Erste Analyse des Angriffs

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Beitragsfoto: Mann mit Helm | © Pixabay

Nachdem vor Kurzem die vermeintlich erste Staffel ihre Angriffsziele genommen hat, wird inzwischen die zweite Staffel eingeführt, um das, sich nun so langsam aber sicher zu erkennen gebende, Kriegsziel zu nehmen.

Auch ohne ausreichend relevante Informationen, welche auch nicht von anderer Seite aus bestätigt werden, wage ich dennoch eine erste Analyse des aktuellen russischen Angriffs auf die Ukraine.

Bereits im November 2021 waren ausreichend russische Truppen rings um die Ukraine herum in Stellung gegangen, um ein weiteres Stück der Ukraine besetzen zu können. Schon Jahre zuvor wurde gemutmaßt, dass die Russische Föderation zum einen eine Landbrücke hin zur Krim erobern wolle und zum anderen die beiden selbsternannten Republiken Donezk und Luhansk vollständig unter russische Kontrolle bekommen will.

Der russische Aufmarsch im November 2021 ließ dann allerdings weit Schlimmeres befürchten, denn man musste davon ausgehen, dass dies insgesamt nur die erste Staffel ist und damit die gesamte Ukraine als Angriffsziel angesehen werden konnte. Ich fragte im Februar 2022 bereits danach, ob es Erkenntnisse zur zweiten Staffel gibt.

Aus heutiger Sicht muss man annehmen, dass dieser russische Aufmarsch bewusst so gewählt war, um erstens massiv Druck sowohl auf die Ukraine als auch auf die restlichen Osteuropäer aufzubauen, dennoch aber der NATO ein begrenztes russisches Angriffsziel (für Militärs keine erkennbare zweite Staffel!) zu signalisieren, und damit zwar die Politiker allesamt zu erschrecken, zeitgleich aber die NATO Militärs zu beruhigen.

Der Angriff erfolgte dann am 24. Februar 2022 auf ganzer Breite (mit Ausnahme der weißrussischen Truppenteile — hier könnte der Grund dafür höchst interessant sein) und ließ alle westlichen Politiker das Schlimmste befürchten. Was ganz besonders in Deutschland zu Übersprungshandlungen der Politik führte.

Ich gehe inzwischen davon aus, dass es sich gerade mit dem Vorstoß auf Kiew um einen Scheinangriff handelte, um das Angriffsziels besser in den Griff zu bekommen („Motivation“) sowie eine, wenn auch nur geringe, Chance zu nutzen, dass die ukrainische Regierung zusammenbricht („Glück des Tüchtigen“) oder eher wahrscheinlich, dass Deutschland die Ukraine und die restlichen Europäer gezwungen hätte, wie bereits bei der Annexion der Krim zu verfahren („langfristige Investition in westliche Politiker“).

Auch wenn die Ukraine sich nicht ergeben und der Westen eine bisher nicht gekannte Solidarität gezeigt hat (oben erwähnte Übersprungshandlung), so muss man doch anerkennen, dass sich dieser Scheinangriff für die russische Seite sehr gelohnt hat.

Die Landbrücke zur Krim wurde bereits hergestellt (erste Staffel) und es ist absehbar, dass die zweite Staffel, welche durch Verschieben von Truppenteilen und weitere Truppenverstärkungen generiert wird, das Kriegsziel (Donezk und Luhansk vollständig unter russische Kontrolle zu bekommen) erreichen wird.

Kann die Russische Föderation auch diesen Krieg gewinnen?

Ich behaupte ja, denn die ukrainischen Truppen mussten wegen der Verteidigung Kiews und der weiteren Bedrohung im Norden des Landes essentielle Geländeverluste im Südosten hinnehmen, die sie nun so ohne Weiteres nicht mehr rückgängig machen können. Sie benötigen dazu nun selber eine gut fünffache Überlegenheit, die sie alleine nie haben werden.

Hinzu kommt, dass inzwischen kein deutscher Politiker mehr befürchten muss, dass er wegen der Unterstützung eines Angriffskrieges in Haft genommen wird, und zusätzlich allen Beteiligten die Gesamtkosten eines solchen Krieges bewusst werden — man spricht inzwischen von mindestens einer Billion Euro.

Deswegen werden spätestens im Mai (wenn Vladimir Putin Recht behält, dann genau am 8. Mai 2022) die Deutschen die Ukraine und ihre noch verbliebenen europäischen Verbündeten motivieren, dass die Ukraine erneut auf Gebiete und Menschen „zugunsten des Weltfriedens“ verzichtet. Und der Ukraine wird wohl nichts anderes übrig bleiben als erneut klein beizugeben.

Darf die Russische Föderation auch diesen Krieg gewinnen?

Nein, denn es ging noch nie in diesen, von Vladimir Putin geführten, Kriegen um Vladimir Putin, sondern, und dies macht die ganze Sache so gewaltig und existenzgefährdend, um Freiheit oder Knechtschaft der gesamten Menschheit.

Putins engster Verbündeter ist Xi Jinping, zurzeit der lachende Dritte und selber bereits auf seine eigene Gunst der Stunde wartend. Und in Russland ist, entgegen der (Schutz)Behauptung von Olaf Scholz, Putin kein einsamer Diktator, sondern Chef einer größeren und mächtigen „Clique“ mit sehr guten weltweiten Beziehungen.

Und was Putin so mächtig und gefährlich macht, sind seine Verbündeten in Europa, darunter die europäische Linke, die europäische Rechte, Teile der S&D sowie auch der EVP; letztere wohl eher, weil viel zu viele Politiker in dessen Lohn und Brot stehen (Gerhard Schröder ist nicht die Ausnahme).

Das bedeutet, wenn die Ukraine auch dieses Mal klein beigeben muss, dass

  • Joe Biden, der nicht nur erneut amerikanische Soldaten für Europa opfert, sondern auch Hunderte von Milliarden Dollar für Europa ausgibt, wohl der letzte europäisch gesinnte US-Präsident gewesen sein wird,
  • sich die Amerikaner notgedrungen und von Europa zurecht verraten fühlend (u. a. erfüllt Deutschland schon wieder nicht einmal die 2 %) dem Pazifik zuwenden werden,
  • sich die Ukrainer zukünftig mit der Russischen Föderation einigen werden,
  • sich die Türken ebenfalls dazu gezwungen sehen,
  • spätestens, wenn Putin erneut und dieses mal im Baltikum ansetzt, die EU wie eine Kartenhaus auseinanderfällt und die Russische Föderation nur noch die Bruchstücke aufklauben muss.

Mein Fazit

Das Einzige, was die freie Welt jetzt noch retten wird, ist ein langwieriger Ukrainekrieg, der die Russische Föderation und die Europäische Union zwingt, sich vom „System Putin“ zu verabschieden.

Die eindeutigen Opfer sind dabei die Ukrainer, denen man bei Erfolg nicht nur die Mitgliedschaft in der EU sondern auch in der NATO anbieten muss.

Die weiteren Opfer des „System Putin“ sind wir Europäer allesamt, die neben den US-Amerikanern die Zeche für diesen Krieg zahlen werden. Und dabei ist noch lange nicht gesichert, dass unsere Demokratien oder gar Europa dies überleben werden.

Die Gewinner des Krieges werden, so wie damals wir Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg auch, die Menschen in der Russischen Föderation sein, die die Chance erhalten Teil der freien Welt zu werden.

„Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Hause. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot.
Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter.
Warum nicht, fragte der Soldat.” 

Wolfgang Borchert, Alle Werke, alle Schriften (2021:221)

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