21.5.02024

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Beitragsfoto: Heilbronner Gedenkstätte für einen Nazi und SS-Mann mit Vogelschisscharakter

Wochenstart

Dieses Mal ohne meseno-Bus, diese Fahrt findet erst morgen statt. Dafür gab es ein Pressegespräch zusammen mit den Freie Wähler Stadträten, meinem Stellvertreter und einem Vertreter der Heilbronner Stimme. Es ging dabei in erster Linie um die Ungleichbehandlung der Freien Wähler seitens der Stadtverwaltung. Jetzt bin ich einmal gespannt darauf, ob und wie dies von der Heilbronner Stimme thematisiert werden wird.

Dann musste ich es noch zur Kenntnis nehmen, dass bei einem Kandidat der Freien Wähler die massiven Einschüchterungen seitens doch so einiger Gemeinderäte der Konkurrenz nicht ohne Folgen blieb. Uns Ehrenamtlichen, deren Existenz nicht von einem politischen Amt abhängt, können es einfach nicht so richtig verstehen, dass andere sämtliche Hemmungen verlieren, wenn es um die eigenen Pfründe geht.

Zum Schluss gelang es mir sogar noch, seit langem wieder einmal, das Stadtbad aufzusuchen. Es war heute richtig gut besucht und so war mein Schwerpunkt die Entspannung und Menschen beobachten. Erstaunt konnte ich einen menschlichen Reiher beobachten, immer erstaunter wie lange er dabei durchhält. Im Falle, dass es demnächst zu einer Häufung von Erkrankungen kommt, es war dieses Mal nicht das Festzelt.

Wochenende

Abgesehen davon, dass mein Internet und die meisten damit verbundenen Geräte weiterhin — es wird in Kürze wohl einen eigenen Beitrag Telekom 0.8 geben — nicht funktioniert, war das Wochenende ein entspannteres, vielleicht auch gerade deswegen. So reihte sich ein Spieleabend an den anderen, wobei ich auch einmal ein Spiel gewinnen konnte.

Die sonnigeren Stunden nutzten meine bessere Hälfte und ich, um Freie Wähler-Broschüren in der Stadt auszutragen, was ich nur jedem empfehlen kann, der meint, dass er seine Stadt bereits kennt. Und auch den Grill konnte ich einmal anwerfen. Vor lauter brutzeln habe ich ganz vergessen, die jüngst bei einer Veranstaltung gesehenen fleischlosen Kochkreationen selber auszuprobieren — meine Mitesser dürfte dies sicherlich gefreut haben.

Übrigens, ich habe noch ein paar Broschüren übrig. Wer also gerne einmal den einen oder anderen Heilbronner Straßenzug etwas näher erkunden möchte, der kann sich gerne bei mir melden.

Gedenkstätte

Während man im gesamten Landkreis jüngst darüber diskutiert, ob man nicht endlich doch die letzten Gedenkstätten und Symbole der Nazi-Herrschaft besser beseitigen sollte, hat man sich im Heilbronner Rathaus ganz anders entschieden: dort ist die NS-Zeit ganz offensichtlich nur „ein Vogelschiss in der Geschichte“ prominenter Heilbronner.

Ganz offiziell hängt im Eingangsbereich des Heilbronner Rathaus weiterhin gegenüber dem Kleinen Ratssaal und gleich neben dem SPD-Fraktionszimmer ein glühendes NSDAP (1934 – 1945) Mitglied und zugleich noch Mitglied der Waffen SS mit einem Großporträt an der Wand. Später hat dieser ganz offensichtlich nicht korrekt entnazifizierte Politiker von 1967 bis 1983 als SPD-OB in Heilbronn gewirkt und sich weitere Meriten verdient — ausreichend, um in Heilbronn der ewigen Heldenverehrung anheim zu fallen.

Mehrfach hat man in den letzten Monaten die Chance vertan, um diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu setzen. Man war nicht einmal dazu bereit, diese Schande für jeden Demokraten in eine der vielen dunklen Ecken des Rathauses verschwinden zu lassen, ganz davon zu schweigen, auch diesem Nazi einen Platz im Stadtarchiv zu sichern; meines Wissens hat niemand gefordert dessen Porträt zu zerstören.

Sehr unrühmlich wenn nicht gar verstörend dabei die Reaktionen und Aktionen der Heilbronner SPD und Jusos, die das bloße Abhängen eines Nazis mit allen nur erdenklichen Mitteln zu verhindern wissen.

Man muss diesen Menschen nicht posthum verteufeln oder über ihn richten, aber man darf ihn auch nicht aus falsch verstandener Loyalität heraus als „Vorbild“ in einem demokratischen Rathaus ausstellen!

