Verbrauchsgesellschaft

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Beitragsfoto: Müll | © Pixabay

Heute früh zog ich die üblichen Bahnen mit dem meseno-Bus, als ich auf einen sehr fotogenen Bodennebel aufmerksam wurde, der dann leider doch keiner war. Die Abgasschwaden der Gebäude, Fabriken und Autos fanden sich sehr schön zu einem menschengemachten Nebel zusammen und ergänzten aufgrund der Wetterlage den von oben nach unten drückenden Smog ganz herrlich, dazwischen brachten die Sonnenstrahlen den restlichen Himmel wunderbar ins Leuchten.

Wüsste man nicht, dass dieser schöne Anblick alleine der permanent zunehmenden Umweltverschmutzung zu verdanken ist, wäre die Woche wohl gerettet gewesen. So aber brachte mich das Ganze ins Grübeln. Auch dass ich schon sehr lange keine Fahrzeugscheibe mehr reinigen muss, schon alleine deshalb, weil es nicht mehr ausreichend Insekten gibt, die als Kadaver diese Scheiben bekleckern können.

Wie meist üblich musste ich den Bus betanken, längst sind auch die Zeiten vorbei, als ein guter Geist an der Tanke bereitstand, um das Fahrzeug nicht nur zu betanken, sondern gleich auch noch die Scheiben zu reinigen, die Füllstände zu überprüfen, dabei auch den Reifendruck und alles vor der Weiterfahrt wieder in Ordnung zu bringen. Heute muss man schon froh sein, wenn eine Tankstelle noch über einen funktionierenden Kompressor verfügt — jetzt muss ich einmal schauen, wann ich den Bus zu mir nach Hause fahre und an meinen eigenen Kompressor anschließe.

Der meseno-Bus ist in seine Jahre gekommen, müsste eigentlich längst und dies nur folgerichtig durch ein Elektrofahrzeug ersetzt werden, aber das dafür nötige Geld wird dringender für die zu betreuenden Familien benötigt — der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Sein Ersatz aber wäre ein notwendiger und sehr kleiner Beitrag, um unsere Welt zwar nicht mehr zu retten, aber wenigstens den Versuch dazu unternommen zu haben. Was wäre nur, wenn wir Menschen mehrheitlich so denken würden — die Welt wäre wohl doch noch zu retten!

Ein Freund präsentierte mir am Wochenende seinen neuen 300 PS-Boliden, zugegeben ein sehr schönes Fahrzeug, leider aber völlig aus der Zeit gefallen! Längst vergangen sind die Zeiten, als wir Menschen uns glücklich schätzen konnten, mit einem einzigen Pferd unterwegs zu sein. Nur Ben Hur benötigte vier Pferdestärken und ganz selbstverständlich unsere systemrelevanten Personen schon immer mindestens sechs.

Selbst heute wären im individuellen Lokalverkehr 50 Pferdestärken, etwa 36 Kilowatt mehr als ausreichend, und für die Fernpendler unter uns sind 100 PS (74 KW) mehr als genug. Aber selbst unsere Heizungen werden immer stärker, obwohl sich die Natur längst im Fieberwahn befindet. Und wer von uns keine größere Heizung mehr findet, der baut sich zusätzlich einen offenen Kamin mit ein.

Eigentlich wird bei uns alles immer größer und immer mehr, nur leider nicht Bildung, Intelligenz und die eigene Leistung. Wo wird bei uns noch etwas Bleibendes oder gar Großartiges geschaffen?

Wenn wir es ganz genau betrachten, dann ist unsere Wachstumsgesellschaft eine bloße Verbrauchsgesellschaft! Denn einzig und alleine der Verbrauch wächst dabei! Ob sinnvoll oder nicht, spielt schon lange keine Rolle mehr. Erschwerend kommt mit hinzu, dass wir Menschen noch etwa 100 Jahre lang immer mehr werden, erst danach könnte sich wenigstens diese Ursache ein wenig reduzieren.

Auch das gute Essen am Wochenende viel zu viel, kein gewöhnlicher Restaurantbesitzer kann es sich wohl noch leisten, nur so viel auf den Tisch zu bringen, wie seine Gäste verschlingen können! Und dabei verschlingen wir — bis auf die jungen Männer unter uns — allesamt mehr als es uns guttut.

Und so bleibt es nicht aus, dass wir nicht nur unsere Stadt und unser Land, sondern gleich auch noch die gesamte Welt zumüllen — wir sind zwar keine Fußball-, dafür aber längst Müllexportweltmeister!

Wahrscheinlich hat sich die Menschheit schon immer über den eigenen Verbrauch definiert, was inzwischen aber, weil immer mehr von uns dabei mitspielen können, schon lange nicht mehr von unserem Planeten garantiert werden kann.

Und dies führt zu einem Teufelskreis, weil je weniger es zum Verbrauchen gibt, umso attraktiver wird der Verbrauch an sich. Flora und Fauna verlieren dabei als erstes ihre Lebensgrundlage, dann jene Menschen, die zufällig am falschen Ort geboren wurden, dann die Gutmütigen und danach die Schwächsten.

Längst sind es 1 000 PS-Boliden, mit denen die besten von uns durch die Lande fahren, sie wissen zwar nicht, warum und schon gar nicht, weshalb, aber darauf kommt es in einer Verbrauchsgesellschaft überhaupt nicht an!

Passend dazu gestern Abend drei junge Männer, die ganz offensichtlich weder richtig lesen und schreiben konnten, auch keinen Bock auf Lernen und Arbeiten hatten (–> Deutungsmuster!), sich aber allesamt die Nase an der Scheibe eines Autohauses platt drückten. Die gemeinsame Begierde: ein Auto mit mindestens 500 PS.

Nur eine Bildungs- und Leistungsgesellschaft kann unsere Welt noch retten! — Verbrauch war noch nie Leistung! Wenn wir Menschen das nicht möchten, ist es wohl besser, wenn wir uns so schnell wie möglich selbst abschaffen, bevor es keine anderen Lebewesen mehr gibt, die mit einem Planeten umzugehen wissen.

Passend dazu eine Website zum Weltverbrauchstag.


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