Beitragsfoto: Mädchen an einem Abgrund | © Shutterstock
Inhaltsverzeichnis
Nachtigall
„Nachtigall ick hör dir trapsen“ oder warum werden wir Heilbronner sonst aktuell vermehrt darüber informiert, dass Friedhöfe in Deutschland grundsätzlich ein Auslaufmodell seien und deren Unterhalt oftmals nicht mehr finanziert werden könne.
VIP-Bauplätze sind in Heilbronn schon länger Mangelware und die schönen „neuen“ Plätze unterhalb des Wartbergs waren viel zu schnell weg. Da kommt es doch ganz gut, dass unser Hauptfriedhof im Heilbronner Osten und sich auch noch dort in bester Lage befindet.
Die Heilbronner „Vettern“ und deren Sprößlinge werden sich freuen und haben sicherlich auch kein Problem damit, dass ihre zukünftigen Villen auf ehemaligen Grabfeldern liegen werden. Denn auch für Heilbronn gilt das geflügelte Wort: „Lage, Lage und nochmals Lage“.
Gespräche
Zum Ende des Sommersemesters gab es ein Käffchen und ein gutes Gespräch mit Detlef Stern. Im Anschluss tingelte ich dann noch durch die fast leeren Gebäude des Bildungscampus’, selbst die vielen Kneipen und Restaurants (siehe: Ludwig Feuerbach) dieses Bildungskomplexes waren verweist — „Jedem das Seine“.
Gleich am Freitag lasse ich mich wohl von Detlef für ein weiteres Projekt „schanghaien“ — eher aber im Sinne von Goethes Fischer. Auf alle Fälle aber hat der Bildungscampus seinen ganz eigenen Charme, und sobald ich das rechte Plätzchen für mich entdecke, werde ich es mir dort auch außerhalb der Vorlesungs- oder Seminarzeiten gemütlich machen.
Der dunkle Charme der Stadtbibliothek (ein Menetekel?) schlägt mir aktuell zu sehr aufs Gemüt und so gucke ich einmal, ob ich nicht auf die Hochschulbibliothek ausweichen werden kann.
Innere Emigration
Manche träumen bereits von einer inneren Emigration; ob man diese allerdings dann auch selbst aussitzen werden kann, das kann keiner sagen. Und im glücklichen Falle, dass dann wieder das Licht am Ende des Tunnels erreicht wird, muss erneut jeder völlig verblüfft feststellen, dass die gesamte Welt nur aus Widerstandskämpfern oder zumindest aus inneren Emigranten besteht.
Letztendlich kann man keinem Menschen ins Gehirn gucken und so nehmen wir weiterhin erst einmal deren Aussagen als wahr und gegeben an. Und wie es so ist, wenn man selbst aus dunklen Zeiten kommt, hat man erst einmal ganz andere Dinge zu tun — was ebenfalls sehr menschlich ist.
Leider aber führt — und das ist ein Faktum — eine fehlende oder auch nur eine ungenügende Aufarbeitung von Fehlern dazu, dass wir Menschen bei nächstbester Gelegenheit wieder in dieselbe Misere rutschen. Und wieder einmal gilt das geflügelte Wort Johann Wolfgang von Goethes „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ (Der Fischer) — wir Deutschen lassen uns sehr gerne ziehen.
Die tiefgründigeren Blog-Beiträge aus meinem näheren Umfeld nehmen auch wieder zu. Dabei wurde ich auf das Gedicht von Hans Carossa aufmerksam gemacht.
Der alte Brunnen
Lösch aus dein Licht und schlaf! Das immer wache
Gesplätscher nur vom alten Brunnen tönt.
Wer aber Gast war unter meinem Dache,
Hat sich stets bald an diesen Ton gewöhnt.Zwar kann es einmal sein, wenn du schon mitten
Im Traume bist, daß Unruh geht ums Haus,
Der Kies beim Brunnen knirscht von harten Tritten,
Das helle Plätschern setzt auf einmal aus,Und du erwachst, — dann mußt du nicht erschrecken!
Die Sterne stehn vollzählig überm Land,
Und nur ein Wandrer trat ans Marmorbecken,
Der schöpft vom Brunnen mit der hohlen Hand.Er geht gleich weiter. Und es rauscht wie immer.
Hans Carossa
O freue dich, du bleibst nicht einsam hier.
Viel Wandrer gehen fern im Sternenschimmer,
Und mancher noch ist auf dem Weg zu dir.
One thought on “16.7.02024”
Von wegen schanghait. Das war mentales Judo.