Kalenderwoche 3

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Beitragsfoto: Großplakat zur Bundestagswahl mit Autorennen im Hintergrund

Sonstiges

Erfreulich das Tanzen diese Woche und ein Bad im Außenbecken des Soleo. ‚Man muss die Feste feiern, so lange sie noch fallen‘. Ach, die leidigen Seminararbeiten und eine Klausur liegen immer noch bei mir herum, denn wenn ich etwas in den letzten beiden Jahre gelernt habe, dann die hohe Kunst der Prokrastination! Und dass auch „Pauker“ Fehler machen, dazu muss man nur in die aktuelle Ausgabe schauen (Dan Schaffer hat dies inzwischen bestätigt).

Der Bundesverband der EUROPA-UNION hat sich für die Bundestagswahl ebenfalls etwas einfallen lassen und möchte mit dem Slogan „Deutschland wählt, Europa zählt“ sowohl bei den Kandidaten als auch bei den Wählern erreichen, dass diese zumindest ein wenig über die aktuell brandende Nationalismuswelle nachdenken.

Laut einer Forsa-Umfrage der Europäischen Bewegung Deutschland sind nur noch 34 % der Befragten der Meinung, dass Deutschland in Europa noch eine Führungsrolle einnimmt. Gleichzeitig halten 80 % der Befragten die EU für wichtig oder sehr wichtig. Unter den 18- bis 29-Jährigen sogar 88 %. Rund zwei Drittel der Befragten finden es zudem wichtig oder sehr wichtig, dass Europapolitik im Bundestagswahlkampf ausgiebig diskutiert wird. Was wir auf den aktuellen Plakaten der Parteien aber sehen, ist blanker Nationalismus, einzig und alleine in unterschiedlichen Schattierungen.

Und so habe ich in meiner Funktion als Kreisvorsitzender der EUROPA-UNION den Kandidaten der Wahlkreise 266 und 267 einen von der EUROPA-UNION erstellten Fragenkatalog mit der Bitte um Beantwortung zugesandt. Was mir dabei auffiel, dass es doch so einige Bundestagskandidaten gibt, welche selbst im Wahlkampf nicht von ihren potenziellen Wählern erreicht werden wollen — was jedem Bürger zu denken geben sollte!

Nashörner

Bis zuletzt bleibt bei Eugène Ionesco ungeklärt, um was für Nashörner es sich dabei handelt, was ebenfalls zum ganz normalen Leben passt. Auf alle Fälle aber erweitert er bereits 1959 unser Wissen über uns selbst grundsätzlich, denn es bedarf nach Ionesco keiner Utopie eines George Orwells oder eines Aldous Huxleys, wir Menschen verwandeln uns von ganz alleine. Die Metamorphose gehört ähnlich wie bei den Schmetterlingen zum menschlichen Leben mit hinzu — wir Menschen müssen dazu wohl nur lange genug leben. In besagtem Theaterstück (Rhinoceros, 2000: 124) schreibt Eugène Ionesco zum Schluss das Folgende:

„People who try to hang on their individuality always come to a bad end! … Now I’ll never become a rhinoceros, never, never!“

Fast 70 Jahre später können wir ganz gut um uns herum solche Metamorphosen miterleben. Um ihr eigenes Schicksal — zumindest im tiefsten Inneren — wissend ergeben sich die meisten von uns viel zu schnell. Wohl einem Herdentrieb folgend und in der Hoffnung, dem in ihren Augen schrecklicheren Schicksal eines Gregor Samsas entgehen zu können.

Noch in meiner Jugend haben die meisten darüber geunkt, dass man bei uns als Kommunist beginnt und als Faschist sein Leben beendet. Wohl in der kurzen Zwischenzeit und während der Blüte des eigenen Verstandes versucht man sich ein wenig an der Demokratie — wenn man dabei nicht gerade selbst mit „wichtigeren“ Dingen beschäftig ist.

