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Wenn ich schon einmal beim Prokastrinieren bin, dann darf es doch auch gleich noch ein Gedicht sein. Ich habe gerade einmal in einem von Stefan Zweig eingeführten Gedichtband Goethes geschaut, welchen Zweig erstmals 1927 herausgab. Von den weit über 1 000 Gedichten Goethes sind darin doch so einige enthalten — Prokastrinieren at its best! [Etwaige Beschwerden wegen dieses Wortes bitte direkt an Detlef Stern, denn der hat mir bereits am Sonntag diesen Floh ins Ohr gesetzt].
Aber schon alleine Zweigs Lobeshymne auf Johann Wolfgang von Goethe ist lesenswert. Man findet das Gedicht auch unter dem Namen „Lynkeus der Türmer“.
Lynceus
Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick’ in die Feme,
Ich seh’ in der Näh’
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh’ ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir’s gefallen,
Gefall’ ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!
Das Gedicht findet sich in „JWG – Gedichte – Eine Auswahl“ (1948: 249). Als „letztes“ Gedicht Goethes führt Stefan Zweig — im Gedichtband gleich darunter — das Gedicht „Chorus mysticus“ auf. Dieses findet man aber auch am Ende des zweiten Teils von Goethes Faust — dort wo sich Margarethe vor Heinrich graut.
Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis!
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist’s getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan!
Dem ist heute nichts mehr hinzuzufügen — mal schauen, ob es noch zu einem Rundschreiben reicht.