Soldatenlied

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Beitragsfoto: Militärflughafen in den 1990er-Jahren

Ich singe schon immer sehr gerne und dabei noch viel lieber völlig falsch — in dieser Sache bin ich das reinste Naturtalent. Und so war es für mich keine Frage, dass ich mich auch freiwillig für den Schulchor meldete. Was mir absolut nicht schadete, denn als der Musiklehrer meine Gesangsqualitäten erkannte, machten wir, wie es heute heißt, einen Deal: ich kam nicht mehr zu den Chortreffen und erhielt dafür in Musik nie eine schlechtere Note als eine Drei. Der Deal hielt bis zum Abitur, was als Beweis für meine gesanglichen Qualitäten ausreichend sein dürfte.

Als Soldat entdeckte ich dann den Chorgesang erneut, und dieses Mal war das Schöne daran, dass der Gesang nur laut sein musste und sich zumindest in den ersten Jahren niemand am Rest störte. Und wenn man dann noch halbwegs textsicher war, umso besser. Übrigens, niemand, wirklich niemand störte sich an den Inhalten der Lieder und kaum einer der Soldaten kümmerte sich auch darum. Es waren immer wieder dieselben Lieder, von denen manche bereits seit weit über hundert Jahren gesungen wurden. Und so hatte wohl jedes Bataillon ein oder zwei Lieder, die jeder Soldat singen können musste, und ich vermutete schon damals, dass es gerade jene Lieder waren, bei denen die ältesten Feldwebel auch den Text kannten, zumindest eine Strophe davon.

Bezeichnend für meine Gesangsqualitäten war es dann, als eines Tages der Vertrauensmann meines Zuges zu mir kam und beteuerte, dass sie wirklich alles mit und für mich machen wollten, aber nur einen einzigen Wunsch hätten, nämlich, dass ich selber nicht mehr mitsinge. Das war es dann endgültig mit meiner Sangeskunst und die kommenden Jahrzehnte summte ich nur noch mit.

Eines Tages dann lernten wir eine ausgezeichnete Opernsängerin kennen, welche zudem der festen Überzeugung war, dass wirklich jeder singen könne. Als wir dann befreundet waren und uns alle näher kannten, änderte sie ihre professionelle Meinung: alle Menschen können singen, bis auf Heinrich.

Und so war es für mich eine ganz besondere Freude, als ich die Herren des Coro del Grappa näher und besser kennenlernen durfte, denn diese waren so charmant und ließen mich immer wieder mitsingen, wobei der stärkste Sänger gleich neben mir dafür sorgte, dass meine Töne im Chor untergingen. Mit Humor nahmen die Sänger es, wenn dann doch einmal einer meiner Töne bis zum Publikum durchdrang, wobei sie anfangs sogar versuchten, mir mit dem einen oder anderen Tipp zu helfen — vergeblich versteht sich.

Gerade, und dies ist auch der Anlass dieses Beitrages, hörte ich meinen Ältesten, wie er ein Soldatenlied trällerte, was mich nun auch wieder an mein eigenes Lieblingslied erinnert. Ob es inzwischen verboten ist, weiß ich jetzt allerdings nicht, und wie schon gesagt, auf den Text kam es dabei meist eh nicht an.

Es ist so schön Soldat zu sein

Es ist so schön Soldat zu sein, Rosemarie,
Nicht jeder Tag bringt Sonnenschein, Roesemarie,
Doch du, du bist mein Talisman, Rosemarie,
Du gehst in allem mir voran, Rosemarie.

Soldaten sind Soldaten
In Worten und in Taten,
Sie kennen keine Lumperei
Und sind nur einem Mädel treu,
Valleri, Valleralle ralle ra!
Rosemarie.

Zwei Jahre sind so schnell dahin, Rosemarie,
Und wenn ich wieder bei dir bin, Rosemarie,
Dann küß ich dich und sage dir, Rosemarie,
Von nun an, Schatz, gehörst du mir, Rosemarie.

Soldaten sind Soldaten
In Worten und in Taten,
Sie kennen keine Lumperei
Und sind nur einem Mädel treu,
Valleri, Valleralle ralle ra!
Rosemarie.

In Treue fest für immerdar, Rosemarie,
Geh’n beide wir zum Traualtar, Rosemarie,
Und reichen uns zum Bund die Hand, Rosemarie,
In Treue fest fürs Vaterland, Rosemarie.

Soldaten sind Soldaten
In Worten und in Taten,
Sie kennen keine Lumperei
Und sind nur einem Mädel treu,
Valleri, Valleralle ralle ra!
Rosemarie.

Herms Niel

Um jetzt ja keine falschen Töne in diesen Blog-Beitrag zu bekommen — was wiederum wohl ganz ich wäre — möchte ich noch darauf hinweisen, dass die letzten beiden Lieder, welche von mir mit voller Inbrunst gesungen wurden, zum einen „Va, pensiero“ (Giuseppe Verdi) und zum anderen „Bella ciao“, die Erkennungshymne des italienischen Widerstands, sind.

Und mit den Inhalten dieser beiden Lieder kann ich mich schon immer selber besser identifizieren, gebe aber auch gerne zu Protokoll, dass beide weniger gut zum Marschieren geeignet sind, und darauf kommt es letztendlich bei Soldatenliedern auch an.

Übrigens, meinen damaligen Zugkameraden gefielen meine amerikanischen Soldatenlieder wesentlich besser, waren textlich auch viel einfacher und sehr gut inhaltlich zu verstehen — obwohl auf Englisch — und machen heute noch jeden Rapper zum reinsten Milchbuben. Diese Lieder waren so gut, dass ich aus heutiger Sicht heraus darauf verzichte, diese hier vorzustellen.

Denn manche Dinge wird man nur dann verstehen können, wenn man sie auch in ihrem eigenen zeitlichen Kontext mit betrachtet. Dazu sind aber leider die wenigsten in der Lage.


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