30.8.2022

5
(1)

Beitragsfoto: Binnenschiff auf dem Neckar | © Shutterstock

Rheinvertiefung versus Oderausbau

Die deutsche Bigotterie kennt derzeit keine Grenzen. Nachdem die Schweizer und Österreicher feststellen mussten, dass Staatsverträge mit Deutschland das Geld nicht Wert sind, auf dem sie gedruckt wurden und die nun fertigen Tunnelprojekte (beides Jahrhundertvorhaben, sowohl in der Schweiz als auch in Österreich) keine adäquaten Bahnanschlüsse auf deutscher Seite vorfinden, müssen jetzt die Polen feststellen, dass sich Deutschland nur bedingt an Staatsverträge hält.

Im Zuge der geplanten verstärkten Verlagerung der Güterverkehre auf die Flüsse Europas wurde nicht nur der Rhein-Main-Donau Kanal gebuddelt, sondern auch die Oder als ein zukünftiger größerer Transportweg vorgesehen, was für Polen übrigens eine sehr große wirtschaftliche Bedeutung hat.

Die aktuelle Umweltkatastrophe an der Oder nimmt nun Deutschland zum Anlass, um vom beabsichtigten Oder-Ausbau wieder Abstand zu nehmen. Zeitgleich aber können wir heute in der Heilbronner Stimme (30.08.2022: 30) lesen, dass die Rheinvertiefung früher kommen soll. Volker Wissing nannte den Ausbau der Schifffahrtsstraße eines der „wichtigsten Verkehrsprojekte“ in Deutschland. Auch bei den üblichen Elbvertiefungen oder einem Ausbau der Neckarschleusen sind wir nicht sehr zimperlich. Jetzt aber, da es um die „deutsche“ Oder geht, wo wir unsere Natur und damit „deutsches Kulturgut“ ganz besonders schützen müssen, erklären unsere Politiker den Umweltschutz zur Top-Priorität.

Ist es uns jemals bewusst geworden, dass wir sehr gerne mit zweierlei Maß messen! Der Amazonas wird beklagt und bei uns jeder Baum gefällt, welcher mehr als 50 Euro Gewinn bringt. Elefanten, Löwen und Tiger müssen weltweit geschützt werden, aber wir selber kennen bei uns nur Problem-Bären und Mörder-Wölfe.

Luftverteidigung

Bereits Ende der 1960er-Jahre war es der NATO gelungen, den Aufbau einer funktionierenden Integrierten NATO-Luftverteidigung abzuschließen: es handelte sich dabei um ein existierendes Führungssystem aus Sensoren und Gefechtsständen vom Norden Norwegens bis zur Südflanke in Südosteuropa. Diesen Gefechtsständen waren Luftverteidigungskräfte mit den unterschiedlichsten Waffensystemen, welche 24 Stunden an sieben Tagen die Woche, jahrein, jahraus, einsatzbereit waren, unterstellt. Multinationalität war schon damals das Maß aller Dinge und so standen unter anderem Amerikaner, Belgier, Dänen, Deutsche Engländer, Kanadier und Niederländer Schulter an Schulter bereit, um die Unversehrtheit des NATO-Luftraums sicherzustellen.

Deshalb ist die Flugabwehr seit Jahrzehnten in ganz Europa eine Angelegenheit der NATO, was auch nicht verwundert, wenn man von Interkontinentalraketen und Überschallwaffen spricht und jeder Strahlflugzeugführer höllisch aufpassen muss, dass er sich nicht innerhalb weniger Minuten bereits in einem ganz anderen Land befindet.

Bereits mit der Orwellschen Friedensdividende hat sich Deutschland aus der Verantwortung gestohlen und seine NATO-Verpflichtungen immer weiter zurückgebaut — heute darf man annehmen, dass der Grund entweder ideologischer Natur war, da man weiterhin an den Sieg des realen Sozialismus glaubt, oder die Verantwortlichen ganz einfach vom System Putin gekauft wurden.

Inzwischen steht es außer Frage, dass man eine NATO-Luftverteidigung dringend benötigt, denn die russischen Angriffskriege werden nicht mehr lange vor NATO-Gebiet Halt machen — zu stark hat die Fünfte Kolonne Putins unsere Demokratien bereits demontiert und die NATO geschwächt.

Und so ist es schon bemerkenswert, wie der deutsche Bundeskanzler wider besseren Wissens gestern in seiner Grundsatzrede vom Aufbau einer europäischen Luftverteidigung fabuliert. Damit ist es wohl weiterhin Deutsche Staatsraison, die NATO weiter zu schädigen und Europa insgesamt als Morgengabe für Diktator Putin herzurichten. Ob dies aus ideologischen Gründen geschieht oder einfach nur, weil die betroffenen Personen von Putin und seinen Geldgebern gekauft wurden, ist dabei unerheblich.


Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicken Sie auf die Sterne, um den Beitrag zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen.

Es tut mir leid, dass der Beitrag für Sie nicht hilfreich war!

Lassen Sie mich diesen Beitrag verbessern!

Wie kann ich diesen Beitrag verbessern?

Seitenaufrufe: 7 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen: