Beitragsfoto: Gesprächskreis | © Bettina Kümmerle
Inhaltsverzeichnis
Intelligenz
Ich gehe davon aus, dass das, was wir Intelligenz nennen, erstmals in einer Zellmembran zu finden war. Die Unterscheidung zwischen innen und außen und die Entscheidung rein- oder rauslassen. Inzwischen dürften intelligente Lebewesen schon etwas weiter sein, sie haben viele Sensoren und auch die Entscheidungsmöglichkeiten haben sich erhöht, zudem hat sich bei manchen Lebewesen ein eigenes Organ entwickelt, wo solche Entscheidungsprozesse abgewickelt werden — manche Menschen nutzen dieses auch.
Spannender ist für mich die Frage, ob menschliche Intelligenz überhaupt alleine existieren kann oder doch nur im gegenseitigen Austausch mit anderen besteht. Kann es überhaupt eine Intelligenz ohne Sensoren (nach außen hin) geben? Und wenn ja, wäre die dann überhaupt feststellbar und letztendlich damit auch vorhanden? Kann es ein Dasein ohne Zweck geben?
Bei meinem jüngsten Gespräch mit Detlef Stern verirrten wir uns beide in etwa in diese Richtung, wobei wir die Frage nach „Künstlicher Intelligenz“ erst einmal ausklammerten. Denn hierbei wäre zu klären, warum wir Menschen Intelligenz mit Maschinen nachbauen wollen, wenn bei uns gleich mehrere Milliarden (fast) ungenutzter Hirne einfach nur herumliegen. Der menschliche Körper und unsere Gesellschaften sind inzwischen so weiterentwickelt, dass kein einziger mehr ein Hirn benötigt, um seine primären Prozesse zu befriedigen.
Immer mehr Mitbürger gehen sogar davon aus, dass die Hirnnutzung asozial sei und sehen in allen Menschen, die sich mit Wissen beschäftigen, eine Gefahr, dies noch vor Terroristen und Tyrannen.
Dabei wäre doch ganz aktuell die Entscheidung alleine schon über das „Rein- oder Rauslassen“ und dies aufgrund intelligenter Überlegungen für alle Beteiligten (drinnen wie draußen) überlebenswichtig — so wie damals bei den ersten Zellen.
Trumpismus
Auch wenn der Begriff in den USA geprägt wurde, ist der Trumpismus eigentlich bei uns zu Hause — wir haben ihn nur exportiert. Entwickelt wurde er von Politikern, die nicht selbstständig denken können oder wollen, die ihre Aufgabe alleine darin sehen, durch das Leben zu tänzeln und dabei möglichst viele Hände ihrer Mitbürger abzuklatschen. Diese Politiker werden durch diese kurzen, aber häufigen Reize getrieben und bestätigt. Sie leben alleine im Hier und Jetzt, im Augenblick. Und so bestätigen sie alles, was ihnen das nächste Abklatschen sichert. Und sie vergessen sofort wieder, warum sie gerade noch abgeklatscht wurden. Auf weniger als 100 Meter Strecke können so Trumpisten Demokraten, Stalinisten, Faschisten, Anarchisten, Monarchisten oder was auch immer sein. Auf wenigen Zentimetern Strecke für und gegen Abtreibung, für und gegen Menschenrechte oder was auch immer sein. Es gilt immer nur das, für was sie gerade abgeklatscht werden!
Wenn Sie dann entscheiden müssen und nicht irgendeinem „Leader“ oder „Fachverantwortlichen“ folgen können, dann entscheiden sie alleine auf das nächste doch so ersehnte Abklatschen hin. Und dies in der trumpistischen Gewissheit, dass sich „Entscheider“ auch irren dürfen müssen und dabei niemals, nie und nimmer für ihre Entscheidungen haftbar gemacht werden.
Ich gehe einmal davon aus, dass der Trumpismus eine Sackgasse in der menschlichen Evolution ist.
Gespräche
Ganz im Gegensatz dazu finden wir auch heute noch Mitbürger und Politiker, die sich etwas langfristigere Gedanken machen und zudem den Austausch mit anderen über das schlichte Abklatschen hinweg suchen.
Ein aktuelles Beispiel hierfür sind die Hertenteiner Gespräche, die über mehrere Jahre hinweg angelegt sind und dabei einem Hauptthema, nämlich der Demokratie, folgen. Und es finden sich tatsächlich seit nunmehr acht Jahren Menschen, die sich jedes Jahr wieder die Mühe machen, um einen ganzen Tag lang angestrengt den Gesprächen zu folgen oder auch und teilweise sehr heftig mitzudiskutieren. Aber nicht nur das, sie bewegen die dabei erhaltenen Informationen das ganze Jahr hinweg in ihren eigenen Gedankengängen, knüpfen daran an, suchen die weitere Diskussion und stellen sich bei den Folgegesprächen erneut dem Austausch mit ihren Mitbürgern.
