30.5.02023

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Beitragsfoto: Fundstücke

Inhaltsverzeichnis

Menschen

Wenn man immer wieder eines der schönsten Einkaufszentren weltweit besucht, kommt man nicht umhin auch die dortigen Menschen zu beobachten. Die besagte South Coast Plaza besticht durch ihre Sauberkeit — man könnte dort vom Boden essen. Zudem finden sich überall Helfer und Aufsichten, so dass sich dort keiner unsicher fühlen muss.

Neben der Sauberkeit gefällt mir ganz besonders, dass dort alle bekannteren Firmen und Marken vertreten sind und man sich somit sehr schnell einen guten Überblick über Handel und Kommerz verschaffen kann. Wie schon gesagt, für mich sind aber die Menschen dort die richtig spannende Angelegenheit, angefangen von den Touristen und Gelegenheitskäufern bis hin zu den Power-Shoppern und Schnäppchenjägern.

Und auch für die entsprechenden Restaurants ist gesorgt, sodass man sich dort eine ganze Zeit lang beschäftigen kann. Anfangs fielen mir dort immer die vielen Europäer auf, die mit vollgefüllten Einkaufstaschen durch die Mall spazierten, heute sind es meist Asiaten. Viele davon fliegen extra aus China oder Japan ein, um ein paar Tage lang dem Shoppen zu frönen.

Spannend und für mich zu beobachten, dass es seit ein paar Jahren dort Einkaufsberater gibt, die den Power-Shoppern beim Einkauf helfen. Viele der heutigen Shopper wollen offensichtlich auch beim Einkaufen Zeit und Nerven sparen. Und das Ganze funktioniert dort offensichtlich ganz gut, denn die South Coast Plaza kann zusätzlich noch mit einigen Outlet-Stores und weiteren Schnäppchenläden punkten.

Und so kann man wohl auch heute noch, wenn man seine Einkäufe gut plant, durch das Shoppen in der Mall zumindest die eigenen Reisekosten einsparen. Wobei es den Power-Shoppern ohne Frage gelingen wird, mit Hilfe der Profis vor Ort, ihre Gewinne beim Einkaufen zu maximieren.

Ein solches Beispiel sind derzeit viele Taschen, welche ich noch vor Kurzem in Straßburg in den Galeries Lafayette bestaunen konnte und die dort mit mehreren Hundert Euro zu erstehen gewesen wären. Hier fand ich die gleichen Taschen für kaum 40 Euro zu kaufen. Man kann sie in der Mall aber auch weiterhin zum Originalpreis erwerben — wobei dann wohl das Einkaufserlebnis mit dem Glas Champagner in der Hand zählt.

Man muss dabei aber auch berücksichtigen, dass wenn ein Etwas von z. B. Versace zu 80 % reduziert zu erhalten ist, dieses sicherlich wunderbare Etwas immer noch für die meisten Menschen weiterhin nicht auf der Einkaufsliste stehen wird.

Aufgrund des aktuellen Wetters habe ich mir noch einen Mantel angeschaut, dessen Marke mir nicht geläufig ist, und der ursprünglich für knapp 6 000 Dollar zu erhalten war und jetzt keine 1 000 Dollar kostete. Die besten Schnäppchen sind meines Erachtens weiterhin jene auf die man verzichtet und so konnte ich gestern 1 000 Dollar sparen.

Am Spannendsten war diese Jahr aber eine Veränderung im Restaurantbereich, ein weiteres Restaurant erhielt einen Michelin Stern und zwei amerikanische Restaurantketten mussten asiatischen weichen. Das Besondere dabei, dass sich vor den beiden asiatischen Restaurants gerade die asiatischen Shopper die Füße in den Bauch standen und ihre, durch die Einkaufsprofis ersparte Zeit, wieder ins Schlange stehen investierten — so wie viele Deutsche auch, die auf Teneriffa nicht ohne ihr Schnitzel oder eine Currywurst leben können.

Ein Versuch

Auch Kirchen haben ihre strukturellen Probleme und wie bei Staaten kommt es in erster Linie auf die jeweiligen Menschen an. Den Kirchengebäuden selbst und ganz besonders deren Verwaltungen wird inzwischen viel zu viel Bedeutung beigemessen.

Gerade in Zeiten, die uns Menschen wieder mobiler machen und uns damit insgesamt aus Strukturen lösen, die noch ihren Sinn in der Schollenbindung von Menschen hatten. Wenn Staaten wie auch Kirchen überleben möchten, dann müssen sie die passenden Antworten auf die heutigen Zeiten finden; Verdummung und eine Einpferchung der jeweiligen Mitglieder sind dabei die falschen Antworten.

