Kleine Welt

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Beitragsfoto: Netzwerk | © Pixabay

Dass unsere Welt ein kleiner blauer Punkt im Weltall ist, dürfte den meisten Menschen inzwischen geläufig sein. 1990 sendete Voyager 1 das Bild „Pale Blue Dot“ zur Erde zurück und dies aus einer Entfernung von sechs Milliarden Kilometern. Inzwischen haben beide Sonden unser Sonnensystem verlassen und streben der Unendlichkeit entgegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Sonden jemals von einer anderen Intelligenz gefunden wird, dürfte kleiner sein als jene eines Nichtspielers einen Sechser im Lotto zu gewinnen.

Inzwischen wissen auch die meisten Menschen, dass unsere Erde ein kleiner Planet und zudem das einzige natürliche Habitat für alle auf Kohlenstoff basierenden Existenzen ist.

Angefangen haben wir Menschen mit ein paar Tausend Individuen, die sich kaum auf unseren Planeten ausgewirkt haben dürften. Sicherlich vom Rest der Tierwelt bemitleidet, fristeten diese ein trostloses Leben, das später als das Goldene Zeitalter der Menschheit verklärt wurde. Ein paar Hunderttausend Jahre später sind wir aktuell dabei, diesen kleinen Planeten unwiederbringlich zu zerstören — was für eine Glanzleistung menschlicher Existenz!

Hätten Planeten ein eigenes Bewusstsein, würde sich unserer sicherlich fragen, mit welcher Krankheit er eigentlich befallen ist. Und seine Nachbarn würden darüber spekulieren, ob Viren oder Bakterien die Ursache dafür sind. Ob sich Viren und Bakterien Gedanken darüber machen, wenn sie einen Menschen dahinraffen? Sicherlich nicht, was auch auf uns etwas größere auf Kohlenstoff basierende Existenzen zutreffen dürfte.

Letztendlich ist dies aber völlig egal, denn in wenigen Milliarden Jahren wird wirklich niemand mehr wissen, dass es unser Sonnensystem überhaupt gegeben hat. Im Falle, dass dann eine der beiden Sonden an die Pforten des Himmelreiches anklopft, wird sich vielleicht doch noch eine höhere Existenz erinnern und darüber grübeln, was es wohl mit dieser Sonde auf sich hat?

Aber nun wieder zurück zu uns inzwischen gut acht Milliarden Menschen, die jeder für sich ein einzelnes Individuum, ein eigener Kosmos sind; ähnlich wie die Erde im Weltall.

Schon immer treibt mich die Frage um, wie wir Menschen miteinander verbunden sind und dies unabhängig von der Tatsache, dass wir nicht nur um uns selbst, sondern auch um andere kreisen, die wiederum um andere kreisen und so weiter und so fort. Wie bei den Trabanten und Planeten auch, dürfte es dafür sicherlich Gesetze geben.

Spannend fand ich als Schüler und Student die Versuche von Stanley Milgram, u. a. das heute noch bekannte Milgram-Experiment (1961). Aber mehr noch sein „Kleine Welt“-Experiment (1967), wobei er festzustellen versuchte, dass wir Menschen mit allen anderen durchschnittlich über sechs Ecken miteinander verbunden sind.

Die neuzeitliche Idee dazu — ich bin mir sicher, dass sich bereits die alten Griechen mit dieser Thematik befassten — kann man zum Schriftsteller Frigyes Karinthy zurückverfolgen, der in seiner Erzählung „Kettenglieder“ (1929) aufführte, dass wir Menschen über sechs Glieder miteinander verbunden seien.

Inzwischen gibt es unzählige solcher Untersuchungen, selbst vom Microsoft, LinkedIn und Facebook, die wohl alle auf sechs bis maximal 12 Trennungsgrade kommen. Was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass sich die Menschheit in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt hat. Interessant dabei auch, dass es dazu beginnend 1997 eine eigene Website gab, nämlich „SixDegrees.com“.

Und auch ich wollte einmal mit „Worldcitizenship.com“ (2001) die Menschheit besser miteinander vernetzen — altruistische Geschäftsmodelle waren leider noch nie so wirklich der Renner!

Aber noch heute ist es immer wieder erstaunlich, wie klein die Welt doch ist, jüngst beim Tanzen trafen wir ein nettes Ehepaar aus Gellmersbach, dem letzten Wohnort meines Großvaters. Beim nächsten Mal wollen wir erkunden, über wie viele Ecken dieser mit den Eltern der beiden bekannt war.

Und @ Ursula, ich habe Deinen gestrigen Kommentar aus Fehmarn erhalten. Übrigens, dort muss es auch den einen oder anderen geben, der mich noch aus Anfang der 1990er-Jahre her kennt. Zumindest ein Namensvetter dürfte dort heute noch leben.

Vielleicht trägt dieser Blog-Beitrag nun einmal mit dazu bei, dass ich erfahre, wer eigentlich meine Leser aus Neuseeland sind? Ex-Heilbronner oder kennen wir uns noch aus den Staaten?

Sollte ein anderer Blogger dieses Weblog in seiner eigenen Blogroll haben, dann wäre es tatsächlich eine sehr nette Geste, mir kurz mitzuteilen, wie es zu dieser Verknüpfung kam. Ein „bloßer“ Eintrag ins Gästebuch ist ebenfalls sehr nett.

Denn eigentlich sind wir alle miteinander verbandelt — zumindest auf der subatomaren Ebene.

Nachtrag

Scharbeutz und Timmendorf, ehemals auch meine Heimat. Übrigens gute Besserung!

„Wenn die Menschheit auf diesen Mann [Diogenes] hören will, wird sie einsehen, dass sie den Koch ebenso wenig benötigt wie den Soldaten.“

Seneca, 14. Buch, 90. Brief (2023: 811)
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