Requiem for a Nun

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Beitragsfoto: Mädchen | © Khusen Rustamov auf Pixabay 

Jetzt, da der bereits seit längerem veraltete ganz neue James Bond Ende des Jahres endlich in die Kinos kommen soll, ist es eine gute Gelegenheit, William Faulkner sprechen zu lassen:

„The past is never dead. It’s not even past.“

William Faulkner, Requiem for a Nun (2012 [1951]: 73)

Bereits im Dezember 2019 hatten sich meine Frau und ich auf den inzwischen 25. offiziellen James Bond Film gefreut, wobei ich Daniel Craig von Anfang an für die James Bond Reihe für eine absolute Fehlbesetzung hielt, da er der, zumindest für mich, unerfreulichen Weiterentwicklung der ursprünglich von Ian Fleming erfundenen Charaktere mehr als nur Vorschub leistet; dabei war es doch der besondere Charme der Ian Fleming Bücher, dass sie weder politisch korrekt noch mainstream waren — sie machten sich einfach über eine Zeit lustig, die es so vielleicht niemals gab, und ließ Männer wie auch Frauen über Dinge schmunzeln, die ganz offensichtlich „zu gut“ waren, um überhaupt wahr sein zu können. Und genau das war der besondere Charme von Bond und keiner konnte ihn besser verkörpern als Sean Connery.

Daniel Craig wurde offensichtlich nur deshalb ausgesucht, weil man nicht gleich — ganz mainstream — zu einer Frau als Bond wechseln wollte; denn soviel Mut haben selbst Serienschreiber nicht. Dabei wäre es doch nur gut gewesen, wenn endlich eine Frau das gesamte James Bond Seriengetue beendet und dabei ins völlig Lächerliche zieht, und damit eine ganz neue Art fröhlicher und familientauglicher Unterhaltung kreiert — eine Second Hand Barbarella sozusagen.

So müssen wir uns wohl, wenn man den ersten Testschauern glaubt, weiterhin mit dem Depri-Bond begnügen, der immer noch versucht, zum Sinnbild politischer Korrektheit zu werden. Wenigstens — ganz zur Freude meiner besseren Hälfte — hat Daniel Craig davon abgesehen, sich bereits 2015 die Pulsadern aufzuschneiden, und wird uns wohl als letzter männlicher James Bond zusammen mit seinen Kollegen in die noch tieferen Tiefen menschlicher Abgründe führen; wohl soweit, dass es auch eine Frau nicht mehr besser machen kann. Seien wir alle froh darüber, dass Sean Connery und besonders Ian Fleming das nicht mehr miterleben müssen.

James Bond soll im jüngsten Film „No Time to die“ William Faulkner zitieren: „Die Vergangenheit ist niemals tot.“ Dieses Zitat stammt aus dessen Buch „Requiem for a Nun“ aus dem Jahr 1951 und dürfte mit zu den meist zitierten Faulknersätzen gehören.

Requiem for a Nun“ schrieb Faulkner zwanzig Jahre nach seinem Roman „Sanctuary“ (1931) als dessen Fortsetzung. Die Geschichte spielt acht Jahre nach der von „Sanctuary“, wobei Temple Drake inzwischen mit dem „Verursacher“ ihres Leidens, Gowan Stevens, verheiratet ist. Die Geschichte beginnt mit der Verurteilung von Drakes Kindermädchen, Nancy, wegen des Mords an Drakes Tochter.

In beiden Büchern finden sich nur kaputte Helden, und die Abfolge sowie der Ausgang der Handlungen könnte durchaus die letzten Bondgeschichten inspiriert haben. Wer von den Depri-Bondfolgen nicht genug bekommt, dem empfehle ich beide Bücher zur Lektüre; ich persönlich finde, dass es dabei egal ist, mit welchem Buch man beginnt; wieder eine Ähnlichkeit zur Bondgeschichte.

Aber das Schöne daran ist, man muss nicht darauf warten bis das Drama im Kino ein Ende findet, sondern kann sich beide Bücher sofort kaufen oder auch ausleihen. Dann weiß man auch, was mit Nancy geschieht und was aus Temple Drake wird.

Übrigens, Albert Camus hat 1956 aus dem Buch ein Theaterstück namens „Requiem pour une nonne“ gemacht und auch das Vorwort zur französischen Übersetzung des Buches geschrieben.

„In time you become old, you see death then. Then you realise that nothing — nothing — nothing — not power nor glory nor wealth nor pleasure nor even freedom from pain, is as valuable as simple breathing, simply being alive even with all the regret of having to remember and the anguish of an irreparable worn-out body; merely knowing that you are alive.“

William Faulkner, A Fable (2011 [1954]:347)

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