Beitragsfoto: Menschen im Park | © Pixabay
Heute denke ich einmal über Dinge nach, die mich nach nunmehr fünf Jahrzehnten Vereinsarbeit immer mehr belasten, nämlich die Arbeit in Gremien und Vorständen. Nicht aber wegen der Arbeit an sich, sondern einzig und alleine wegen der Menschen, die sich immer öfters dort tummeln.
Ich war selbst sehr früh in Parteiarbeit eingebunden und übernahm dort bereits als Teenager Vorsitzendenfunktionen. Ohne Frage war ich zwar erfolgreich, aber doch unglücklich wegen der dort gemachten Erfahrungen. Dies führte dazu, dass ich mein Parteibuch abgab und mich in Folge davon politisch bei den Europäischen Föderalisten engagierte — überparteilich und überkonfessionell.
Nach fünfzehn Jahren der aktiven Mitarbeit, wobei ich es geflissentlich vermied, ein offizielles Amt anzunehmen, wurde ich gebeten, den Kreisvorsitz der EUROPA-UNION Heilbronn anzunehmen. Gut zwei Jahre später konnte ich dann Beruf und Berufung miteinander verbinden und übernahm den Kreisvorsitz.
Und kaum hatte ich den Kreisvorsitz inne, wurde ich von Parteisoldaten zweier Volksparteien gefragt, ob ich nicht gleich auch noch stellvertretender Landesvorsitzender werden möchte. Ich lehnte, dies ist nun auch schon wieder 20 Jahre her, ein Amt im Landesvorstand ab, aber half immer mit, wenn es tatsächlich etwas zu tun und arbeiten gab — was ich leider von viel zu vielen Mitgliedern des Landesvorstandes über all die Jahre hinweg nicht behaupten kann.
Schuld daran ist meines Erachtens das Sowjetsystem unserer Volksparteien. Und das ist schnell erklärt: nehmen wir einen x-beliebigen Sowjetgeneral, der bekommt seinen ersten Orden, weil er noch keinen hat und die unzählig folgenden Orden, weil er schon einen hat.
Eigenes Können, Leistung und Verantwortung sind dabei nicht gefragt, einzig und alleine müssen sie Soldaten verheizen können und wollen — jeder Parteisoldat, der nichts selbst General werden möchte, kann dies bestätigen.
Inzwischen schaue ich bereits auf zwanzig Jahre Kreisvorsitz zurück und darf auch hierbei behaupten, dass ich erfolgreich war. Trotz aktuellem Federlassens ist unser Kreisverband immer noch viermal so stark wie vor meiner ersten Wahl. Und auch politisch konnten wir so einiges bewegen.
Leider aber drängen nun die Sowjets aus den Parteien immer stärker in Ämter unseres Verbandes, wobei sie — und dies ist nachweisbar — einzig und alleine nur Schäden hinterlassen. Meist wird der Verband nur dann vor ihnen gerettet, wenn sie aufgrund eines Amtes bei uns nun auch ein weiteres Amt in ihrer Partei erhalten und feststellen, dass sie dort noch weit bequemer und darüber hinaus noch bezahlt Karriere machen können.
Zugegeben, es gibt sehr positive Ausnahmen! Aber diese sind dann auch für ihre jeweiligen Parteien ein echter Gewinn und so würde ich diese Föderalisten auch nie mit einem Sowjet vergleichen. Schmerzlich ist es aber, wenn diese in ihren Parteien dann verzweifeln und als Folge davon auch bei uns kürzertreten.
Und so habe ich gleich einen Tipp für Europäische Föderalisten, die keine Sowjets sein möchten!
Arbeit gibt es in Vereinen und Verbänden mehr als genug. Man kann auch als einfaches Mitglied damit anfangen, sich zu engagieren und zu helfen, wo Hilfe benötigt wird.
Manche Mitglieder sehen dabei von selbst den Staub in der Ecke, manche nicht einmal dann, wenn sie einen Besen in die Hand gedrückt bekommen.
Wer einmal als Mitglied ein Amt anstrebt, aber nur dann, wenn er zuvor schon mitgeholfen hat, der sollte geflissentlich darauf achten, dass er dem Verein auch zur Verfügung steht. Nur heute habe ich gerade einmal nichts anderes vor und will nun die Welt bewegen, ist der absolut falsche Ansatz!
Nur ein Mitglied, das gebraucht wird und zur Verfügung steht, qualifiziert sich für ein Amt!
Ganz von alleine wird man dann gefragt, ob man nicht einmal für ein Amt kandidieren möchte. Wer nicht gefragt wird, der sollte eigentlich von ganz alleine erkennen können, dass er noch weit davon entfernt ist, ein Amt übernehmen zu können.
Leider aber drängen immer mehr Sowjets in unsere Reihen, wobei sich die jeweiligen Parteisoldaten genötigt fühlen, diese auch noch zu unterstützen! Schlimmer noch, man versucht gerade jene Sowjets bei uns zu entsorgen, die man in der eigenen Partei nicht genug betüddeln kann — aber auch das wird seine Gründe haben.
Schade finde ich es dabei, dass diesen Parteien unser Verband inhaltlich und ideenmäßig inzwischen völlig egal ist. Sie sehen diesen nur noch als Müllhalde für unliebsame Parteimitglieder oder als Sprungbrett für Sowjets, die noch keine Ämter in der Partei erhalten konnten.
Nach all den Jahrzehnten Ehrenamt frage ich mich immer öfters, warum ich mir so etwas überhaupt noch antue? Wahrscheinlich bin ich inzwischen so altersmilde, dass ich einem Sowjet nicht sage, was er tatsächlich ist, nämlich ein Nichtsnutz zum Schaden unseres Verbandes.
Da es aber weiterhin um eine sehr gute Sache geht, muss man wohl wieder etwas deutlicher werden. Schön dabei wäre es, wenn es nicht immer ich sein müsste, der der Katze die Schellen umhängt.
2 thoughts on “Vorstands- und Gremienarbeit”
Heinrich ich denke generell hast du Recht. Dein Sowjetvergleich hinkt in einigen Passagen. Als Mitglied, das gern mithilft und schon öfter Hilfe angeboten hat, finde ich mich auch etwas düpiert. Also bitte nochmals deinen Text vor Veröffentlichung eventuell rezensieren.
Außerdem hab ich dir schon gesagt, dass 2 Weblogs am Tag zuviel sind! Weniger ist mehr. Lg Ursula
Liebe Ursula, so ist das mit den Vergleichen, die hinken eigentlich immer. Aber ich dürfte den Punkt damit getroffen haben.
Nein, ich beschönige nichts — bin auch in keiner Volkspartei 😉 Warum Du Dich düpiert fühlst, verstehe ich nun zwar nicht, aber es wird sicherlich seine Gründe haben.
Das mit der Anzahl meiner Beiträge hatten wir schon einmal, ich schreibe in erster Linie sobald ich gestupst werde. Notwehr sozusagen 🙂
Aber Du musst weder alles lesen, was ich schreibe und schon gar nicht damit einverstanden sein! Und ich verspreche Dir, sobald alle mit meiner Meinung einverstanden sind, höre ich sofort auf zu schreiben — es wäre völlig sinnlos!