23.11.02022

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Beitragsfoto: Weihnachtsmarkt | © Shutterstock

Kaum zu glauben

Die Umstände um die Absage des FunParks werden immer mysteriöser. Und so hat sich mindestens ein Heilbronner Stadtrat dazu durchgerungen, um beim Verantwortlichen, dem Heilbronner OB, Aufklärung einzuklagen.

So wie es sich jetzt darstellt, ist auch der sehr teuer hergerichtete Platz um den Bollwerksturm nicht dazu geeignet, um auch nur halbwegs normalen städtischen Anforderungen zu genügen, so wie bereits der Kiliansplatz, der Marktplatz oder auch die Kaiserstraße zuvor!

So sieht es nun ganz danach aus, dass in unserer Stadt massiv gepfuscht wird, wobei unsere Steuergelder mit vollen Händen buchstäblich aus dem Fenster hinausgeworfen werden — in wessen Taschen auch immer.

Und um dies nicht allzu bekannt werden zu lassen, scheut man sich wohl auch nicht davor, sich durch spontane Absagen von Festen oder Märkten zu blamieren.

Waldschänke

Wie wir es heute in der Heilbronner Stimme (23.11.2022: 24) lesen können, wird die Waldschänke im Köpfertal, welche keine 200 Meter vom Köpfersee entfernt liegt, nun nach etlichen Jahren des Zerfalls abgerissen und deren Gelände renaturiert; der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats hat dies kürzlich so beschlossen. Eine konsequente und folgerichtige Entscheidung, nachdem das erstmals 1896 erwähnte Ausflugslokal bereits seit 2012 ungenutzt einfach nur noch so da stand und dabei immer wieder Objekt für Randalierer und Plünderer war.

Jetzt können wir uns Heilbronner darauf freuen, in den kommenden Jahren dort den Stadtwald wachsen zu sehen — ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Rettung unserer Natur.

Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen an jene Zeiten, als es in der Waldschänke sehr munter und fröhlich zuging, noch bevor die Streitereien um Wasser und Strom selbst in der Heilbronner Stimme thematisiert wurden und den Untergang dieser Kneipe mit Biergarten endgültig einleiteten.

Den Ursprung hatte dieses Wirtshaus, als 1896 ein Wirt bei den Schießbahnen des Militärs die Erlaubnis erhielt, um einen Ausschank für die Soldaten zu betreiben. Bis Mitte der 1970-Jahre wurde die ehemalige Soldatenkantine dann von Karl Häberle als Versperstüble betrieben.

Nach einem Pächterwechsel und Umbau, wobei die neben der Kantine liegende Baracke, eine ehemalige Waffenkammer und der Pferdestall zur neuen Waldschänke ausgebaut wurde, fand die Waldschänke bis zum Schluss bei sehr vielen Heilbronnern großen Zuspruch.

Tipp zur Besichtigung

Gleich in der Nähe findet man seit 2010 ein Denkmal für 24 Mitglieder der „Réseau Alliance“, welche in den frühen Morgenstunden des 21. August 1944 bei den damaligen Schießbahnen in der Nähe der Waldschänke hingerichtet wurden.

Ebenfalls seit dieser Zeit findet man dort einen etwa zwei Kilometer langen Skulpturenweg, der bei der Waldschänke beginnt, in Richtung Köpferanlagen auf dem Köpferweg entlang verläuft und auf dem Frühlingsweg wieder zurückführt. Zu sehen sind inzwischen zwölf Skulpturen, die aus Stammstücken gefällter Bäume geschnitzt wurden.

Biber im Oktober 2017

Wie konnte ich nur? Thomas Heiligenmann hat mich völlig zurecht darauf aufmerksam gemacht, dass auch der Ehrenfriedhof gleich um die Ecke liegt; dieser ist nicht nur am 4. Dezember einen Besuch wert!

Weihnachtsmarkt

Gestern wurde der Käthchen-Weihnachtsmarkt tatsächlich eröffnet und ich konnte bereits um 14.00 Uhr die ersten Mitbürger beim Wurstessen beobachten. Man muss sich dennoch einmal fragen dürfen, warum das mit dem Weihnachtsmarkt in Heilbronn nicht wirklich so richtig klappt. Seit Jahrzehnten fahren wir Heilbronner und dies auch sehr gerne nach Nürnberg oder Straßburg, nur um die dortigen Weihnachtsmärkte aufzusuchen. Und auch der Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen wird immer wieder gerne besucht. Darüber hinaus hat wohl jeder Heilbronner noch seine ganz eigenen Weihnachtsmarktgeheimtipps — ich bin gerne auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt gegangen, da ich diesen Besuch dort gut mit weiteren Terminen verknüpfen konnte; und auf den Wildschweinwurststand habe ich mich auch stets gefreut.

