8.1.02024

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Beitragsfoto: Screenshot Website der Landesregierung zu „500 Jahre Bauernkrieg“ | © The Länd

Inhaltsverzeichnis

Heimatfilm

Detlef Stern hat mich in seinem jüngsten Blog-Beitrag auf einen „Heimatfilm“ aufmerksam gemacht, der vom freischaffende Künstler und Illustrator Natalis Lorenz geschaffen wurde. Dieser stellt sein Animationsprojekt „Tales of the Undead Beats“ in einem Youtube-Video vor. Dort findet man gleich auch seinen Kanal, der sämtliche Staffeln dieses etwas anderen Heimatfilms aus dem Jahr 2015 zeigt.

Und ich weiß jetzt auch, warum kein Geld mehr für den Treffpunkt Europa vorhanden war — man muss auch in der Stadtverwaltung Schwerpunkte setzen.

Tales of the Undead Beats | Website

Interessanter Weise zeigten wir im Rahmen des letzten Gemeinderatswahlkampfes ebenfalls einen Heimatfilm über unsere Stadt. Dieser war aber eher für die bereits etwas älteren Heilbronner geeignet.

Bauernkrieg

Baden-Württemberg würdigt den Bauernkrieg der Jahre 1524 und 1525 durch eine große Landesausstellung. Neben der kulturhistorischen Ausstellung in Bad Schussenried sind eine interaktive Ausstellung sowie eine „Kindermitmachausstellung“ in Stuttgart vorgesehen. Ich hoffe jetzt einmal nicht, dass die sogenannte Kindermitmachausstellung unter das Motto „Wir spielen Krieg“ gestellt wird.

Inzwischen wird der Bauernkrieg seitens unserer Landesregierung als ein Versuch der Etablierung von Demokratie und Mitbestimmung verklärt und wir können wohl froh darüber sein, dass die damaligen Bauernführer nicht auch noch für das Gendern, Frauenrechte und die LGBT-Bewegung in Verantwortung genommen werden.

Winfried Kretschmann wird dabei wie folgt zitiert: „Wir können für unsere Gegenwart und die Zukunft nur lernen, wenn wir auf die Vergangenheit blicken und sie auch sichtbar und greifbar machen. Ein Blick auf das Jahr 1524 / 25 eröffnet deshalb auch in der Gegenwart Perspektiven.“ — einige Landwirte nehmen ihn inzwischen vielleicht sogar zu wörtlich.

Auf alle Fälle aber kostet uns Steuerzahler diese Ausstellung mindestens 7 Millionen Euro und zeigt, dass wir in Baden-Württemberg weiterhin mehr Steuergelder zur Verfügung haben als unsere Politiker zum Fenster hinauswerfen können. Und so lange die Union mitregiert, dürfte sich daran auch nichts ändern, zumindest am Geld zum Fenster hinauswerfen.

Und wenn die Union einmal nicht mitregiert und sich die kohlschen Kassen schneller leeren als von den Abgeordneten befürchtet, drängen diese immer vehementer zurück an die Futtertröge. Da kommt es dann ganz gut, dass die jeweilige Nachfolgeregierung alleine aus der Not heraus versuchen muss, tatsächlich und nicht nur mit Worten wie eine schwäbische Hausfrau zu wirtschaften.

So können die Oppositionsführer der Union ganz froh darüber sein, dass sich unter ihnen mit, wie z. B. Joachim Rukwied, auch noch Bauernführer und Subventionskönige befinden. Aber noch mehr darüber, dass sich unsere Bauern weiterhin sehr leicht und wie bereits vor 500 Jahren auch sehr gut für alle möglichen Zwecke instrumentalisieren lassen.

Und wenn Friedrich Merz, Markus Söder und deren Parteikollegen nicht sehr schnell wieder an die alten Honigtöpfe gelangen, dann gibt es nicht nur einen „Heißen Herbst“, sondern ein heißes Gesamtjahr. Denn die Nebeneinkünfte von Unionsabgeordneten sinken weiterhin und so mancher Ex-Minister muss bereits die ersten Häuser und Wohnungen verkaufen — was wesentlich schlimmer sein dürfte als die Versteuerung von Agrardiesel.

Anscheinend aber bedenken die besagten Politiker dabei nicht, dass mit Alice Weidel, Sarah Wagenknecht und Bernd Höcke weitere Kandidaten in den Startlöchern stehen, die von Aufständen eher profitieren werden als gerade jene, die den Bauern die Suppe erst eingebröckelt haben.

