Schon alleine die Hinfahrt war erlebnisreich und diese Zeilen schreibe ich gerade während der Rückfahrt. Dieses Mal hatten wir bereits mit Fahrtantritt unseren reservierten Sitzplatz; ein Vorteil, wenn man in einer etwas größeren Stadt die Fahrt beginnt.

Unser inzwischen 16. gemeinsamer Bundeskongress fand in der für meinen Geschmack etwas zu morbiden Stadt Halle statt, was wohl die direkte Folge davon ist, dass die Stadt für ihre Größe zu wenige Einwohner hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Anteil an Einwohnern mit Migrationshintergrund bei knapp 14 % liegt, was nicht ausreichend ist, um den Altersdurchschnitt der Stadt wesentlich zu senken. Halle gilt weiterhin als drittgrößte Stadt der neuen Länder und ist den meisten von uns wegen des Anschlages auf die Haller Synagoge am 9. Oktober 2019 bekannt.

Als Kongressroutiniers organisieren wir inzwischen unser eigenes Beiprogramm und konnten so den Freitagabend an der Hotelbar ausklingen lassen und den Samstagabend zusammen mit Reiner Wichels und Jan-Philipp Scheu bei der Schnitzelwirtin genießen. Sollten Sie ebenfalls einmal dort einkehren, was ich Ihnen nur wärmstens empfehlen kann, dann richten Sie der guten Seele des Hauses, Claudia Heinemann, liebe Grüße von mir aus.

Gut gestärkt und gelaunt, entschlossen wir uns den Abend nicht an der Bar, der Barkeeper möge uns dies verzeihen, ausklingen zu lassen, sondern noch bei Lilo & Werner vorbeizuschauen, gab es dort noch Livemusik von einem ganz passablen Neil Young-Interpreten.

Das Hotel mit dem Kongressbereich gehörte sicherlich einmal mit zu den besten der Stadt, die dortigen Angestellten gaben auf alle Fälle ihr Bestes, was dessen schleichenden Zerfall aber nicht verhindert und den Gesamteindruck von Halle nur verstärkte.

Der 66. Bundeskongress selbst verlief völlig erwartungsgemäß und überraschte wohl kaum noch einen der Delegierten. Ich stellte dieses Mal aber verstärkt — sicherlich auch der Umgebung geschuldet — fest, dass meine bessere Hälfte und ich inzwischen zu den „Verbandsälteren“ zählen, wobei nur noch vereinzelt ein paar ältere „Dinosaurier“ auftreten. Da ich mit der Gewissheit groß wurde, dass „Tradition daraus besteht, immer an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“ (Gerhard von Scharnhorst), weckt in mir das Auftreten von Dinosauriern überhaupt keine nostalgischen Gefühle.

Das Ganze wurde nur noch dadurch verschlimmert, als ich erkennen musste, dass es kaum noch Unterschiede zwischen diesen Dinosauriern und unserer anwesenden Verbandsjugend gibt. Zudem verabschiedeten wir einen „Altgedienten“, den ich vor fast zwei Jahrzehnten noch als jugendlichen Hoffnungsträger ansah; der Verlauf der Welt ist wohl insgesamt etwas unrund geworden.

Eine Ursache dafür, zumindest was unseren Verband angeht, sehe ich darin, dass man als Mensch nicht in die Verbandsarbeit hineingeworfen — und dies möglichst weit oben — werden sollte, sondern in den Verband hineinwachsen muss. Ich selbst hatte mir bereits gut 20 Jahre lang auf lokaler Ebene meine Meriten verdient, bevor ich überhaupt auf Bundesebene tätig wurde.

Heute ist es nicht unüblich, dass man möglichst jung und unerfahren auf der höchsten Verbandsebene beginnt, dort erwartungsgemäß versagt, dabei ein paar Dinosaurier versucht zu imitieren (Motto: mehr Schein als Sein und dabei ja keine eigenen Wege gehen) und dann nach unten in die Verbandsstrukturen weitergereicht wird, wo man ebenfalls nur Blödsinn anstellt.

Und so war es doch ein wenig erfrischend, dass wir dieses Mal ein oder zwei Kreisvorsitzende neu mit in das Präsidium wählen konnten.

Eine Übersicht über die bisherigen Bundeskongresse der EUROPA-UNION gibt es gleich hier.


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