Europaschule

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Beitragsfoto: Europaschule | © Ministerium für Kultus, Jugend und Sport

Da wir im Stadt- und Landkreis Heilbronn über Dieter Schwarz-Schulen verfügen und Europa bei den Heilbronner Stadtverantwortlichen zudem überhaupt keine Rolle spielt, denn die erfinden sich gerade als nationalistische Lokalpatrioten ganz neu, ist es durchaus verständlich, dass der Stadt- und Landkreis über keine einzige Europaschule verfügt. Vielleicht ist es aber auch nur dem Faktum geschuldet, dass sich keine einzige unserer Schulen in den vergangenen Jahrzehnten nicht einmal für das Projekt Euroscola des Europäischen Parlaments qualifizieren konnte, was ich gut nachvollziehen kann, denn meine bessere Hälfte und ich begleiten bereits seit zwanzig Jahren Heilbronner Gymnasien nach Straßburg und sind jedes Mal froh darüber, wenn sich dort kein Schüler verläuft.

Auch ist es schon etwas länger her, dass der Stadt- und Landkreis beim Europäischen Wettbewerb, den meine bessere Hälfte und ich bereits seit 1992 betreuen, einen Europapreisträger hervorbrachte, die man übrigens bei uns seit Bestehen des Wettbewerbs immer noch mit den Fingern einer Hand abzählen kann. Zudem haben die Teilnahmezahlen sowohl bei den Schulen als auch bei den Schülern stark nachgelassen; längst vorbei die Zeiten, wo stolze Lehrer gleich mehrere Bundespreisträger beglückwünschen konnten.

Auf alle Fälle aber häufen sich die Anzeichen, dass es mit Europa und der Demokratie nicht mehr zum besten steht und dies obwohl — vielleicht aber auch gerade deswegen — mehr als 80 % der Bevölkerung erkannt hat, dass es uns und unser Land ohne Europa schon lange nicht mehr gäbe. Wir suchen nun für unser eigenes Versagen und unsere unsägliche Bequemlichkeit wie auch grenzenlose Ignoranz nach einem Schuldigen — unsere Europa und die Demokratie kommen da gerade wieder einmal recht! Starke Männer braucht das Land! Zumindest aber ein paar Milliardäre, so wie z. B. etwa ein Elon Musk, die alles wieder richten werden.

Und so ist es eine sehr erfreuliche Angelegenheit und ein Zeichen der Hoffnung, dass man bereits letztes Jahr in Stuttgart beim Ministerium für Kultus, Jugend und Sport den Prozess zur Einführung von Europaschulen in Baden-Württemberg gestartet hat!

Es gibt sie noch, verantwortliche Politiker und Verwaltungsmitarbeiter, die an unserer gemeinsamen Zukunft arbeiten und vieles Neues wie auch Altbewährtes versuchen, um unser Land vor einer Rückkehr in die dunkelsten Stunden unserer Vergangenheit zu schützen. Die Bildung unserer Kinder und Jugend ist dabei der richtige Hebel.

55 Schulen aller Schularten wurden aus 105 Bewerbungen für eine erste Qualifizierungsrunde ausgewählt. Wie bereits berichtet, keine unserer eigenen Schulen hat sich dabei qualifizieren können. Jüngst erfolgte die Zertifizierung als „Europaschule Baden-Württemberg“, zunächst befristet auf drei Jahre. Eine Re-Zertifizierung ist möglich.

„Europa und die Europäische Union bieten zahlreiche Anlässe und Ereignisse zur Diskussion und Mitwirkung. Es gibt viele spannende Themen und große Herausforderungen, bei denen die junge Generation zur Teilhabe und Mitwirkung aufgefordert ist. Unsere Schulen sind ideale Orte, um die jungen Menschen in der demokratischen Gemeinschaft heranwachsen zu lassen, ihre Kompetenzen zu vergrößern und Wissen zu vermitteln. Diesen Aufgaben widmen sich die Europaschulen in besonderer Weise.

Rund um den Europatag am 9. Mai bieten sich zahlreiche Anlässe, um im Unterricht und vor allen Dingen bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen Europa in den Mittelpunkt zu stellen. Zusätzlich findet ein Mal im Jahr deutschlandweit ein EU-Schulprojekttag statt, bei dem politisch Verantwortliche aller Ebenen an die Schule kommen, um mit jungen Menschen über Europa zu diskutieren. Eine Teilnahme am Europäischen Wettbewerb ermöglicht Schülerinnen und Schülern, sich kritisch und kreativ mit Europa auseinanderzusetzen.

Die Europaschulen Baden-Württemberg sind wichtige Träger dieser Maßnahmen und darüber hinaus ganzjährig in der Europabildungsarbeit aktiv. Dabei kommt der Rolle als Europaschule in der Region eine ganz besondere Bedeutung zu.“

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Website (7.2.2025)

Meine bessere Hälfte bemüht sich gerade darum, dass wir auch dieses Jahr wieder ein paar Schulen nach Straßburg begleiten können und wir beide freuen uns schon jetzt wieder auf die kommenden Preisverleihungen des Europäischen Wettbewerbs. So lange es bei uns noch ein paar Lehrer, meist Lehrerinnen gibt, die sich die Mühe machen, werden wohl auch wir weiterhin am Ball bleiben.

Der Stadt- und Landkreis, besonders aber Heilbronn, feiert sich gerne mit Superlativen egal welcher Art auch immer. Vielleicht ginge es auch einmal eine Nummer kleiner und man arbeitet wieder verstärkt an einem gemeinsamen Europa für alle Bürger und Bewohner diesen Landes; nicht nur am Renommee einzelner Herren und manchmal auch Damen! Letztere stehen bei uns eher in den aktuellen Verfassungsschutzberichten — Dunkeldeutschland läßt grüßen.

„Ideals may tell us something important about what we would like to be. But compromises tell us who we are.“

Avishai Margalit (2010: 5)

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