Militärexpertise für Dummies

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Beitragsfoto: Gardesoldaten | © Pixabay

Dies ist mein erster Teil für einen Schnellkurs in Militärexpertise. Fangen wir gleich einmal mit den Dienstgraden an, nämlich jenen, die derzeit in aller Munde sind.

Oberst

Der Oberst ist ein Offiziersdienstgrad und der Letzte in einer langen Reihe. Nach dem Oberst kommen sogleich die Generalsränge.

Gemäß Duden gibt es für den Oberst keinen Plural, was den Soldaten allerdings nichts nutzt, wenn sie gleich mehreren Obersten begegnen. Wenn Sie jetzt als Militärexperte — was bei uns inzwischen meist Ungediente sind — in den deutschen Medien brillieren wollen, dann sprechen Sie bitte nicht von Obristen. Denn Obristen sind Soldaten, die gerne gegen demokratische Regierungen putschen. Hier finden Sie gute Beispiele z. B. in Griechenland von 1967 bis 1974, man sprach dabei gerne vom „Regime der Obristen“.

Damit, wenn Sie von Obristen reden, beleidigen sie alle Oberste, vor allem jene, die keine Putschabsichten haben, und unterstellen diesen zudem eine antidemokratische Grundeinstellung.

Kommen wir aber jetzt gleich zu den wichtigsten Ansprechpartnern unserer deutschen Militärexperten, denn darunter machen es diese Fachleute schon lange nicht mehr, denn ohne selbst General zu sein, versteht man die Weisheiten dieser Mischung aus Clausewitz und Gottschalk überhaupt nicht.

General

Der General ist der ranghöchste Dienstgrad sämtlicher, mir bekannter Streitkräfte. Dieser höchste Dienstgrad wird gerne auch als „Viersternegeneral“ bezeichnet oder ganz selten noch als „Fünfsternegeneral“. In Deutschland wurde dieser Dienstgrad bis 1945 noch als Generaloberst bezeichnet. Und so dürfen heute nur noch Nachrichtensprecher des ÖRR einen General als Generaloberst ansprechen — bei allen anderen mit etwas Sachverstand würde ein General dies ebenfalls und ganz zurecht als Beleidigung auffassen.

Der Plural von General ist übrigens Generale. Davon gibt es bei uns so viele, dass auch der Duden diesen Plural anerkennt.

Deswegen empfehle ich Ihnen auch diesen Plural zu verwenden. Sollten Sie aber sowohl mit dem Militärischen als auch mit der deutschen Sprache auf Kriegsfuß stehen, dann können Sie weiterhin den „Plural“ Generäle verwenden. Als ausgewiesener Militärexperte sollte es Ihnen dabei aber bewusst sein, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Beleidigung handelt, denn als Generäle bezeichnet man jene Offiziere, die den Streitkräften als „politische Agitateure“ beigestellt werden — landläufig wohl noch besser als Politruks bekannt.

Als ausgewiesener Militärexperte fragen Sie sich jetzt bestimmt, warum es denn Viersternegenerale gibt? Die gibt es, weil man gewöhnlich in den Streitkräften die höchsten Dienstgrade in einer eigenen Dienstgradgruppe der Generale zusammenfasst, wobei es hier die oben bereits erwähnten Abstufungen gibt. Angefangen vom „Einsternegeneral“ (deutsch: Brigadegeneral) über den „Zweisternegeneral“ (deutsch: Generalmajor), dann den „Dreisternegeneral“ (deutsch: Generalleutnant) bis hin zum „Viersternegeneral“ (General).

Zu Kriegszeiten gibt es dann manchmal noch eine weitere Steigerung aufgrund besonderer Leistungen, und ein General konnte seinen fünften Stern erhalten, z. B. Dwight D. Eisenhower (General of the Army) oder Douglas MacArthur (General of the Army). In Deutschland wurden diese Generale als Generalfeldmarschall bezeichnet. Und wenn Sie jetzt gegoogelt haben, dann wissen Sie, dass es zweimal sogar einen „Sechssternegeneral“ gab, zum einen George Washington und zum anderen John J. Pershing (beides Generals of the Armies).

Eine weitere Besonderheit findet sich bei den Marinen (bitte nicht mit Marinas verwechseln). Denn da wird aus einem „Wasseroberst“ ein Kapitän, und aus einem General ein Admiral. Noch eine ganz nette Anmerkung am Rande. In Frankreich werden die, im Dienstgrad über einem stehenden, Militärs der Luftwaffe und des Heeres mit Monsieur und Dienstgrad angesprochen, also z. B. Mon Général — was Sie nicht mit „mein General“ verwechseln sollten. Aber die Herren der Marine allesamt ohne Monsieur — eine Eigenart, die noch auf Napoleon Bonaparte zurückgehen soll und selbst von Charles de Gaulle (beides Generale) nicht verworfen wurde.

So für heute ist Schluss, und wenn Sie das alles nun auch beherrschen, dann kann der nächste Krieg ruhig kommen!

„Ein guter Soldat träumt immer davon General zu werden.“

Russisches Sprichwort

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