Gruppenbildung

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Beitragsfoto: Bürger | © Athena bei Pexels

Dieser Blog-Beitrag wurde von einem Artikel Stefan Knechts „Teaming: Tuckman liegt falsch“ inspiriert.

Auch wenn Bruce Tuckman bereits während meines eigenen Studiums in den 1980er-Jahren als etwas angestaubt galt, verwende ich sein Modell noch heute gerne in meinen diesbezüglichen Vorlesungen.

Warum? Einfach, weil es auch noch heute ein sehr plastisches und damit leicht zu merkendes Modell ist, das auf die vielfältigen Herausforderungen einer Gruppenbildung hinweist. Schon in den 1980er-Jahren war uns Studenten dabei völlig klar, dass es hierbei eigentlich um Menschen geht und jedes Modell schon alleine damit an seine Grenzen stoßen muss.

Uns zugute kam dabei sicherlich, dass wir allesamt geschulte und erfahrene Gruppenführer waren, von denen jeder bereits mindestens einen völlig gescheiterten Gruppenbildungsprozess selbst zu verantworten hatte. So half uns u. v. a. Bruce Tuckmans Modell dabei, über unsere eigenen vergangenen wie auch künftigen Gruppenbildungsprozesse besser nachzudenken, was uns allen in den folgenden Jahrzehnten gut half.

Selbstverständlich ist es Teil der Wissenschaft, nicht nur seine eigenen Modelle fortwährend zu prüfen und ggf. auch weiterzuentwickeln, dazu sind Forschung und Lehre doch da. Schwieriger wird es nun, diese Modelle vor allem je komplexer sie dabei werden, in die Praxis umzusetzen. Besser gesagt, die Realität mithilfe dieser Modelle zu bewältigen.

Für das ganz normale Leben außerhalb der Elfenbeintürme sind deshalb möglichst einfache Modelle die besseren Hilfsmittel vorausgesetzt, die Nutzer sind sich deren Modellhaftigkeit auch bewusst.

Bei vielen, die zum Beispiel das momentan gerne diskutierte „Wasserfallmodell“ ebenfalls als völlig ungeeignet sehen und dann auch noch vermeintlich gegensätzliche eigene und „weit bessere“ Modelle ins Feld führen, muss ich mich fragen, ob sie jemals einen echten Wasserfall beobachtet haben. Manchmal gar, ob sie den Sinn und Zweck von Modellen so richtig verstanden haben.

Und so nutze ich auch heute noch sehr gerne das „Haus vom Nikolaus“ aus Kindergartenzeiten, um nicht nur Studenten manche Dinge besser verständlich machen zu können.

Zumindest hierbei dürfte jeder künftige Profi erkennen, dass man weder ein Haus so bauen sollte, noch in der „vorgegebenen“ Reihenfolge auch kann.

Ergo, wer Modellen sklavisch folgt oder sie gar für bare Münze nimmt, bereits im Ansatz verloren hat.

Und was habe ich nun selbst dabei gelernt?

Auf alle Fälle werde ich künftig, bevor ich mit Modellen an die Studenten herantrete, diese noch besser auf die Modellhaftigkeit von Modellen hinweisen und erst einmal gucken, ob sie das dann auch nachvollziehen können. Denn was nützt das beste Modell, wenn es nicht verstanden wird?


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