Verwunderung

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Beitragsfoto: Darth Vader | © toxi85 auf Pixabay

Plötzlich wundern sich nicht nur unsere Medien und ganz besonders die Berufspolitik darüber, sondern auch immer mehr Bürger fragen sich, wie es nur dazu kommen konnte, dass unsere Demokratien immer stärker unter Druck geraten und dabei die Demokratie insgesamt von immer mehr Bürgern infrage gestellt wird.

Spätestens mit den Wahlsiegen von Donald Trump und Boris Johnson war es offensichtlich, dass es sich hierbei um ein globales Problem handelt. Wobei zudem schnell zu erkennen war, dass sich Länder mit sozialistischem Hintergrund oder einer jahrelangen Nähe dazu anfälliger für diese Entwicklungen zeigen. Dies lässt vermuten, dass Demokratie umso stärker verankert ist, je länger die Menschen auch in einer solchen leben.

Aber warum haben zumindest die meisten Demokratien ein immer schwächeres Stand bei ihren eigenen Bevölkerungen? Warum glauben immer mehr Bürger, dass sie nicht der eigentliche Souverän sind oder noch schlimmer, dass sie selbst als der Souverän nicht geeignet sind, um ihr eigenes Land zu regieren? Warum lassen sich doch so viele Bürger darauf ein, dass sie jemand anderes regiert? Warum suchen gerade diese Bürger immer nach dem starken Mann, der für sie denkt und ihre Geschicke lenkt?

Die reine Bequemlichkeit von uns Bürgern wäre zwar eine einfache, aber dabei auch zu einfache Antwort. Eher schon muss man vermuten, dass es sich hierbei um die Folgen eines zunehmenden Bildungsdefizites bei immer mehr Menschen handelt, die diesen die Demokratie verleitet. Denn viele Menschen neigen dazu, wenn sie etwas nicht gleich auf Anhieb verstehen, diese Dinge sofort vehement abzulehnen. Hinzu kommt dann noch die allzu menschliche Gruppendynamik, die viele Bürger dazu verleitet, sich wie Lemminge zu verhalten.

Aber all dies war schon immer so und kann deshalb die heutige Situation weder in Gänze erklären noch rechtfertigen. Deshalb muss es weitere und vielleicht sogar weit triftigere Gründe für das allgemeine Schwächeln unserer Demokratien geben.

Über die letzten Jahrzehnte hinweg habe ich immer wieder entsprechende Anmerkungen getätigt und in den letzten Jahren verstärkt diesbezügliche Blog-Beiträge geschrieben. Es zeigt sich nun immer mehr, weshalb ich völlig zurecht als regelrecht in eine Partei hineingeborener Bürger dieselbe bereits in jungen Jahren auf eigene Initiative hin wieder verlassen habe. Nämlich als ich die ersten Folgen der damals so propagierten geistig-moralischen Wende erkannte, deren jugendlicher Anhänger ich einmal selber war.

Deshalb mache ich heute die folgenden Punkte für das zunehmende Versagen unserer Demokratie verantwortlich. Diese Punkte konnte ich selber hier bei uns in Deutschland nicht nur beobachten, sondern musste diese auch selbst erleben. Es handelt sich dabei nicht um einmalige und begrenzte Ereignisse, sondern um allgemeingültige Feststellungen, die man in allen deutschen demokratischen Parteien sehen kann. Und ich vermute, dass diese Verhaltensweisen auch in den Parteien unserer Nachbarländer zu beobachten sein werden, denn das erklärt dann auch die Entwicklungen in diesen Ländern ganz gut.

Als Erstes prangere ich die Tatsache an, dass sich alle mir bekannten Führer politischer Parteien bei erst bester Gelegenheit mit Höflingen im wahrsten Sinne des Wortes umgeben. Um sie herum finden sich immer Menschen, die diesen „Führern“ nach dem Mund reden und ihnen zudem eine Art „Seelenverwandtschaft“ zumindest vorspielen. Hinzu kommt noch, dass sie „ihren Führen“ beständig kleine Gefälligkeiten erweisen und sich damit für diese als sehr bequeme und loyale Mitstreiter erweisen. Diese „Führer“ mögen zudem keine Widerworte und schon gar nicht das Gefühl, dass der besagte Mitstreiter intelligenter und gar besser als man selbst ist.