Und so bleibt die Frage, lassen sich unsere Bauern weiterhin für die Interessen anderer verheizen? Ich hoffe diesbezüglich, dass sich die große Landesausstellung dabei auch der Frage widmen wird, wer damals überhaupt vom Bauernkrieg profitiert hat? — ich befürchte, die Bauern waren es nicht. Und vielleicht könnten wir, frei nach Kretschmann, daraus etwas für das Jahr 2024 lernen, von der Zukunft wage ich erst gar nicht zu sprechen.

Vergleich

Heute wurde ich bei meiner Fahrt mit dem meseno-Bus ein wenig ausgebremst und da die von mir eingesammelte Ware etwas wenig war, dürften diese Woche ein paar Menschen ihren Gürtel etwas enger schnallen müssen.

Als ich hinter dem einen oder anderen Traktor hinterher zuckelte, kam ich zuerst auf den Gedanken, wie viel von dem gerade vor mir tuckernden 300 000 Euro Ungetüm ich eigentlich mit meinen Steuergeldern bezahlt habe. Dann wurde ich etwas abgelenkt, da ich an einem Galgen vorbeifuhr, an dem jemand ganz theatralisch eine Ampel aufgehängt hat — er hat sich dabei große Mühe gegeben, denn diese leuchtet auch noch. Als ich dann noch an ein paar netten Schildern vorbei fuhr, die faire Preise forderten, kam ich einfach nicht umhin und musste an einen uralten französischen Witz denken.

Ein Sekretärin kommt wütend zu ihrem Chef und klagt eine leistungsgerechte Bezahlung ein.

Darauf erwidert dieser, er könne sie doch nicht verhungern lassen.

Anon

Auf alle Fälle fragte ich mich dann schon, ob unsere Bauern überhaupt wissen, dass sie Opfer einer jahrzehntelangen völlig verfehlten Politik sind, die den Markt durch Planwirtschaft und Subventionen ersetzt hat, die einzig und alleine Großbauern und Agrarkonzernen zum Wohle dienen. Wissen die Bauern auch, dass sie mit Agrardieselsubventionen und weiteren kleineren Geldgeschenken immer nur ruhig gestellt wurden?

Sie hätten es wissen müssen und haben sich mit der Annahme dieser Geschenke mitschuldig gemacht. Und würden in unserem Land weiterhin die Butterberge wachsen und nicht die Schuldenberge, dann hätte auch die aktuelle Bundesregierung an diesem Wirtschafts- und Gesellschaftsbetrug nichts geändert und unsere Bauern ihre Traktoren weiterhin in ihren Garagen behütet und gestreichelt.

Nun aber zum angekündigten Vergleich zwischen protestierenden Bauern und „Klimaklebern“. Beide bringen ihren Protest auf die Straße und versuchen dabei ihre Mitbürger in Geiselhaft zu nehmen. Beide Gruppen gefährden den Straßenverkehr und sorgen auch dafür, dass manche kranke oder verletzte Mitbürger viel zu spät in die Krankenhäuser gelangen. Die Bauern sind dabei organisierter und erhalten zudem Rückhalt von Demokratiefeinden und einer an die Futtertröge drängenden Opposition. Die „Klimakleber“ kämpfen für ein höheres Gut, wobei die Bauern sich alleine über den Wegfall von Subventionen beklagen.

Unser Recht auf Demonstrationen ist richtig und wichtig! Wir sollten uns allerdings dabei fragen, ob wir dieses Recht nur dann in Anspruch nehmen können, wenn wir damit unseren Mitbürgern und nicht den eigentlichen Adressaten einen größtmöglichen Schaden zufügen?

Diese Frage sollte sich auch der Putin-Jünger von der Bahngewerkschaft stellen? Denn neben den Schäden für uns alle, wird auch unsere Demokratie immer weiter demontiert — und das dürfte das eigentliche Ziel von viel zu vielen dieser Demonstranten sein; entgegen anderweitiger Aussagen und Verlautbarungen.

Was jetzt nicht bedeutet, dass ich gegen die Forderungen der Demonstranten wäre. Wir benötigen dringend einen verstärkten Schutz der Umwelt, wir benötigen endlich auch eine nachhaltige und funktionsfähige Landwirtschaft und wir benötigen zudem einen zuverlässigen öffentlichen Personennah- und Fernverkehr.

Die Frage bleibt, ob dies durch die aktuellen Demonstrationen und Blockaden erreicht werden wird? Ich befürchte, dass nicht!


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Seitenaufrufe: 91 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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  • Heimat?!? Nach 500 Jahren sind die Nachrichtenkanäle von déjà-vus geprägt. Oder sollte es encore-vu heißen? Heute wie damals wird die berechtigte Sache von kriminellen Elementen mißbraucht und für ihre eigenen Zwecke gekapert. Die eiserne Faust wendet sich mit Grausen ab. Auf den Showdown in Neckargartach darf man gespannt sein.