6.7.02025

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Beitragsfoto: Geburtstagskuchen mit Wunderkerze | © Shutterstock

Hertenstein

Zumindest politische interessierte Heilbronner sollten es inzwischen zur Kenntnis genommen haben, dass wir in Heilbronn jährlich die Hertensteiner Gespräche veranstalten. Diese sind inzwischen europaweit bekannt und werden eher von Teilnehmern außerhalb Heilbronn bestritten.

Uns Heilbronnern ist es dabei gelungen, rein ehrenamtlich ein Format zu stemmen, das inzwischen unbestritten mit zum Kanon europäischer politischer Veranstaltungen gehört. Und so wäre es eine ganz gute Sache, wenn sich jetzt auch verstärkt Heilbronner mit in diese Veranstaltung einbringen. Ich denke dabei u. a. an unsere Universitäten und Hochschulen, es wäre für alle Beteiligten eine Win-win-Situation! Besonders da viele Heilbronner jüngst Bildung bei uns doch so hoch aufhängen.

Man könnte nun zeigen, dass man nicht nur über Bildung redet, sondern diese auch fördert. Aber wie gesagt, es ist ein Angebot. Als Heilbronner fände ich es nun sehr schade, wenn wir diese Gespräche demnächst nach Hertenstein zurückverlegen — wobei einmal im Jahr am Vierwaldstättersee zu sein, hat auch etwas.

Vermischtes

Thomas Michl regte an, dass ich mich hier einmal näher mit Peter Thiel und Palantir beschäftige. Und so mal ganz auf die Schnelle. Wir überschätzen gerne Milliardäre, vor allem dann, wenn wir uns selbst über unser Bankkonto definieren. Donald Trump hat jüngst gezeigt, wie man als Diktator mit seinen Geldgebern umgeht, besonders dann, wenn es sich dabei nur um reiche Spinner handelt. Elon Musk will nun seine eigene Partei gründen; mal schauen, wie schnell die von ICE abgeschoben wird. Und so wird sich auch JD Vance von Peter Thiel trennen, sobald er ausreichend sattelfest ist.

Was Palantir angeht, eine Software, die u. a. von unserer Polizei gelobt wird, bin ich mir nicht ganz so sicher. Bereits ab den 1990er-Jahren gab es nicht kommerzielle Überwachungs-, Planungs- und Führungssoftware, die schon das konnte, was Palantir heute verspricht, und so kann man sich fragen, warum überhaupt staatliche Institutionen auf die Privatwirtschaft bauen — wohl weil es die Politik gerne so hätte und die sich von ihren Geldgebern beeinflussen lässt. Und so hat es vielleicht sogar etwas Gutes, wenn gerade bei solchen Dingen nicht die Qualität obsiegt.

Wobei ich mir wünschen würde, dass man, was die „bösen Buben“ angeht, die Software aus den 1990er-Jahren beständig auch noch über die 2010er-Jahre hinaus weiterentwickelt hat und diese auch entsprechend weiter einsetzt.

Ob unsere Polizei überhaupt damit etwas anfangen könnte, darf bezweifelt werden. Auch ob sie solche Qualitäten überhaupt benötigt. Spannend wäre es allerdings, einmal zu erfahren, was Palantir heute tatsächlich so alles kann — wäre jammerschade, wenn die Profis ihre von uns Steuerzahlern finanzierte Technologie (falls ich mich richtig erinnere, kostetet diese uns damals bereits gut 1 Milliarde Dollar) an die Privatwirtschaft verschenken mussten, damit diese sie uns wieder zurückverkauft — das wäre nicht zum ersten Mal so.

Detlef Stern hat mich dazu motiviert, dass ich demnächst ein neues Buch ins Literaturverzeichnis einfüge. Dabei habe ich noch nicht einmal all jene eingefügt, die sich immer noch in meinen Regalen stapeln. Aus irgendeinem Grund ging Daniel Kahnemans Buch „Thinking, Fast and Slow “ (2012) völlig an mir vorbei; zu dieser Zeit war ich beruflich noch mit dem Schnelldenken völlig ausgelastet. Nun kann ich mir den Luxus leisten, um nochmals langsam über mein ehemals schnelles Denken nachzudenken. Ärgerlich, wenn ich dabei zu der Auffassung gelange, dass ich das Buch am besten bereits schon 2012 hätte lesen sollen. Wobei ich in diesem Jahr in meiner Freizeit verstärkt religionsphilosophische Bücher laß.

Meine bessere Hälfte hat mir gerade den Newsletter „EU-Informationen“ zugeschickt. Dieser war ein paar Jahre lang monatliches Thema hier im Forum. Noch heute sind es seitenlange, meist juristische Informationen — jeweils gut zwei Stunden Lektüre. Inzwischen hat der Newsletter nicht nur einen neuen Verfasser, sondern das Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Öffentliches Recht an der Universität Freiburg hat die Schirmherrschaft übernommen.

Wer nun etwas mehr darüber erfahren möchte, lässt mich dieses bitte wissen und ich leite den Newsletter per E-Mail weiter; das Forum existiert inzwischen nicht mehr und so sind auch die alten Newsletter ins digitale Nirwana abgewandert.

