18.11.02021

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Anfetten

Wohl parteiübergreifend ist es inzwischen Usus, dass man nach einem Wahlerfolg in erster Linie die eigene Klientel bedient. Da es vor einiger Zeit nicht so gut ankam, als man ein ganz bestimmtes Klientel, es waren damals die Hoteliers, nachweislich und für alle erkennbar bediente, hat man sich nun auf das Gießkannenprinzip verständigt, wobei sich nur schwer feststellen lässt, wer dabei das meiste Wasser abbekommt.

Eine noch bessere und für das Klientel auch nachhaltigere Möglichkeit ist es aber, Parlamente, Ministerien, Verwaltungen und den öffentliche Dienst insgesamt aufzublähen und damit das eigene Klientel und deren Familien über Jahrzehnte zu versorgen. So schreibt die Heilbronner Stimme diesbezüglich:

„Seit Beginn der Regierungszeit der Grünen im Jahr 2011 wurde das Personal der Ministerien schon um etwa 1100 Stellen auf 4000 aufgestockt.“

Heilbronner Stimme (18.11.2021: 7)

Wenn man das alles so liest, dann haben wir heute bei uns gerade jene Verhältnisse, über die wir uns im Italien der 1970er und 1980er-Jahre so köstlich amüsiert hatten. Die Geschichten, die man dabei hört, wie z. B., dass man in Baden-Württemberg jüngst 7 Bewerber einstellte, nur um den 8. Bewerber — ein Parteisoldat — ganz „legal“ in Lohn und Brot zubekommen, toppen inzwischen selbst die Verhältnisse auf dem Balkan.

Man muss dabei aber auch das Positive sehen, denn völlig inkompetente und mit sich selbst beschäftigte Parlamente und Verwaltungen lassen uns Bürgern und den Firmen viel Luft zum Atmen — und so lange die Wirtschaft funktioniert, ist dies bestimmt eine gangbare Lebensart.

Blöd für alle nur, wenn die Wirtschaft einmal schwächelt — gute Beispiele dafür gibt es aus anderen Ländern genügend — oder noch schlimmer, wenn wir in schwierige Zeiten, wie z. B. in eine Pandemie, geraten.

Anrufe

Inzischen bekomme ich immer öfters Anrufe aus der Stadtverwaltung, die alle den gleichen Tenor haben: „Hätte der Führer das nur gewusst?!“ Wie wir alle, die noch in den 1970er-Jahren einen kritischen Geschichtsunterricht bekamen, wissen, hat es der Führer nicht nur gewusst, sondern auch mit bestem Wissen und Gewissen genau so und nicht anders gewollt!

Der Unterschied zu damals, heute stehlen sich alle Beteiligten nicht nur aus der Verantwortung, sondern planen von Anfang an auch ein, dass man ihnen möglichst nichts selber nachweisen kann. Das wirklich Unschöne daran ist aber, dass, wie eigentlich schon immer, letztendlich die kleinen Mitläufer zur Verantwortung gezogen werden, und sich die tatsächlich Verantwortlichen weiter feiern lassen können.

Ludwig Pfau

Ein in Heilbronn geborener Stuttgarter, der während der Märzrevolution 1848 als Herausgeber der Satirezeitschrift „Der Eulenspiegel“ bekannt wurde. Als einer der Mitbegründer der Demokratischen Volkspartei (DVP), aus der zumindest in Baden-Württemberg die FDP hervorging, die sich noch zu meiner Zeit FDP / DVP nannte, war er mir persönlich schon immer sehr sympathisch.

Heute kann man in der Heilbronner Stimme lesen, dass Pläne, Ludwig Pfau in Heilbronn ein Denkmal zu setzen, von unserem Gemeinderat sehr positiv aufgenommen wurden. Damit kann man den Stadträten ohne Wenn und Aber attestieren, dass sie nun wirklich völlig aus der Zeit gefallen sind.

Wer setzt im 21. Jahrhundert Personen noch echte Denkmäler? Besser wäre, wenn man schon unsere Steuergelder für völlig unnötige Projekte ausgeben möchte, dass man, neben der bereits in Heilbronn bestehenden Ludwig Pfau Schule, einen Ludwig Pfau Preis auslobt oder gar — wenn es uns so wichtig ist — eine Ludwig Pfau Stiftung ins Leben ruft, die sich der demokratischen Erziehung von jungen Heilbronnern widmet.

So bekommt man nur den Eindruck, dass man mit unseren Steuergeldern ganz bestimmte Personen fördern möchte. Und so frage ich mich an dieser Stelle, was übrigens aus dem völlig überteuerten und noch nutzloseren 3D-Modell der BUGA wurde?

„Highlight der Ausstellung ist das 3,50 mal 4,00 Meter große Stadtmodell im Maßstab 1:500 aus dem 3D-Drucker, das rund 150 000 Euro gekostet hat. Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei rund 570 000 Euro.“

Stimme.de (17. April 2017, 16:39 Uhr)

Dies umso mehr, da der Gemeinderat nicht einmal 3 000 Euro zur Verfügung hat, um Heilbronner mit Zuzugsgeschichte (gut 50 % der Stadtbevölkerung) zu würdigen.

Geburtstag des Tages

Margaret Atwood


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