Eigene Ideen wachsen, Meinungen bilden sich heraus und ändern sich manchmal auch wieder. Gute und verwertbare Gedanken entstehen nur im Austausch mit anderen und dabei besonders mit jenen, die nicht derselben Meinung sind. Ich behaupte, dass wer nur in sich selbst ruht oder sich maximal in ein und derselben Blase (Bubble) aufhält, sich in Gedankengänge verrennt, die alles andere als gesund sind — nicht einmal für einen selbst!
Und da ich gerne meckere — völlig berechtigt, wie ich meine — lobe ich heute einmal einen Berufspolitiker, da er sich von Anfang an die Mühe machte, um mit seinen Mitbürgern zu diskutieren und ihnen dabei auch zuzuhören. Zum achten Mal wird Michael Georg Link MdB nun einen eigenen Gesprächskreis moderieren und dies obwohl es ihm ganz bewusst ist, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme.
Manch anderer ist da schon etwas zarter besaitet oder hat einfach nur Demokratie und Meinungsfreiheit noch nicht so ganz verstanden. Schön auch, dass nun nach all den Jahren Rainer Wieland den Weg zu den Gesprächen findet und sich kompetent einbringen wird.
Gestern konnte ich mein monatliches Rundschreiben veröffentlichen und dabei zur Kenntnis geben, dass sich inzwischen 70 Demokraten von allen politischen Richtungen angemeldet haben; die lokale SPD ziert sich noch ein wenig wohl, weil ich deren jüngste Eskapaden hier im Blog als Heilbronner Bürger anprangere. Als Kreisvorsitzender der EUROPA-UNION lobe ich die SPD genau so wie alle anderen demokratischen Parteien auch. Ich gebe gerne zu, dass solche kleine, aber feine Unterscheidungen für manche Mitbürger ziemlich schwierig sind. Wohl so schwierig wie für die lokalen Grünen zu verstehen, dass die EUROPA-UNION Heilbronn nicht mit der FDP gleichzusetzen ist — hierbei habe ich allerdings die Hoffnung bereits aufgegeben.
Umso mehr freut es mich, dass mit Chantal Kopf MdB und Sebastian Cuny MdL auch Vertreter dieser beiden Parteien an den Hertensteiner Gesprächen teilnehmen. Die CDU wird dieses Jahr richtig stark bei den Gesprächen vertreten sein, gleich zwei aktive Parlamentarier werden mit uns diskutieren: Prof. Dr. Andrea Wechsler MdEP und Fabian Gramling MdB. Zudem freue ich mich, dass weitere Vertreter von der Partei der Humanisten und VOLT mit dabei sind, die auch in Heilbronn immer aktiver werden.
Da wir die diesjährigen Gespräche auf 100 Teilnehmer ausgelegt haben, würde es mich sehr freuen, wenn weitere Heilbronner und gerne auch Leser meines Weblogs die Chance ergreifen und sich noch zu den Gesprächen anmelden.
Musik des Tages
Aus irgendeinem Grund heraus hat mein Server gleich zu Tagesbeginn das folgende Lied über alle Lautsprecher des Hauses verteilt. Ich frage mich schon etwas länger, ob meine Elektronik im Haus ihr ganz eigenes Leben hat. Inzwischen summen dieses Lied auch weitere Hausbewohner.
Instead of treated, we get tricked
Instead of kisses, we get kicked
It’s the hard knock life
Auch wenn ich ein alter Fan von Rap — bereits seit den Tagen von Grandmaster Flash — bin und das Album „Vol. 2 … Hard Knock Life“ (1998) von Jay-Z für sehr gelungen halte, möchte ich trotzdem das Folgende einwerfen — frei nach einem alten Militärspruch, welcher übrigens noch sehr prominent in meiner „eigenen“ Kompanie hing.
Klagt nicht, bildet Euch!
Und wer als Erwachsener nicht mündig wurde, der verdient es auch nicht anders als beständig „getricked“ und „gekicked“ zu werden.
Auch Intelligenz mag man als Frage der Wahrnehmung betrachten. Siehe Brooks oder Braitenberg.
Künstliche Intelligenz hatte ich noch ausgeklammert, für den Fall, dass Du Dich auf den Artikel „Intelligence Without Reason“ von Brooks aus 1991 beziehst. Und auch das Gedankenexperiment „Braitenberg-Vehikel“ geht in eine etwas andere Richtung.
In der Robotik findet die KI gewiß noch einen guten Anfang. Viel Potenzial für künftige Forschende. Solange liegt die Intelligenz mehr im Auge des Beobachters.