Dies führt zwingend dazu, dass sämtliche politischen Parteiführer in einer eigenen Blase leben, die immer weniger mit der Realität der anderen Menschen zu tun hat, und noch schlimmer, dass diese Führer selbst wenig intelligente und wenig fähige Nachfolger produzieren sowie mögliche bessere Kandidaten zumindest unbewusst aus dem Weg räumen.

Als Zweites prangere ich die fehlenden Selbstreinigungskräfte und die ungenügende Rekrutierung von kompetenten Nachwuchskräften in allen Parteien an. Keine Partei schaut mehr darauf, ob der eigene oder zukünftige Kandidat notwendige Mindestvoraussetzungen mit sich bringt, um als Volksvertreter fungieren und bestehen zu können. Sie nehmen jeden, der nur bereit ist, um Mitglied der eigenen Partei zu werden und sich dann um die dortigen Führer schart. Es wird diesen künftigen Kandidaten nicht einmal mehr ans Herz gelegt, zuerst einmal einen möglichst guten Schulabschluss zu erreichen, eine Lehre oder gar ein Universitätsstudium erfolgreich zu absolvieren.

Und schon gar nicht verlangt man von seinem künftigen „Führungspersonal“, dass diese ein soziales Jahr durchlaufen oder gar ihren Militärdienst leisten. Nein, man verhilft ihnen eher zu halbseidenen bis hin zu gefälschten Studienabschlüssen und später dann zu Positionen bei der Bundeswehr (selbst, wenn diese vorab anerkannte Verweigerer oder gar halbwegs legal fahnenflüchtig waren) oder bei der Feuerwehr und sonstigen Hilfsorganisationen. Gerne werden ihnen auch Professuren an Universitäten und Hochschulen vermittelt. Eine Qualifikation ist nicht notwendig, das Parteibuch reicht völlig aus. Und selbst das erstmalige Gewähltwerden wird diesen „Führern“ zunehmend erspart, nämlich indem sie als Volksvertreter einfach nur nachrücken und dann bereits mit Amtsbonus erstmals ins Rennen gehen.

Dies führt zwingend dazu, dass unsere Volksvertreter im Durchschnitt von Jahr zu Jahr inkompetenter und auch dümmer werden. Schlimmer noch, von der Öffentlichkeit ertappte Betrüger oder nachweislich völlig unfähige oder gar abgewählte Volksvertreter werden nicht aus den Parteiapparaten entfernt, sondern zum weiteren Nachteil von uns Bürgern mit sehr lukrativen Positionen versorgt.

Als Drittes und Letztes prangere ich die Hybris von leider viel zu vielen Volksvertretern an. Ich könnte hier unzählige beruflich wie auch privat erlebte Geschehnisse aufzählen, weiß aber ganz genau, dass die meisten Mitbürger, die aufgrund ihres eigenen politischen oder gesellschaftlichen Engagements regelmäßig mit Volksvertretern in Berührung kommen, mindestens einen völlig übergeschnappten „Entscheider“ erlebt haben.

Und dies sind meines Erachtens die Hauptgründe, warum immer mehr Bürger an unserer Demokratie zweifeln. Schlimmer noch, viele Bürger können immer weniger zwischen den wirklich demokratischen, ehrlichen, anständigen und aufrechten Abgeordneten — die es tatsächlich weiterhin gibt! — und den für sämtliche Demokratien sehr gefährlichen Volksvertretern unterscheiden, denn Letztere finden sich inzwischen auch in allen demokratischen Parteien oder sind aus diesen einst sogar hervorgegangen.

Und so ist der Sprung von einem Gerhard Schröder oder Markus Söder zu einem Bernd Höcke auch nicht mehr weit.

Leider werden meine Ausführungen in den kommenden Wahlen ihre Bestätigung finden. Ich befürchte inzwischen sogar, dass im Fall fulminanter AfD Ergebnisse viele unserer heutigen Abgeordneten einfach zu dieser dann erfolgreichen Partei überwechseln werden.


„‚Quotenfrau‘ muss kein Manko sein, es wird dazu gemacht. Ich schäme mich null, auch mit der Quote in mein Amt gekommen zu sein.“

Ricarda Lang, Tweet (23.11.2020)
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