Realpolitik

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Beitragsfoto: Trümmer mit Abrissbagger | © Michael Gaida auf Pixabay

Wie schön waren doch noch die Zeiten, als Europa unter dem Schutzschild der US-Amerikaner seine Realpolitik hemmungslos ausleben konnte. Bis zum Fall der Mauer war das Leben für uns Europäer doch so einfach, denn die Generationen, die erstmals unter dem menschengemachten (von uns Europäern hauptsächlich) Klimawandel leiden würden, waren noch nicht geboren und der „wirtschaftliche Erfolg“ konnte durch die Ausbeutung der Entwicklungsländer sichergestellt werden. Zudem konnte man dem Geburtenschwund dadurch ausgleichen, indem der Eiserne Vorhang dafür sorgte, dass nur hochmotivierte und überdurchschnittlich gebildete Menschen den europäischen Arbeitsmarkt verstärkten; der große meist unnütze Rest blieb im Sowjetkommunismus weggesperrt.

Dann aber gab es doch eine wesentliche Änderung, denn zum einen fingen die Entwicklungsländer eins nach dem anderen an sich zu emanzipieren und die dortigen Menschen erkannten, dass man im vermeintlichen Schlaraffenland Europa doch besser leben könnte, und zum anderen fiel der Eiserne Vorhang, was beides dazu führte, dass es für uns Europäer nun Schluss mit lustig war. Verantwortliche Politik hätte gehandelt, unsere Berufspolitiker aber — ganz realpolitisch — verschleppen die sich anbahnende Misere nunmehr bereits seit gut drei Jahrzehnten. Das mit dem Klimawandel haben sie dabei sehr schnell in den Griff bekommen, denn die Polizeikräfte reichen aus, um die künftig darunter leidenden Generationen noch in Schach zu halten; so lange bis dieses die Suppe dann selbst auslöffeln müssen.

Schwieriger war es schon bei den anderen Herausforderungen, die man — immer noch unter dem US-Schutzschild — dann aber ebenfalls ganz pragmatisch in den Griff bekam. Zuerst wirtschaftete man die Verteidigung herunter, danach den Bildungsapparat und zum Schluss die Infrastruktur, einzig und alleine, um den vermeintlichen wirtschaftlichen Erfolg und dabei vor allem die eigenen Pfründe zu erhalten.

Und als sich die totalitären Regime (Russland und China) wieder von ihrem Kalten Kriegs-Schock erholt hatten und nun ebenfalls ganz unzweideutig ihren Platz an der Sonne forderten, kam es 2008 zum Höhepunkt der europäischen Realpolitik, nämlich dem Merkel-Sarkozy-Pakt, der der Russischen Föderation erst Georgien, dann die Ukraine und später den Rest Osteuropas zusicherte, einzig und alleine, um dem „wahren Europa“ noch ein paar Jahrzehnte seinen wirtschaftlichen Erfolg zu garantieren. China wurde hingegen dadurch zufriedengestellt, dass man an dieses Land die europäischen Schlüsseltechnologien, eine nach der anderen, verscherbelte.

Wirklich blöd dabei nur, dass sich die meisten Ukrainer seit letztem Jahr tatsächlich gegen den russischen Imperialismus wehren und doch so einige Unionsbürger Sympathie für den Freiheitskampf der Europäer im Osten zeigen. Denn damit zerfallen und dies für alle — auch für die ignorantesten Unionsbürger — ersichtlich langsam aber sicher, eins nach dem anderen sämtliche Potemkinschen Dörfer, die unsere Politik über die Jahrzehnte so erfolgreich aufgebaut hat.

Das große Problem dabei ist, dass im Gegensatz zu den USA und anderen demokratischen Ländern unser Europa nie wirklich so richtig demokratisch war — uns Europäern ist es nur gelungen, und dies wird der eigentliche Ursprung der europäischen Realpolitik sein, die europäischen Eliten zu korrumpieren und die mehrheitlich antidemokratisch eingestellten Bevölkerungen durch wirtschaftlichen Erfolg halbwegs für die Demokratie zu begeistern.

Der Überfall der Russischen Föderation wird deshalb — besonders wenn die Ukrainer gewinnen sollten — allen Europäern zeigen, dass Europa schon längst abgewirtschaftet hat und wir zukünftig allesamt viel kleinere Brötchen backen müssen. Dass die Unionsbürger mehrheitlich dafür der Demokratie die Schild geben werden, ist dabei zu erwarten und auch sehr wahrscheinlich. Und spätestens dann werden wir uns in einem Dritten Weltkrieg befinden und keiner weiß, auf welcher Seite die Europäer kämpfen werden — wohl jeder Staat auf einer anderen.

Deshalb kann man es — aus realpolitischer Sicht heraus — verstehen, dass heute zum einen unser Kanzler Olaf Scholz der Ukraine nach dem Krieg (er meint: nach deren Kapitulation) eine Art von politischem Beistand verspricht und SPD-Politiker in die Ukraine reisen, um diese in „Geheimverhandlungen“ (!) zu einer Art von Frieden zwingen wollen.

Unsere Politik müsste so langsam aber sicher erkennen, dass der Klimawandel mit allen seinen tragischen Folgen schon längst da ist und, dass man die Welt und die Demokratie nicht dadurch rettet, indem man Parlamente vergrößert!

Es ist längst an der Zeit, dass sich unsere Volksvertreter der tatsächlich schlimmen Realität stellen und verantwortungsvolle Politik anstatt sich mit realpolitischen Tricksereien selbst eine schönen Lenz machen und dies so lange es überhaupt noch geht.

Übrigens, andere zu verkaufen war noch nie gute Politik!


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