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Andreas Frey | Frankfurter Allgemeine Zeitung
Alle zwei Wochen stirbt eine Sprache aus (zuletzt aufgerufen am 1.9.2024, 11.24 Uhr)
„Das Aussterben kleiner Sprachen ist kaum aufzuhalten. Doch wäre ihr Verschwinden überhaupt ein Verlust? …
Von den weltweit 6 000 bis 7 000 Sprachen sind mindestens die Hälfe bedroht. Ein Viertel wird von weniger als tausend Menschen gesprochen, manche Sprachen sogar von nur noch einem Menschen.
Um mehr über den Zusammenhang von Sprache und Denken herauszufinden, müssen sich die Linguisten sputen. Das Sterben der kleinen Sprachen ist wohl nicht aufzuhalten. In der Geschichte gibt es nur ein Beispiel für eine erfolgreiche Wiederbelebung einer Sprache: die des Hebräischen.“
Interessant wäre zu wissen, ab wann eine Sprache als kleine Sprache betrachtet wird (Grenzwert). Im obigen Artikel wird von mehreren Zehntausend bis hin zu einem einzigen verbliebenen Sprachkundigen gesprochen. Wobei angemerkt wird, dass inzwischen wieder 6 Millionen Menschen Hebräisch als Muttersprache sprechen.
Es darf durchaus bezweifelt werden, ob ein paar Millionen Muttersprachler ausreichen werden, um eine Sprache tatsächlich am Leben erhalten zu können. Spannend sicherlich auch, ab wann die eigene Intelligenzija beginnt aus der eigenen Muttersprache abzuwandern. Noch spannender die Frage, ob das bereits beim Deutschen geschieht.
Manche Sprachen werden zwar weiterbestehen können (siehe Latein) aber sich kaum noch weiterentwickeln und damit für den Alltag nutzlos werden.
Nur noch schlimmer wäre es, wenn solche Sprachen zu reinen „Futter- und Fäkalsprachen“ degenerieren: „mit scharf“ — aber schon heute ohne Dativ und Genetiv.
[https://iiics.org/h/20240901094800]
Nachtrag 2.9.2024
Andreas Frey legt heute mit dem Artikel „Geht das Deutsche unter?“ nach und bestätigt, dass bereits viele intelligentere Menschen in Deutschland zum Englischen gewechselt haben; besonders die Leistungsträger von außerhalb. Für sie lohnt sich Deutsch zu lernen nicht, da die einheimische Bevölkerung etwas komplexere Sätze auf Deutsch selbst kaum noch versteht — ergo, man sich immer seltener mit Ureinwohnern vernünftig in der Landessprache unterhalten kann.
Und er fragt den Linguisten Martin Haspelmath zum Schluß noch: „Würden Sie es bedauern, wenn das Deutsche ausstürbe?“
„Klar, aber aus sentimentalen Gründen hat noch keine Sprache überlebt. Nichts ist für die Ewigkeit.“