Zeit für ein Gedicht

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Beitragsfoto: Kaffeegenuss | © Pixabay

Schon eine ganze Weile her, dass ich ein Gedicht hier vorgestellt habe. Aktuell wird im Blog eines von Loriot ganz gerne gelesen. Am heutigen Tage, dem 150. Geburtstag von Rainer Maria Rilke, passt es ganz gut, dass ich aber eines von ihm hier einstelle.

Menschen bei Nacht

Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht. 
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht, 
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem. 
Und machst du nachts deine Stube licht, 
um Menschen zu schauen ins Angesicht, 
so mußt du bedenken: wem.

Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt, 
das von ihren Gesichtern träuft, 
und haben sie nachts sich zusammen gesellt, 
so schaust du eine wankende Welt 
durcheinander gehäuft. 
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein 
alle Gedanken verdrängt, 
in ihren Blicken flackert der Wein, 
an ihren Händen hängt 
die schwere Gebärde, mit der sie sich 
bei ihren Gesprächen verstehn; 
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.

RAiner MAria Rilke, 25.11.1899

Wer hier nach Rilke sucht, der findet auch hier im Blog das eine oder andere Gedicht von ihm. Und hier findet man nochmals das obige Gedicht sehr gut von Florian Friedrich rezitiert.

Als Add-on gibt es heute noch einen ARTE-Beitrag mit dem Titel „Du musst Dein Leben ändern“ (noch verfügbar bis zum 31.5.2026).

„Die Werke des Dichters Rainer Maria Rilke faszinieren die Menschen bis heute, und das überall auf der Welt. Geboren 1875 in Prag wird Rilke zum europäischen Dichter par excellence: Ohne festen Wohnsitz lebt er in nahezu allen wichtigen Städten des Kontinents, die zu Inspirationsquellen für sein Werk werden.
Schon früh wurde Rilke als vollendeter Dichter verehrt. Gedichte wie „Der Panther“ oder „Herbsttag“ sind Teil des internationalen Literaturkanons. Mit der Sprache entlockt Rilke den Dingen eine ungewohnte Tiefe und eine ganz eigene Wirklichkeit, auf die sich die Menschen einlassen sollen. Eine Wirklichkeit jenseits der Rationalität der Moderne – damit ist sein Werk auch ein Gegenentwurf zu den Machbarkeitsvisionen der Tech-Giganten von heute.
Fast gescheitert wäre Rilke an seinem Hauptwerk, den „Duineser Elegien“, die die Summe seines Schaffens werden sollten. Thomas von Steinaecker erzählt in seiner Dokumentation, wie Rilke über ein Jahrzehnt um die Vollendung seines Hauptwerkes ringt und wie er verzweifelt nach Inspiration sucht. Erst als er sich in das Schweizer Wallis zurückzieht und die Verbindungen zur Alltagswelt kappt, gelingt ihm ein kaum noch erwarteter Schaffensrausch. So vollendet Rilke in kürzester Zeit ein Jahrhundertwerk. Kurz darauf stirbt er. Und wird als Dichter und Lebensratgeber zur Ikone für die nachfolgenden Generationen.“

ARTE 2025

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