Beitragsfoto: Gemälde von Franz Sedlacek (1933)
Heulsusen fragen sich nie, was sie für jemanden anderen tun können, sie fragen sich von Anfang an, was bringt mir das? Denn die gesamte Welt dreht sich doch nur um die eigene Person! — was auch einer ganz speziellen philosophischen Sichtweise entspricht; wobei viele Mitmenschen dieses Verhalten eher in die Sparte Egomanie einordnen dürften.
Und wenn es dann doch einmal nicht gleich so läuft, wie es diese Heulsusen gerne hätten, dann heulen sie einfach und das am besten gleich stundenlang, zumindest so lange bis diese Heulsusen das bekommen, was sie schon immer wollten, eine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Spätestens dann, wenn Heulsusen die Latenzphase hinter sich lassen, dürften auch diese menschlichen Exemplare feststellen, dass es mehr von ihnen gibt als es der Welt gut tut — aber auf alle Fälle, dass sich die Welt ganz offensichtlich auch noch um andere Heulsusen dreht. Es wird wohl keinen wundern, wenn auch diese Erkenntnis zu Heultiraden führt.
Am erfolgreichsten sind Heulsusen dann, wenn sie sich in Geschwadern zusammenfinden; ob sie dabei eine eigene Hackordnung ausmachen, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf alle Fälle aber werden auch dabei reichlich Tränen fließen.
Jene Leser, die bis hierhin gelesen haben, werden sich wohl nun fragen, was hat mich dieses Mal getriggert? Ich lege dabei großen Wert darauf, dass mich dieses Thema ganz grundsätzlich interessiert, da ich schon immer versuche, meine Umwelt etwas besser verstehen und zudem durch Null teilen zu können. Auch betone ich erneut gerne und wieder einmal, dass manche Begriffe kein eigenes Geschlecht besitzen, ergo, auch eine Heulsuse nicht.
Spannend dabei, dass ich bisher kein einzig wirklich gutes Lied übers Heulen gefunden habe, was mich zum einen mein sonst übliches „Musikvideo der Woche“ aussetzen lässt und zum anderen, die Einleitung für das nun folgende Lied ziemlich lang werden ließ.
Obiges Lied stammt von Nana Mouskouri, nach Madonna eine der erfolgreichsten Sängerinnen weltweit. 1963 vertrat sie Luxemburg beim Eurovision Song Contest mit dem Lied „À force de prier“. Was zu einer Platte führte, auf der der obige Song „Les yeux pour pleurer“ (1963) ebenfalls zu finden ist.
Nana Mouskouri sang nicht nur in unzähligen Sprachen, sondern trat zudem der Opposition gegen die Diktatur der Obristen in Griechenland bei und vertrat später Griechenland im Europäischen Parlament. Die Kandidatur für eine zweite Amtszeit lehnte sie aber ab.
Nachtrag
Ein Leser machte mich auf den nun folgenden Song aufmerksam.
Verantwortlich ist The Cure. Wie konnte ich dieses Lied aus 1979 nur vergessen! Erst als Single veröffentlicht, findet man das Lied auch als Titelsong auf dem gleichnamigen Album „Boys Don’t Cry“ (1980).