Beitragsfoto: Beitragsfoto: Inschrift aus Pompeji | © Pascal OHLMANN auf Pixabay
Woher diese allseits bekannte Aussage „Wer schreibt, der bleibt.“ herstammen könnte, darüber hat sich Welf-Gerrit Otto einmal in einem eigenen Blog-Beitrag schlau gemacht. Die von Caius Titus stammende Herkunft „Verba volant, scripta manent!“ kann ich nachvollziehen. Ich selbst habe es für mich in „Schreiben, um zu bleiben.“ abgewandelt.
Wie wohl alle Blogger unterliege ich einer Art von Schreibzwang, wobei sich meine Blog-Produkte zu allererst an mich selbst richten, über das reine Beschreiben von Zetteln im Sinne eines Zettelkastens hinausgehen und auch, da öffentlich, den Zweck eines Tagebuches längst hinter sich gelassen haben. Komischer Weise kommt das Poesiealbum, welches meist von Mädchen meiner damaligen Schulklasse geführt wurde, meinem heutigen Blog dabei mit am nächsten.
Und so wie sich die meisten Weblogs in Zweck, Art und Inhalt unterscheiden, so unterscheidet sich auch die Art und Weise wie die jeweiligen Blogger schreiben. Ich schreibe von Anfang an spontan, meist von irgend etwas motiviert und in Echtzeit sofort in das Blog. Da meine Schreibprodukte erst einmal für mich selbst sind, nehme ich auf andere und deren Befindlichkeiten kaum Rücksicht. Wer bei mir mitliest, dem kann es durchaus wie dem „Hörer an der Wand“ ergehen; wobei auch diese Möglichkeit so gut wie nie von mir mit berücksichtigt wird.
Spontanes Schreiben hat dabei ähnlich wie spontanes Sprechen durchaus auch seine Schattenseiten: „Si tacuisses, philosophus mansisses“. Aber darauf kommt es mir gar nicht an, denn der öffentliche Schreibprozess gehört für mich durch seine Transparenz einfach zur Spontanität des Schreibens mit dazu — Rechtschreib- und inhaltliche Fehler eingeschlossen. Auch beinhaltet dies durchaus, dass ich teilweise Überflüssiges, manchmal richtigen Quatsch oder gar völligen Mist schreibe — für manche Zeitgenossen wären solche Inhalte eher für das Tagebuch oder einen Zettelkasten geeignet. Manch andere füllen ganze Bücher damit.
Manch professionellere Schreiber entwerfen ihren Text erst einmal, schreiben diesen später als ersten Entwurf, lassen diesen danach sacken, holen sich gar bei weiteren Entwürfen noch externen Rat hinzu, um dann ganz zum Schluss ihres Schreibprozesses das Produkt abzuliefern.
Ich behalte es mir lieber, viel einfacher und auch bequemer vor, meine Produkte später abzuändern und ggf. auch neu zu fassen. Auf alle Fälle aber versuche ich auch im Nachhinein Rechtschreib- und Layout-Fehler zu korrigieren. Und sollte ich meinen eigenen „Mist“ nicht mehr mögen, dann lösche ich ihn einfach; wobei ich mich hinterher bestimmt darüber ärgere, dass er weg ist. Und so denke ich gerade darüber nach, ob ich solche Texte nicht einfach in meinen Zettelkasten verbannen und unter dem Reiter „Gelöschtes“ sammeln sollte.
Anders als bei der von Welf-Gerrit Otto erwähnten Tempelbürokratie werden meine Blog-Beiträge dereinst insgesamt im digitalen Nirwana verschwinden und damit der Nachwelt keine allzu großen Sorgen und Rätsel bereiten. Bis dahin hilft mir mein Blog beim Denken und erfreut vielleicht auch den einen oder anderen Leser.
Zudem gibt es für die Leser meines Blogs keinen Lesezwang! — das hoffe ich zumindest.
„Reading maketh a full man; conference a ready man; and writing an exact man.“
Francis Bacon, Essays, chapter „Of Studies“ (1625)






