Beitragsfoto: Seifenladen in der South Coast Plaza
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Spannung pur
Ein langer Wahlabend geht so langsam zu Ende. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newson wurde bei den Primary Elections so gut wie im Amt bestätigt, was allgemein auch erwartet wurde. Bei den Bürgermeistern und Bezirkssheriffs, Bezirksrichtern und andere Mandatsträger hingegen wurde es teilweise sehr spannend und die endgültigen Entscheidungen werden wohl erst im November fallen.
Auf jeden Fall aber finden die Wahlen in Kalifornien so ganz anders als bei uns statt und wer glaubt, Panaschieren und Kumulieren sei kompliziert, der hat noch keine Primary Elections miterlebt, die die Vorwahlen zu den Zwischenwahlen (Midterm) am 8. November 2022 sind, wo die wahlberechtigten US-Bürger das gesamte US-Repräsentantenhaus mit seinen 435 Abgeordneten neu wählen. Außerdem wird noch ein Drittel (35) der Sitze im US-Senat neu gewählt. Und wie schon erwähnt, in Kalifornien auch der Gouverneur, die Bürgermeister und andere lokale Größen, wie z. B. die Richter.
Und das ist gerade das richtig Spannende. Ich verfolge die Los Angeles Mayor Primary Election Results etwas näher, da dort ein Milliardär, Rick Caruso, gegen eine Kongressabgeordnete, Karen Bass, antritt. Der Dritte in diesen Primary Elections zum Bürgermeister, Kevin de Leon (ein Senator in Kalifornien), liegt bereits weit abgeschlagen zurück. Und so wird es wohl am 8. November 2022 zu einer Stichwahl zwischen Caruso (aktuell 41,2 %) und Bass (aktuell 37,8 %) kommen. Das Besondere an dieser Wahl ist, dass in LA ein Milliardär höchst selbst antritt und keinen Alibi-Mann ins Rennen schickt.
Und das Interessante ist, dass bis auf die völlig abgeschlagenen Kandidaten alle anderen mit ihren Wahlhelfern bereits am Vorwahlabend den Sieg feiern — nur ja keine Schwäche zeigen!
Und so bleibt es auch hier bei mir direkt vor Ort wohl noch bis zum frühen Morgen spannend, so dass ich das Ganze doch nicht bis zum Schluss mitverfolge — morgen ist auch noch ein Tag; wobei ich jetzt ganz vergaß, dass morgen ja bereits heute ist.
Föderalisten
Während sich ein Mitglied der EUROPA-UNION Heilbronn in Kalifornien darüber freute, dass die Verbandszeitschrift per Post angekommen ist, trafen sich andere Mitglieder zum monatlichen Europastammtisch in Heilbronn — wie ich hörte trotz Nieselschauers im Licht-Luft-Bad.
Auf jeden Fall bezeugen beide Ereignisse wie wichtig auch heute noch die persönlichen Treffen und der Austausch sowie auch der Erhalt von gedruckten Informationen sind. Auch wenn unser „EUROPA aktiv“ in Papierform erst mit zweimonatiger Verspätung die Mitglieder in allen Ecken dieser Welt erreicht, ist diese Verbindung nach Hause und zu anderen Föderalisten nicht zu unterschätzen.
Und so bin ich inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass man sich als kerngesunder Gesamtverband die eine oder andere, vielleicht inzwischen auch etwas antiquierte Sache, weiter leisten können muss.
Veränderung
Gestern hat das Wetter geradezu danach gerufen wieder einmal in der South Coast Plaza „shoppen“ zu gehen, was bei mir meist auf gucken und staunen hinausläuft, besonders dann, wenn es keinen Gegenstand gibt, den ich dringend ersetzen muss.
Und so erfreute ich mich wieder einmal an der Vielfalt der Geschäfte, der Sauberkeit und Ordnung, guckte nach altbekannten oder ganz neuen Läden, nur um nach ein paar Jahrzehnten das erste Mal festzustellen, dass ich nicht wie sonst üblich einfach nur im Gewimmel der Käufer, Kunden und Neugierigen unterging. Mein üblicher Schlapper-Look fiel zum ersten Mal auf, und als ich nach der Ursache Ausschau hielt, musste ich feststellen, dass sich auch hier die Welt inzwischen eindeutig weitergedreht hatte.
