Zeitdiebe

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Beitragsfoto: Zeitmesser |  © Mystic Art Design from Pixabay 

Ich habe mich mit dem Zeitbegriff schon öfters und auch hier auf diesem Weblog beschäftigt, außerhalb meines Berufes meist dabei eher literarisch bis hin zum Philosophischen. Gerne verweise ich dabei auf meinen Blog-Beitrag „über die Zeit“ aus dem Jahr 2011.

Da ich mich nun in Kürze wieder etwas näher mit dem Termin- bzw. Zeitmanagement beschäftigen werde, ist es an der Zeit, mich diesem Thema auch wieder etwas technischer zu nähern. Das Ganze wird für den Leser sicherlich etwas plausibler, wenn ich den Zeitbegriff etwas deutlicher herausstelle, denn wir sprechen tatsächlich dabei immer über unsere eigene Lebenszeit. Und es dürfte wohl niemanden erstaunen, wenn ich nun kundtue, dass diese sehr begrenzt ist, vor allem dann, wenn man unsere Lebenszeit in Relation mit unserer Umwelt setzt. Wir gehen davon aus, dass das Universum fast 14 Milliarden Jahre alt ist. Herunter gebrochen auf einen menschlichen Augenblick, der keine Sekunde dauert, eine Zahl, die selbst die besten Mathematiker nicht mehr nachvollziehen können.

Unsere eigene Lebenszeit dürfte mit viel Glück so um die 80 Jahre betragen. 32 Jahre bestehen in etwa aus einer Milliarde Sekunden, und so müssen wir annehmen, dass wir selbst im optimalen Fall kaum mehr als drei Milliarden Sekunden zur Verfügung haben. In meinem ganz persönlichen Fall sind davon bereits knapp zwei Milliarden Sekunden Vergangenheit — und damit unwiederbringlich verloren. Im Durchschnitt lebt ein heutiger Mensch 2,5 Milliarden Sekunden und so bleiben mir selbst mit viel Glück wohl keine 500 Millionen Sekunden mehr.

Glücklich ist jener Mensch, der von sich behaupten kann, dass er den Großteil seiner Sekunden in vollen Zügen genossen hat. Und das bringt es tatsächlich schon auf den Punkt, denn es kommt ganz darauf an, was man aus seinen eigenen Sekunden macht und im Endeffekt dann auch gemacht hat. Und so ist es möglich, dass ein Mensch in weniger Lebensjahren weit mehr, besser und glücklicher gelebt hat als ein anderer, der am Ende auf drei Milliarden Sekunden Langeweile zurückblicken muss!

Und das führt uns nun unweigerlich zum größten Verbrechen der Menschheit, dem Zeitdiebstahl!

Dieser wird in seiner brutalsten Form üblicher Weise als Mord bezeichnet, nämlich dann, wenn ein Mensch einem anderen einfach dessen noch verbleibende Zeit raubt. Der Mörder ist damit schlicht und einfach ein Zeitdieb. Danach kommen aber sogleich jene Zeitdiebe, die anderen Menschen zwar nicht die Zeit ultimativ wegnehmen, aber dafür sorgen, dass diese ihre Zeit nicht „sinnvoll“ gebrauchen können. Im Endeffekt läuft es aber damit für die betroffenen Menschen auf dasselbe hinaus!

Ganz ohne Frage, es steht jedem Menschen frei, seine ca. 2,5 Milliarden Sekunden zu gebrauchen oder gar zu verschwenden, wie er möchte. Hierbei bleibt es wohl auch ein — wenn nicht gar das größte — Mysterium, warum gerade jene Menschen, die mit ihren eigenen Sekunden selbst nichts anzufangen wissen, den großen Drang verspüren, ewig leben zu wollen.

Und dies bringt uns zum eigenen Zeitmanagement, und sobald ich mit anderen Menschen kommuniziere — egal in welcher Form auch immer — zum Terminmanagement. Und um es nochmals zu verdeutlichen, die Zeit ist die einzige endliche Ressource (manche behaupten neben der Intelligenz), die uns zudem beständig und unumkehrbar zwischen den eigenen Fingern zerrinnt!

Um es auf den Punkt zu bringen: Termine sind damit „heilig“! Deren Zeitabsprachen Gesetz! Ergo, sämtliche Termine, ob Anfangs- oder Endtermine, sind grundsätzlich einzuhalten. Terminänderungen müssen eine Ausnahme sein. Man muss sich immer dabei vor Augen halten, dass mit einer Terminabsprache ein anderer Mensch seine eigenen — unwiederbringlichen (!) — Sekunden für einen selbst oder eine gemeinsame Sache „opfert“.

Und diese „Opfer“ müssen unbedingt, ja sogar zwingend für beide Seiten einen Gewinn darstellen! Einfach nur „gut, dass wir einmal darüber gesprochen haben“ oder „das nächste Mal machen wir es aber richtig“ sind Leitsätze von Zeitdieben.

Terminabsprachen sind damit mit das bedeutendste „Tool“, was uns Menschen zur Verfügung steht. Dies erklärt vielleicht auch die große Popularität von Kalendern und sämtlichen weiteren entsprechenden Organisationsmitteln bei Menschen, die zumindest versuchen, um aus ihren Sekunden das möglichst Beste herauszuholen.

Und damit ist es wohl ganz offensichtlich, dass man andere Menschen einfach nicht warten lässt! Es sei denn, man ist ein Zeitdieb! Und davon gibt es leider viel mehr, als unsere Gesellschaft verkraften kann.

Und das Ganze wird zudem — ähnlich wie beim Massenmord — weiter professionalisiert und zelebriert. Als Beispiele können die Unpünktlichkeiten im Bahnverkehr in Deutschland dienen oder die Unfähigkeit unserer „Fachleute“, den Straßenverkehr so zu organisieren, dass keine Milliarden an Sekunden unzähliger anderer Menschen absolut unnütz und unumkehrbar alleine im Stau verschwendet werden.

Ein professionelles Termin- und Zeitmanagement ist für jeden Einzelnen wie auch für die gesamte Gesellschaft ein absolutes Muss, damit möglichst viele von uns die Chance haben, um glückliche, weil sinnvolle Sekunden verbringen können.

„Wherever human activities are carried out in an organised and cooperative form, there management must be found.“

Lyndall F. Urwick & Edward F. L. Brech, Urwick and Brech’s Making of Scientific Management (2002 [1949])

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