Berufspolitik

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Beitragsfoto: Bundestag | © clareich auf Pixabay

Am 3. Dezember 2019 hatte ich mich schon einmal hier im Blog zur Berufspolitik geäußert. Inzwischen sind sechs Jahre vergangen und wir alle müssen immer deutlicher unter den Folgen einer völlig verfehlten Berufspolitik leiden.

Dabei zeichnet es sich immer mehr ab, dass unsere Berufspolitik der Gegenentwurf von Demokratie ist. Schon die alten Griechen und Römer wussten um die Bedeutung von Wahlämtern und sehr viele nutzten diese, um sich damit ein sehr schlaues Leben zu machen.

Und so schaue ich heute einmal etwas näher gerade auf diese Wahlämter, welche durchaus ein Teil der Berufspolitik geworden sind und sich heutzutage mit dem „Berufspolitiker“ als eine ganz neue gesellschaftliche Kaste etablieren. Ursprünglich ein reines Ehrenamt, welches allerdings schon wie gesagt von Anfang an gerne missbraucht wurde.

Wahrscheinlich um diesem Missbrauch besser begegnen zu können, wurde die Idee geboren, ehrenamtliche Politiker (Wahlamt) für ihr Tun gleich so zu bezahlen, dass sie alleine damit ihren eigenen Unterhalt und auch den der eigenen engeren Familie bestreiten können. Und daraus entwickelte sich sehr schnell ein ganz eigener Beruf, der einem gewählten Volksvertreter ein sehr bequemes Leben sicherte, zumindest so lange wie er in Amt und Würden blieb.

Was nur ganz folgerichtig dazu führte, dass jeder, der es schaffte, gewählt zu werden, nun bestrebt war, dieses Ehrenamt zumindest bis zum Einritt in das Rentenalter zu behalten. Wobei beides die Bezahlung wie auch die „Ewigkeit“ bereits damit gegen alle demokratischen Grundsätze verstößt.

Wir alle sind egoistische und faule Individuen, die ihre ganz eigenen Interessen durchsetzen wollen. Die Demokratie schafft es dabei am besten, hierbei zwischen allen Beteiligten zu vermitteln, indem wir alle mit in die Entscheidungen einbezogen werden und durch notwendige Mehrheiten und die dazu nötigen Kompromisse nicht nur den meisten Bürgern gerecht werden, sondern auch dafür sorgen, dass dabei kaum Bürger unter den Tisch gekehrt werden.

Das ganze System lebt dabei von der Partizipation fast aller Beteiligten und dem beständigen Wechsel der jeweiligen Entscheider. Ehren- und Wahlamt sollen dabei garantieren, dass sich keine festen Personengruppen etablieren, die sich dann auch noch durch eine Selbstrekrutierung weiter verkasten.

Wahrscheinlich um auch dieser Entwicklung besser begegnen zu können, wurde die Idee geboren, dass ehemalige Politiker auch nach ihrem Wahlamt versorgt werden, diese also nicht auf Teufel komm raus an ihren Ämtern festhalten müssen.

Dies führte nun aber leider dazu, dass man nun bereits spätestens gleich nach der Schulbank in die Berufspolitik strebt und sobald man daran Gefallen gefunden hat, seine Ämter so lange behält, bis man auf der Bahre aus dem Parlament getragen wird.

Diese Entwicklung führte letztendlich dazu, dass immer weniger Bürger mit in die Entscheidungen einbezogen werden, noch weniger Bürger überhaupt die Chance erhalten, sich in einem Wahlamt zum Wohle der Gesellschaft einbringen zu können und dadurch langsam aber sicher die Qualität der Volksvertreter immer mehr abnimmt: Verkastung –> Verkrustung –> Verdummung.

Inzwischen dürften bereits die Enkel der ersten bundesdeutschen Volksvertreter in den Parlamenten sitzen, was noch nie gut für eine Demokratie war und eigentlich in anderen Herrschaftsformen verstärkt zu finden ist. Demokratien sind einfach zu vielfältig und zu komplex, um durch Familienverbände geführt werden zu können!

Schon alleine durch diese Entwicklung sind die heutigen Demokratien angeschlagen und weniger widerstandsfähig!

Erschwerend kommt nun mit hinzu, dass unsere systemrelevanten Personen nicht mehr wie im alten Rom versuchen müssen, wenigstens noch selbst an die Ehrenämter zu gelangen, sondern sich die Berufspolitik nun zunutze machen können, um sich ihre ganz eigenen Volksvertreter zu kaufen.

Und dies ist die aktuelle Win-win-Situation zwischen Geld und Politik, welche sich auf alle Parteien bezieht, selbst auf jene, die heftigst gegen „das Kapital“ wettern.

Der Zuverdienst ist für Berufspolitiker zu verlockend und dabei ist nur allzu menschlich, dass man selbst als Besserverdiener auf den einen oder anderen Euro mehr nicht verzichten möchte.

Was letztendlich dazu führt, dass bei uns Politik nicht mehr für die große Mehrheit, sondern für jene gemacht wird, die zumindest den entscheidenden Volksvertretern das Leben erleichtern (durch Berater & Lobbyisten) und ggf. auch noch weiter versüßen (durch Nebenverdienste & Geldgeschenke) können.

Das kann auch ganz gut erklären, warum heute Markus Söder selbst das Ende vom Verbrenner-Aus nicht weit genug geht. Aktuell ein ganz gutes Beispiel wie Einzelinteressen zulasten unseres gesamten Landes gehen.

Das Ende vom Verbrenner-Aus wird unsere Autoindustrie dabei nicht retten, eher ein Szenario schaffen, welches uns später die Schließung sämtlicher Werke als alternativlos schmackhaft machen soll. Wobei sich unsere üblichen systemrelevanten Personen noch beim Verkauf der Markenrechte nach China dumm und dämlich verdienen werden.

Ganz ohne Frage, wir alle leiden unter den Folgen der Berufspolitik! Je weniger man selber verdient oder besitzt, umso mehr. Ganz ohne Frage, wir sind daran alle selber schuld! Und ebenfalls ganz ohne Frage könnten wir es allesamt wieder richten, nämlich indem wir

  1. dafür sorgen, dass die Politik bei uns völlig transparent wird — was gerade in der heutigen Zeit ohne Probleme machbar wäre und
  2. vor allem eine Begrenzung aller bezahlten Wahlämter auf maximal drei Legislaturen einklagen und eine anschließende Weiterverwendung in staatlichen oder staatsnahen Strukturen verhindern.

„Unveränderbar ist nur das, was so schnell vergeht, daß für Änderungen keine Zeit bleibt.“

Niklas Luhmann (2021: 473)

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