Lustig mit anzuschauen, wie SPD-Gemeinderäte gleich wieder am Samstag bei ihrem Infostand in der Fleiner Straße auf „Antifa und Retter der Demokratie“ machen. Ein gutes Zeichen dafür, für wie dumm sie ihre Mitbürger halten oder vielleicht haben sie auch nur ein gutes Gespür für ihre Mitbürger und machen jetzt ein wenig auf rechtsradikal. In Zeiten, wo man inzwischen wirklich alles und dies auch gleichzeitig sein kann, wohl kein größeres Problem mehr.

Unabhängig davon sollten sich alle Demokraten im Rathaus und im Gemeinderat dringend einmal fragen, ob es für eine Demokratie und dies insbesondere im 21. Jahrhundert noch opportun ist, ehemalige Oberbürgermeister oder andere Volksvertreter in Öl an die Wände zu hängen. Zumal sich spätestens in ein paar Jahren die Frage stellen wird, wohin mit all diesen Gemälden? Gut, dass ich es nicht mehr miterleben muss, wenn eine Rathausvergrößerung nur noch deswegen notwendig wird, damit man den nächsten „Demokraten“ an die Wand hängen kann.

Hätten wir einen etwas zeitgemäßeren und vor allem auch etwas demokratischer veranlagten Gemeinderat, dann hinge im Eingangsbereich nur noch eine Videotafel, die den aktuellen OB, den Minister- und den Bundespräsidenten zeigt. Und etwas interessiertere Rathausbesucher könnten sich bei Bedarf durch das gesamte Angebot des Stadtarchivs klicken, einschließlich der völlig antiquierten Portraits ehemaliger Stadtgrößen — selbstverständlich mit entsprechenden Hinweisen versehen, wenn diese nicht (mehr) dem Anspruch einer lebendigen Demokratie genügen.

„Das einige Europa wird nicht lebendig werden in der Einheit der Propaganda und der Deklamationen, sondern nur in der Einheit der Aktionen.“

Walter hallstein, in einem Brief an Altiero Spinelli (JUli 1963)

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Seitenaufrufe: 141 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

  • Die Ahnengalerie im Heilbronner Rathaus habe ich sowieso nie verstanden – als ob nur ein Oberbürgermeister wichtig wäre und der Gemeinderat nicht. Was die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit betrifft: Schonungslose Aufarbeitung ist das Gebot – nicht nur der Stunde. Nur wenn offen darüber gesprochen wird, dass ganz „normale Menschen“ Verantwortung für das trugen, was damals geschah, und wenn endlich mit der widerlegten Vorstellung einer kleinen Minderheit, die die schweigende Mehrheit manipulierte, aufgeräumt wird, kann eine Wiederholung verhindert werden. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Aufklärung: Jede und jeder hat in der NS-Zeit Verantwortung getragen – und sei es nur durch Schweigen. Solange sich jeder einredet, seine Großeltern seien im Widerstand gewesen, laufen wir Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt.

    Und es gab keinen nennenswerten Widerstand, nicht seit 1932. Zitat eines ehemaligen Wehrmachtsangehörigen und Zeitzeugen: „Lass dir nie erzählen, wir hätten nicht gewusst, was passiert. Wir haben es gesehen. Jeden Tag. Die einen haben mitgemacht, weil es ihnen Spaß gemacht hat oder weil sie davon profitiert haben. Viele haben weggeschaut und geschwiegen, weil es ihnen egal war. Manche haben sich geschämt, aber nicht den Mut gehabt. Und nur eine ganz kleine, verschwindende Handvoll war Mensch genug, sich dagegenzustemmen.“

    Das hat nichts mit erhobenem Zeigefinger zu tun, sondern mit Aufarbeitung und dem Verstehen, was passiert ist und wie man es verhindern kann. Noch einmal: Es waren ganz normale Menschen, die den Holocaust möglich gemacht haben. Keine wirren Massenmörder. Und je länger wir diese Verantwortung nicht sichtbar machen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder passiert.

  • Die Infotafel für Hoffmann kann ja wirklich alles bedeuten. Inklusive dass er während des Nationalsozialismus seine politische Biographie nicht richtig angegeben hat. Anstatt den Leser Hoffmann mit Petrus assoziieren zu lassen, sollte man die Historie klar darstellen. Klappt doch bei „problematischen“ Straßenschildern auch.

    Und wenn bei der AfD ihr bester Mann für Europa Krah sagt, dass nicht alle in der SS Verbrecher waren, will der Front National sie nicht mehr in der Fraktion. Schwer vorstellbar, dass Marine Le Pen die größere Antifaschistin sein sollte als die Stadt Heilbronn.