In einer Abwandlung eines uralten Spruches beende ich diesen Paragrafen mit dem folgenden Hinweis: „Mensch werden ist nicht schwer, Mensch zu bleiben dagegen sehr!Georg Heim (Zweites Tagebuch) resignierte daran und fasste das Ganze wie folgt zusammen:

„Das Beste ist, nie geboren werden, und danach, jung sterben.“

Plakate

Noch vor Kurzem hatte ich mich darüber geäußert, wie positiv mir die Wahlplakate zur Bundestagswahl aufgefallen sind. Nun haben die Parteien nachgelegt. Ganz normale Menschen hängen inzwischen wieder in der gesamten Stadt Plakate auf, welche sie bei einer halbwegs nüchternen Betrachtung niemals nie hängen würden! Wie im Wahn werden Dinge postuliert, die kein Mensch noch ernst nehmen kann.

Mein aktueller Favorit ist ein Großplakat der CDU, das allerdings ein Eigengewächs des CDU-Landesverbandes sein dürfte, was das Ganze noch viel schlimmer macht: „In Deutschland für Sicherheit und Ordnung sorgen“. Die CDU geht wie die Totalitaristenparteien inzwischen davon aus, dass wir in Deutschland in einem unsicheren und unordentlichen Land leben. Zugegeben, bei uns und gerade in Heilbronn sieht es immer mehr wie bei Hempels unter dem Sofa aus, aber unsicher ist unser Land und gerade Heilbronn bei weitem nicht!

Außer mir wird sich wohl keiner fragen, wieso die CDU gerade jetzt damit aufmacht, stellt sie doch in Baden-Württemberg fast ohne Unterbrechung sämtliche Innenminister und trägt damit für die gesamte besagte Misere die Verantwortung. Der amtierende CDU-Innenminister könnte doch ganz einfach noch während des Wahlkampfes zumindest Besserung geloben, wir hören aber nur von einem Polizeiskandal nach dem anderen.

Und nun möchte die CDU ihre „bewiesene“ Kompetenz in Sachen Sicherheit und Ordnung erneut auf Gesamtdeutschland ausweiten, wo sie bisher zumindest die meisten Innenminister stellte und somit ebenfalls für das vermeintliche Fehlen von Sicherheit und Ordnung verantwortlich ist.

Die Linke, die SPD, wie wohl alle anderen verfügbaren Parteien auch, werben nun wieder einmal für mehr „soziale Gerechtigkeit“, was deren zuständige Minister, sobald sie am Drücker sind, sehr schnell wieder vergessen haben.

Und so ist es ganz gut, dass die meisten Bürger die Plakate weder lesen noch zur Kenntnis nehmen, wenn sie überhaupt noch verstehen können, was die Parteien dort behaupten oder gar versprechen.

Schon etwas ältere wissenschaftliche Studien ergründen den Zweck der Wahlplakate einzig und alleine darin, die Bürger zu erinnern, dass irgendeine Wahl stattfindet und sie demnächst wieder einmal wählen gehen sollten.

40 Jahre

Wieder einmal völlig darüber überrascht wie schnell vierzig Jahre vorüber sind, habe ich mir auf ARTE das Anniversary Konzert (1978 – 2018) von The Cure angeguckt, welches bereits 2018 im Londoner Hyde Park stattgefunden hat. Als erstes dachte ich, dass The Cure nun wohl auch auf The Rolling Stones machen, dann daran, dass ich inzwischen ebenfalls so trümmerhaft aussehen muss wie die Bandmitglieder von The Cure.

In den 1980er-Jahren war ich von The Cure sehr angetan, deren damalige Musik gefällt mir noch heute. Wie ich nun aber feststellen musste, aber nur dann, wenn sie von der Platte, einer CD oder vom Band kommt. So wie ich selbst nicht mehr in den Ring steige und selbst nicht mehr Kurzstrecke von der Langstrecke ganz zu schweigen laufe, so wäre es für doch so einige Musiker meiner Generation ebenfalls besser, wenn sie auf Live-Auftritte verzichten würden.

Und so kam ich ganz folgerichtig zum Schluss, dass ich wohl doch kein echter Fan von The Cure bin und wechselte das Programm.

„It’s not a certain society that seems ridiculous to me, it’s mankind.“

Eugène Ionesco (2000 [1962])

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2 thoughts on “Kalenderwoche 3

  1. “… dass Deutschland in Euopa noch eine Führungsrolle einnimmt”.

    Ist das überhaupt erstrebenswert?
    Schließlich ist das in den 30er/40ern schon mal gründlich schiefgegangen!

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