Üblicherweise fielen Männer in solchen Einkaufszentren niemandem auf, da sie als Angestellte einfach nur dazugehörten oder als Begleiter ihrer Partnerinnen nur dann, wenn sie unter der Last von Einkaufstüten zusammenzubrechen schienen — alleine nur wegen des Mitleids der anderen Geschlechtsgenossen.
Mein heutiger Blick in die Runde ließ mich nun erkennen, dass inzwischen nicht nur die Damen dadurch auffielen, dass sie entweder mit unzähligen Einkaufstüten bekannter Marken unterwegs waren oder selber aussahen, als ob sie gerade einem der Schaufenster entstiegen wären, sondern dass jetzt auch die meisten der männlichen Wesen solche Einkaufstüten ganz offensichtlich für sich selber schleppten aber auf jeden Fall die Damenwelt in ihrer Kleidungswahl teilweise ganz locker übertrafen.
Sehr erfreut war ich, dass nach einem Blick auf Versace, dort die Welt noch in Ordnung schien, und bei Dolce & Gabana blieb ich dieses Mal sogar stehen, weil eine Bluse oder ein Hemd dort meine gesamte Aufmerksamkeit erforderte. Bevor ich aber sicher sein konnte, wurde ich erstmals von einem Modell abgelenkt, das durch den eigenen Zahnstatus meine Blicke auf sich zog und bevor ich wieder zum besagten Hemd zurückkommen konnte, erweckte ein anderes Model mein Interesse, das mich nicht an Kleidung, sondern an den Ukraine-Krieg denken ließ.
Auch hier musste ich eine Veränderung erkennen, denn waren Models oder Schaufensterpuppen bisher so 0815, dass sie den Betrachter nicht von der Kleidung ablenkten, sondern im Gegenteil, diesen gerade auf die Kleidung neugierig machten, so muss es heute wohl eine Art politisches Statement sein, das der Verkäufer tätigen möchte. Ob es sich für D&G lohnt, dass nicht nur ich jetzt über Zahnlücken nachdenke anstatt über Blusen wird wohl der kommende Geschäftsbericht zeigen.
Allerdings wurde ich bei einer der nächsten Schaufensterfronten wieder vom Ukraine-Krieg abgelenkt, denn dort gab es nun neben den 0815 Schaufensterpuppen welche in Super XXL zu bestaunen. Was eine bekannte Modemarke damit bezwecken möchte, wenn sie nachweisst, dass sie auch Walrösser und Seeelefanten ausstatten kann, muss ich nicht mehr verstehen — völlig politisch korrekt ist es auf jeden Fall.
Und nachdem ich dann noch einen neuen ganz interessanten Laden mit Seifen in Kuchenform entdeckte, ließ ich mich noch auf ein ganz neues Erlebnis ein und erklären, was Gucci (Florenz) und Adidas (Herzogenaurach) gemeinsam haben — verstanden habe ich es allerdings nicht.
Tatsächlich aber könnte der Seifenladen eine wirkliche Veränderung bewirken, indem er vielleicht doch zu einer Umkehr unseres übermäßigen Konsumverhaltens führt und dazu, dass viele, anstatt sich eine Schwarzwälder Kirschtorte in Gänze als bloße Zwischenmahlzeit einzuverleiben, diese nun eine solche oder andere essbare Verführungen nunmehr in Seifenform in der Badewanne versenken.
Damit würde die Menschheit nicht nur gesünder und weniger fett, sondern man könnte damit auch unzählige Ressourcen sparen, z. B. Schaufensterpuppen in Super XXL.
Geburtstag des Tages
Frank Lloyd Wright
Lieber Herr Kümmerle,
mit einem Lächeln lese ich Ihre Reiseschilderungen aus California. Dank schnellem Internet ist es auch in HN möglich, die gestrigen Ergebnisse der Vorwahlen „brühwarm“ auf den Schirm zu bekommen. Anbei der entsprechende Bericht der heutigen New York Times. Weiterhin viel Vergnügen am Strand und sonst wo.
Hans Müller
Lieber Herr Müller, danke für den Artikelhinweis. Interessant ist bei Rick Caruso auch, dass er erst vor Kurzem von den Republikanern zu den Demokraten gewechselt ist und nun wahrscheinlich erfolgreich einer bewährten Demokratin das Amt streitig macht. Insgesamt haben die Demokraten es dieses Mal sehr schwer in ihrem „Musterland“ ihre Kandidaten durchzubekommen.