Wenn man sein gesamtes Leben selbst mobil war ist es schwer jeweils die passende Gemeinde zu finden und noch schwerer in eine alte Gemeinde zurückzukehren. Aber es ist nicht schlecht, wenn man dabei einer Kirche angehört, die zwar keinen weltweiten Anspruch erhebt aber dennoch weltweit vertreten ist.

So bekommen Kirchengebäude an sich einen weiteren Sinn, denn sie schaffen auch in der Ferne Nähe. Und weil gerade Pfingsten ist, habe ich einmal nach einer passenden Kirche geschaut und diese sogleich in der Nachbarschaft gefunden.

Die älteste noch benutzte protestantische Kirche von Orange County wurde 1876 gebaut. Leider standen wir gestern vor verschlossenen Türen, die Gemeinde war wohl vereist — wer möchte ihr das aber gerade an Pfingsten verübeln?

Offene Kirchen machen in der heutigen Zeit leider kaum noch Sinn und so wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn man mit einer Art „Kirchen-Card“ Zutritt zu sämtlichen Kirchen zumindest der eigenen Glaubensrichtung bekommen könnte. Ich finde dies wäre ein echter Mehrwert gerade für Kirchensteuer zahlende Mitglieder.

Wachstum

Nicht nur die Heilbronner Stadtverwaltung wird immer dicker, sondern insgesamt fetten sich unsere Verwaltungen immer weiter an. Und so half es nichts, dass ich dagegen bereits seit meiner Jugend anschreibe und noch heute einen möglichst schlanken Staat als die Grundlage jeder funktionierenden Demokratie ansehe.

Leider sieht es die Mehrheit der Deutschen völlig anders, entweder träumen wir selber von einem Beamtendasein oder wir haben zumindest einen Vetter in irgendeiner Verwaltung sitzen. Letzteres wurde über die vergangenen Jahrzehnte immer wahrscheinlicher. Und so sind auch schon längst die damaligen Forderungen verhallt, das Beamtentum insgesamt abzuschaffen. Wobei ich heute noch davon überzeugt bin, dass ein hochqualifizierter Beamtenapparat jeder Gesellschaft gut tut; im Falle, dass die ausgewählten Beamten qualifiziert und motiviert sind. Leider aber leben wir in einer Vetternwirtschaft und sämtliche Arbeitsplätze im staatlichen Umfeld sind in erster Linie zu reinen Versorgungsposten degeneriert.

Jan Hildebrand merkt hierzu im Handelsblatt (29.5.2023) an, dass „der Beamten-Boom … das völlig falsche Signal [ist].“ Seine Recherchen ergaben eine Erhöhung des Beamtenapparats in den Bundesbehörden von rund 17 000 Beamten 2010 zu heute rund 30 000 Beamten. Wobei die aktuelle Bundesregierung seit Regierungsbeginn bis heute alleine für 1 710 neue Beamtenstellen im Kanzleramt und den Bundesministerien sorgte.

„Eine XL-Regierung aber ist das völlig falsche Signal zur falschen Zeit. Die Unternehmen leiden nicht nur unter einer schwachen Wirtschaftsentwicklung – das Land steckt in einer Rezession – sondern auch der akute Fachkräftemangel macht ihnen zu schaffen.“

Jan Hildebrand, Handelsblatt (29.5.2023)

Jan Hildebrand ist dabei völlig entgangen, dass wir bereits heute über XXL-Regierungen verfügen und Versorgungsapparate noch nie das richtige Signal an Wirtschaft und Gesellschaft waren!

Und so bleiben wir weiterhin Vetternwirtschaftsweltmeister und sind erneut auf gutem Weg, um wieder zum Sorgenkind Europas zu werden, denn jede Demokratie zerfällt mit ihrem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Niedergang. Und wie bereits in der Weimarer Republik müssen die Antidemokraten nur zugucken wie sich unsere Demokratie von ganz alleine verabschiedet — was man aktuell ganz gut an der Zustimmung zur AfD und der Unterstützung weiterer antidemokratischer Kräften beobachten kann.

„But, to speak practically and as a citizen, unlike those who call themselves no-government men, I ask for, not at once no government, but at once a better government. Let every man make known what kind of government would command his respect, and that will be one step toward obtaining it.“

Henry DAvig Thoreau, Walden (2020 [1854]: 312)

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