Denkgedanken

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Beitragsfoto: Gedanken | © Stefan Keller auf Pixabay 

Denken findet bekanntlich im Kopf statt, wenngleich auch immer wieder behauptet wird, dass manche Menschen mit dem Bauch oder gar mit ihren Genitalien denken würden. Manche Menschen meinen sogar, dass das Denken nur dem Homo sapiens vorbehalten sei. Wiederum andere gehen davon aus, dass sogar menschengemachte Maschinen (zukünftig) denken können.

Was ist das Denken aber überhaupt? Ich meine, es gehört erst einmal eine Art von Subjekt dazu, welches in etwa meint „Cogito ergo sum“. Und um dies zu können bedarf es einer Art von Hülle mit dem sich dieses Subjekt identifiziert. Und um dies zu können bedarf es weiterhin einer Umwelt und Sinnen, mit denen sich das Subjekt erkennen, sich von der Umwelt abgrenzen und diese halbwegs wahrnehmen kann.

Und so kann man davon ausgehen, dass dieses besagte Denken in der Hülle, die wie auch immer gestaltet ist, stattfinden muss. Heutzutage geht man davon aus, dass das Gehirn zumindest die Schaltzentrale des Denkens ist, aber ohne zu wissen, ob es einem Subjekt auch ohne Gehirn möglich wäre zu denken. Ich vermute, dass die ersten Subjekte in der Entwicklungsgeschichte noch ohne Hirn ausgekommen sind und bereits sämtliche „Schaltungen“ in der Hülle zwischen Subjekt und Umwelt denkfähig waren.

Und so gehe ich davon aus, dass die Neuronen im Hirn, die sich beständig untereinander verknüpfen, zwar ein wichtiger Teil des Denkens nicht aber der gesamte Denkapparat sind. Ähnlich der von Saiten eines Instrumentes, die man durch Reize zum Schwingen bekommt und welche sich nur in Verbindung mit einem Resonanzkörper bemerkbar machen.

Deshalb meine ich, dass nicht die Nerven oder gar das Hirn denkt, sondern das gesamte über diese zum Schwingen gebrachte Subjekt. Es sind damit nicht die neuronalen Verknüpfungen im Hirn die denken, sondern, die von diesen ausgehend oder auch nur verstärkten Schwingungen des Subjekts an sich. Damit wären Gedanken eine Art von Welle.

Was nun zu der Vermutung führt, dass das Denken auch nicht ausschließlich in einem Subjekt stattfindet, sondern auch von mehreren Subjekten gemeinsam — unabsichtlich, aber auch ganz bewusst — vollbracht werden kann. Ich meine der Begriff „Schwarmintelligenz“ passt ganz gut dazu.

Dies könnte auch erklären, warum manche Gedanken ganz plötzlich in aller Munde sind. Man vermutet in Analogie zu den Genen, dass es auch Meme gäbe, die solchen Wissenstransfer sicherstellen. Mir persönlich gefällt da der Wellengedanke schon etwas besser.

Was mich nun ganz folgerichtig zum Gedächtnis führt. Und in Anlehnung meiner vorherigen Gedankengänge gibt es dann ein solches überhaupt nicht, zumindest nicht als Vorstellung eines „Wissens- oder Gedankenspeichers“, etwa einer Art von menschlicher Festplatte. Und das Hirn, egal mit wieviel Verknüpfungen auch immer versehen oder egal mit welcher Masse auch immer ausgestattet, ist weder das Gedächtnis an sich noch beinhaltet es dieses.

Wenn wir uns zu erinnern glauben, dann wiederholen wir einfach nur bereits gedachte Denkprozesse und kommen dabei je nach Reizen und Schwingungen sowie der aktuellen Konstitution des eigenen Subjekts zu ähnlichen Ergebnissen, unseren Erinnerungen.

Was nun die Frage aufwirft, was geschieht mit unserem Denken und unseren Gedanken, wenn unsere Hülle aufhört zu existieren? Denken andere unsere Gedanken weiter? Strahlen unsere Gedanken wie das Licht über unser eigenes Subjekt hinaus in die Unendlichkeit — wobei die Wellenlänge immer kleiner und damit auch immer weniger feststellbar wird, aber das Licht selbst nie ganz verschwindet. Leben wir gar in diesen Gedanken weiter?

Nachtrag 11. April 2023

Sehr interessant ist der Artikel von Oliver Whang in der New York Times von heute, der sich ebenfalls zu obigen Thema unter dem Titel „Can Intelligence Be Separated From the Body? – Some researchers question whether A.I. can be truly intelligent without a body to interact with and learn from the physical world.“ äußert.

Meinen Lesern steht dieser Artikel kostenfrei zur Verfügung.

„Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellten. Erkenntnis hat kein Licht, als das von der Erlösung her auf die Welt scheint: alles andere erschöpft sich in der Nachkonstruktion und bleibt ein Stück Technik.“

THEODOR W. ADORNO, MINIMA MORALIA (14. AUFLAGE 2022 [1951]: 283)
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  • Wir stellen fest, dass sich nicht alle Naturphänomene technisch oder theoretisch erfassen lassen. Da ist die Philosophie ein guter Weg zu seriöser und solider wissenschaftlicher Betrachtung.