23.6.02023

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Beitragsfoto: Altes Rathaus / Bürgeramt Sontheim | © Von Wkynast – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35381086

Inhaltsverzeichnis

Moon

Sebastian Schaffer hat heute ein weiteres Lied veröffentlicht. Ich wünsche meinen Lesern beim Anhören viel Spaß. Übrigens, seit Kurzem hat Sebastian auch eine eigene Website: SebastianSchaffer.com

Sontheim

Das drittälteste der Heilbronner Dörfer soll so langsam aber sicher zu einem großstädtischen Stadtteil entwickelt werden, was doch nur zu begrüßen sein kann. Und so verstehe ich es überhaupt nicht, dass sich der dortige Bezirksbeirat gegen einen geplanten Hotelneubau ausspricht.

Der Baugrund ist eine seit Längerem freie Brachfläche, aus der man bisher keinen Park oder gar einen Sportplatz machen wollte und deren Nutzung als Acker ebenfalls ausgeschlossen wurde.

Jetzt soll dort ein 140 Betten-Hotel mit 100 Parkplätzen und sogar noch weiteren 70 Fahrradstellplätzen entstehen. Letzteres kann ich zwar überhaupt nicht nachvollziehen, denn wer kommt schon mit dem Rad tagsüber nach Heilbronn, der nicht abends wieder zurück zu Hause ist?

Wahrscheinlich ist es einfach nur ein Zugeständnis der zukünftigen Hotelbetreiber an die lokalen Besonderheiten und besonderen Befindlichkeiten unserer Stadtverwaltung. Die Hampton Hotelkette, welche inzwischen zu Hilton gehört, betreibt weltweit über 2 500 Hotels und kann schon deshalb für Heilbronn nur ein Gewinn sein. Das geplante Drei-Sterne-Plus-Hotel bedient dabei einen Markt, der in Heilbronn nachgefragt wird. Dies zeigt u. a. die aktuelle „Rückstufung“ des Hotels am Stadtbad von vier auf drei Sterne.

Es würde mich nicht wundern, wenn die Stadtspitze das neue Hotel in Sontheim dann als erstes deutsches „radhotel“ bewirbt. Eher noch, wenn dort tatsächlich verstärkt ganze Radgruppen nach Unterkunft fragen.

Haltestelle

Meine Eltern, beide gut in den 80ern, nutzen gerne die öffentlichen Verkehrsmittel. Vor Kurzem kamen sie nach einem etwas längeren Spaziergang durch die Innenstadt an der Bushaltestelle auf der Allee gegenüber der Post an. Leider waren alle Sitzgelegenheiten besetzt, wobei sie aber darauf spekulierten, dass wesentlich jüngere Heilbronner ihnen einen Sitzplatz anbieten werden.

Als mein Vater dann zu wanken anfing, der Fußweg war wohl doch für ihn etwas zu lang gewesen, sprang ein Mann mit Migrationshintergrund, der seinen Kaffee gleich hinter der Bushaltestelle genoss, auf und brachte ihm einen Stuhl vom Kebab-Laden. Kurze Zeit später spendierte er meinen Eltern noch je ein Fläschchen Wasser und stellte zum Schluss den Stuhl auch noch zurück.

Wenn ich mir nun einmal selber an die Nase fasse, dann kann ich zwar sagen, dass ich einem noch älteren Menschen an der Bushaltestelle meinen Sitzplatz zur Verfügung gestellt hätte. Aber ob ich so weit gegangen wäre wie der Herr mit Zuzugsgeschichte, das muss ich stark bezweifeln.

Mein Dank geht an den unbekannten Herren und an den Service des Kebab-Ladens, denn dessen Mitarbeiter hätten sicherlich bei dieser Zweckentfremdung ihrer Möbel einschreiten können.

Diese kleine Geschichte beweist wieder einmal, dass Anstand, gutes Benehmen und Hilfsbereitschaft überhaupt nichts mit der Herkunft zu tun haben.


„Es gibt kein äußeres Zeichen der Höflichkeit, das nicht einen tiefen sittlichen Grund hätte. Die rechte Erziehung wäre, welche dieses Zeichen und den Grund zugleich überlieferte. Das Betragen ist ein Spiegel, in welchem jeder sein Bild zeigt.“

Johann Wolfgang von Goethe, Die Wahlverwandtschaften, Aus Ottiliens Tagebuche (1809: 2. Teil,5. KApitel)
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Seitenaufrufe: 4 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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  • Lieber Herr Kümmerle,

    Prima, dass Sie das Erlebnis Ihrer Eltern in der gegenwärtigen Sommerhitze an der Bushaltestelle Allee geschildert haben. Ein unbekannter Mann, der irgendwann von „draußen“ nach Heilbronn gekommen ist, hat dem inzwischen betagten Heinrich Kümmerle sen. und seiner Frau geholfen. Mir fällt dazu das oft zitierte Wort von Max Frisch ein: „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.“ Verfolgt man in letzter Zeit manche Debattenbeiträge, so könnte man meinen, das Land stehe ob der Migranten kurz vor dem Untergang. In Wirklichkeit zeigt die Geschichte immer wieder, dass Einwanderungsländer von all denen, die kamen, am Ende wirtschaftlich, kulturell und menschlich profitiert haben.

    Beste Grüße und Ihren Eltern alles Gute
    Hans Müller