Geburtstag

Es heißt zwar so schön „never miss a party!“ aber mit zunehmenden Alter und Erfahrung werde ich tatsächlich wählerisch, zumal ich selbst etwas angeschlagen bin.

Und so suche ich mir ganz genau aus, auf welche Feier ich gehe und auf welche nicht. Gestern feierte Herbert Burkhardt seinen Siebzigsten und meine bessere Hälfte und ich ließen es uns nicht nehmen, kurz vorbeizuschauen.

Herbert Burkhardt kommt aus der sozialdemokratischen Ecke und hat seine Heilbronner Parteikarriere begonnen, als ich meine bereits beendet hatte. Ansonsten hätten wir uns sicherlich sehr spannende inhaltliche Gefechte geliefert. Das Schöne und Gute an Herbert ist seine unbedingte Verlässlichkeit.

Meinen Respekt erhielt er, als er nach Jahrzehnten erfolgreicher Parteiarbeit seiner Partei den Rücken kehrte, nämlich als diese erkennbar in Heilbronn völlig von der sozialdemokratischen Bahn abkam. Als gestandener Sozialdemokrat und tief verwurzelter Neckargartacher hatte er nur die Alternative, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, was er aber nicht tat — Chapeau!

Und so traf es sich, dass wir uns beide bei den Freien Wählern nicht nur besser kennenlernten, sondern sofort inhaltlich aneinandergerieten. Besonders Parteiroutine gegen dilettantischen Idealismus brachte immer wieder sehr spannende Diskussionen hervor und bezeugte zumindest auf lokaler Ebene, dass Erfahrung und Verbindungen durch nichts zu ersetzen sind.

Herbert Burkhardt machte in wenigen Jahren die Freien Wähler erstmals in Heilbronn zu einer ernst zu nehmenden Fraktion und dies trotz sehr widriger Umstände!

Ich konnte von Herbert sehr viel lernen und bin ihm dafür dankbar. Das Ganze toppt Herbert aber noch mit einer wunderbaren Familie und einer bemerkenswerten Frau. Hier könnte man die Frage stellen, was wäre ein Herbert ohne Sieglinde — aber nicht zu seinem Siebzigsten.

Die Krönung des Ganzen ist es aber, dass wir Herbert Burkhardt schon vor Längerem als Europäischen Föderalisten gewinnen konnten und er wann und wo er kann die EUROPA-UNION Heilbronn unterstützt, was bei einer schon etwas länger andauernden „Führerhörigkeit“ im Gemeinderat eine ziemlich schwierige Angelegenheit ist. Was aber auch zeigt, dass selbst ein mit allen Wassern gewaschener Stadtrat ebenfalls an seine Grenzen — der Nazi und SS-Mann im Rathaus wird immer noch verherrlicht — stößt. Dies macht Herbert zumindest für mich umso sympathischer.

Und so war es für mich eine Ehre und große Freude, zu seinem Geburtstag geladen zu sein. Und er überraschte mich erneut, indem er bei seinem eigenen Fest für die EUROPA-UNION Werbung machte, das macht auch nicht jeder.

Die Festredner hätten es sicherlich ähnlich wie ich sehen können, nutzen die Gelegenheit aber lieber für die Eigenwerbung — kann man machen, sollte man aber dennoch nicht! Herbert Burkhardt nahm es gelassen und ließ sich seinen Festtag nicht verderben.

„Uns bleibt nur der sehr schmale und manchmal kaum noch zu findende Weg, jeden Tag zu nehmen, als wäre er der letzte, und doch in Glauben und Verantwortung so zu leben, als gäbe es noch eine große Zukunft.“

Dietrich Bonhoeffer (2022: 23)

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2 thoughts on “6.7.02025

  1. Hallo Heinrich,
    Du bist so unzufrieden mit dem Bekanntheitsgrad der Hertensteiner Gespräche in deinem Umfeld HN, speziell im Bildungsbereich. Wen ich auch frage, das Thema Hertenstein ist nicht bekannt. Da hilft nur individuelle Werbung. Wie wirbst Du denn an den Bildungsstätten, also Campus, Gymnasien? Gibt es Aushänge? Infos über die zuständigen Professoren in den Fachbereichen? Was kann Detlef Stern, den du so oft erwähnst, dafür tun? Lg Ursula

    1. Liebe Ursula,
      Ideen haben wir mehr als genug, das Meiste davon bereits auch einmal umgesetzt. Und sobald wir ein offizielles Programm haben, werden wir dies erneut verteilen.

      Das mit den Heilbronner Gymnasien war letztes Jahr wenig erfolgreich, wir bekamen keine einzige Antwort auf unsere Einladungen. Das mit den Fakultäten ist ebenfalls ein Problem, denn entsprechende universitäre Studiengänge gibt es in Heilbronn nicht. Und für „Informatiker“ ist Politik leider nicht gerade besonders attraktiv.

      Das mit den Aushängen an der Hochschule war bisher ein Reinfall, selbst der AStA, als wir dort noch eigene Mitglieder hatten, konnte uns nicht weiterhelfen.

      Wie gesagt, an Ideen fehlt es uns nicht. Vielleicht bräuchten wir alle nur einmal ganz neue Ideen?

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