5.11.02024

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Beitragsfoto: Wahlkabinen | © Alexandru Nika, Shutterstock

Wahltag

Heute wird die 60. Wahl zum Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika abgehalten. Ohne Frage ist dies die wichtigste Wahl des Jahres — weltweit!

Anders als bei uns gibt es keine Prognose nach dem Schließen der Wahllokale und auch keine Hochrechnung während der Auszählung. Deutet sich allerdings aufgrund von historischen Ergebnissen und Vorwahlumfragen an, dass einem Kandidaten der Sieg in einem Bundesstaat kaum noch zu nehmen ist, dann rufen die großen US-Fernsehsender einen Gewinner aus. Diese Aussagen gelten als sehr verlässlich, die Sender unterhalten dafür sogenannte Decision Desks mit erfahrenen Experten.

In Pennsylvania (19 Wahlleute), das man als einen der wichtigsten Swing States ansehen kann, darf mit der Auswertung der Briefwahlstimmen erst am Wahltag um 7.00 Uhr (da ist es bei uns bereits 13.00 Uhr) begonnen werden. Bis in den 50 Staaten alle Stimmzettel ausgezählt sind — ohne Nachzählungen — kann es unter Umständen Tage dauern. Eines ist aber sicher, dass die Republikaner die Wahl bereits am selben Tag noch für sich reklamieren oder für den Fall, dass die US-Demokraten deutlich vorne liegen, die Wahl noch am Wahltag mit dem Slogan „Stop the Steal“ ablehnen — bürgerkriegsähnliche Zustände können erwartet werden.

Wegen der Zeitdifferenz schließen die Wahllokale in den USA nach und nach, wobei dies bei uns zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens sein wird, folglich ist es da schon Mittwoch!

Die ersten Ergebnisse aus den Swing States könnten aus Michigan, Georgia und North Carolina kommen. Sollten diese an die Republikaner gehen, wird wohl Kamala Harris wie damals Hillary Clinton sehr früh ihre Niederlage einräumen können.

Rückwärtsgewandt

Jean Asselborn war jüngst in Heilbronn und ich hoffe, dass er sich auch ins goldene Buch der Stadt eintragen durfte; es kommt nicht sehr oft vor, dass echte Staatsmänner den Weg nach Heilbronn finden. Interessant, wie er unsere Stadt auf Anhieb als „rückwärtsgewandt“ bezeichnete und dies obwohl Dieter Schwarz so viel in Gebäude investiert. Eine Investition in Bildung für alle wäre einfach zielführender — für die Instandhaltung unserer Schulen oder gar Sportstätten werden wir aber auch künftig keine Gelder freigeben. Und schon gar nicht in die Förderung von Mündigkeit und Demokratie. Wir bleiben weiterhin dabei: „Mehr Schein als Sein“ und „Hauptsache der Ranzen spannt“.

Das Wort des Tages ist allerdings „Talahon“, das es wohl nur in einer unisex-Form gibt und für unreife, dumme und völlig unnütze Menschen Verwendung findet. So weiß ich nun auch wie man die Spinner nennt, die mit übermotorisierten Fahrzeugen die Allee hoch und runter fahren oder mit E-Scootern Rentner auf den Gehwegen dieser Stadt jagen.

Auch die Geheimnistuerei im Heilbronner Rathaus treibt weiterhin ihre Stilblüten, ob es nun um das aktuelle Volksbegehren geht oder auch nur um den Kreisjugendring. Über diese Sachstände werden weiterhin nur die Heilbronner VIP informiert, welche bekanntlich gerne in Hinterzimmern aller Art „tagen“. Wirklich ärgerlich ist es aber, dass wir Bürger aus „Neutralitätsgründen“ des Rathauses keine Zwischenstände zum Volksbegehren erhalten. Genau wegen dieser angeblichen „Neutralität“ informiert das Rathaus uns Bürger wohl auch nicht über das Volksbegehren, man könnte dies z. B. regelmäßig in der Heilbronner Stadtzeitung machen — nein, man müsste es sogar!

Wenn man dies alles nicht immer nur einzeln betrachtet, dann kommt man auch als externer Beobachter sehr schnell dahinter, dass wir Heilbronner noch einen sehr langen Weg vor uns haben.

Hörenswert

Meine letzten 5 Pfennig zum US-Wahlkampf habe ich bereits gestern von mir gegeben. Und wir alle müssen nun auf das heutige Ergebnis warten. Dennoch möchte ich meinen Leseren Bernie Sanders‘ abschließenden Worte zum Wahlkampf nicht vorenthalten — übrigens der Apostroph ist auch nach aktueller Duden-Meinung noch richtig gesetzt, was sich bei der Duden-Redaktion allerdings stündlich ändern kann.

Bernie Sanders ist ein Vollblutpolitiker, dessen Überzeugungen ich nicht oft teile, der aber insgesamt ein aufrechter Demokrat und wahrhafter Menschenfreund ist. Und auch er versucht noch mit seinen „zwei Cent“ (ehemals etwa 5 Pfennig) den einen oder anderen US-Wähler zum Wählen zu bewegen und es wäre nicht Bernie Sanders wenn er dabei nicht eine eigene Wahlempfehlung aussprechen würde: „As this presidential campaign comes to an end, let me say a few words“.

Den Aufruf des Editorial Boards der New York Times hatte ich bereits gestern hinter der gezeigten Karte als Hyperlink hinterlegt. Das Problem dabei ist, dass GOP-Wähler die New York Times kaum lesen werden und ein weiteres, dass die New York Times Redakteure viel zu spät eindeutige Stellung bezogen haben. Im Gegensatz zu Bernie Sanders ist deren Aufruf nur ein Feigenblatt, um später jegliche eigene Schuld von sich weisen zu können. Dabei hätte man das unsägliche Treiben Donald Trumps und seiner Kumpane zumindest seit dem 6. Januar 2021 viel deutlicher in alle Medien darstellen und als Demokrat dabei zudem bewerten müssen.

Auch wenn Schwerverbrecher und Hallodris einen höheren Unterhaltungswert als die ganz gewöhnlich arbeitenden Bevölkerungsteile haben, wäre es dennoch die Verpflichtung von Medien ihren Konsumenten reinen Wein einzuschenken. Guter Journalismus hat nichts mit Hofberichterstattung zu tun und wer als Journalist reich werden möchte, der sollte besser in die Werbung gehen.

dark night poem

they say that
nothing is wasted:
either that
or
it all is.

Charles Bukowski, The Pleasures of the damned (2008: 9)

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Seitenaufrufe: 76 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023
  • Auch die Radiokanäle waren am Folgetag voll der Berichterstattung zur US-Wahl. Die Musik zwischen den Beiträgen läßt aufhorchen als Rodgers und Harts „The lady is a tramp“ erklingt. Was mag sich der verantwortliche Redakteur gedacht haben? Eine ferne Reminiszenz an einen anderen präsidialen Rüpel, der dereinst im Weißen Haus die royale Besucherin aus UK zu dieser Melodie aufs Parkett führte? Seine Amtszeit blieb unvollendet. Nehmen wir es wohlwollend als Zeichen und Wunder zur Kenntnis …