Und so wurde der Heilbronner Weihnachtsmarktbesuch für viele von uns eher eine Pflichtübung, die man so als Heilbronner halt zu erledigen hat. Und noch heute hat dieser Weihnachtsmarkt eher den Charme eines Ostberliner Jahreswechsel-Events mit Brandweinbuden und Parteitagsreden, wenn man einmal von dem gelegentlich vor den Ständen verstreuten Sägemehl absieht.

Sehr gefreut hatte ich mich deshalb, als man — bereits auch schon wieder vor ein paar Jahren — auf die Idee kam und unseren Weihnachtsmarkt unter das Motto „Käthchen von Heilbronn“ stellte, denn das ließ darauf hoffen, dass man zumindest einmal versuchte, diesem Weihnachtsmarkt ein wenig mehr Stimmung — egal welcher Art — einzuhauchen. Dann kam die Pandemie und die Stadtverwaltung hat bewiesen, dass sie auch kein Krisenmanagement kann und schon gar nicht in schweren Zeiten den Bürgern ein wenig Hoffnung zu machen — die Tragik um die letzten Weihnachtsmärkte war schon ein wenig kafkaesk.

Aber auch dies haben wir Heilbronner klaglos überstanden und so wurde spätestens Anfang dieses Jahres die Idee geboren, den Heilbronner Weihnachtsmarkt weiter aufzurüsten und damit in eine ganz neue Liga aufzusteigen, nämlich mit Rummelanteil und Bimmelbahn. Planerisch wie auch organisatorisch keine allzu große Herausforderung — nicht einmal für Heilbronner Verhältnisse — und so freuten sich viele von uns bereits auf eine Änderung. Manche unkten dabei, dass alles besser sei, was anders wird — ergo sind auch die entsprechenden Erwartungen von uns Heilbronner nicht besonders hoch. Eigentlich eine Win-Win Situation, wie sie im Buche steht!

Wenn man jetzt noch mit berücksichtigt, dass wir Heilbronner gleich zwei namhafte und sehr gut öffentlich subventionierte Vereine — zum einen den bereits 1892 gegründeten Verkehrsverein Heilbronn e. V. und zum anderen die Stadtinitiative Heilbronn e. V. — haben, die sich beide gerade zu dafür anbieten, um solch ein städtisches Ereignis wie einen Weihnachtsmarkt zu unterstützen, wenn nicht gar in eine Liga zumindest mit Bad Wimpfen und Co. zu hieven, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Auf alle Fälle aber hat die Stadtverwaltung Nägel mit Köpfen gemacht und dafür gesorgt, dass nun wirklich nichts mehr schief gehen kann, nämlich indem sie extra eine eigene Heilbronn Marketing GmbH gegründet hat, welche mit gut 60 Mitarbeitern geradezu dafür prädestiniert ist, um einen Weihnachtsmarkt sicherzustellen.

Also wenn Heilbronn keine Voraussetzungen für einen Weihnachtsmarkt hat, welche Stadt kann dann überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt veranstalten? Selbst in Berlin hat man es geschafft, dass in fast jedem Viertel inzwischen ein ganz passabler Weihnachtsmarkt zu finden ist.

Also was kann denn überhaupt noch schiefgehen?

Und so habe ich gestern doch mit etwas Bestürzung den Artikel von Thomas Zimmermann in der Heilbronner Stimme gelesen (22.11.2022: 23), der den Titel „Aus für FunPark überschattet Weihnachtsmarkt“ trägt. Meine entsprechenden Anfragen bei meines Erachtens fachkundigen Heilbronner Gemeinderäten blieben wohlweislich bis heute unbeantwortet.

Ich ziehe für mich daraus das Fazit, dass auch dieses Jahr sowohl für den Heilbronner Gemeinderat als auch für die Stadtverwaltung Weihnachten wieder einmal völlig überraschend kommt. Und so können wir Heilbronner wieder einmal froh darüber sein, dass es anderen Städten besser gelingt, jeweils einen eigenen und attraktiven Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen.


Fußballweltmeisterschaft

John Olivers Berichte sind immer wieder das Anschauen wert.

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Weitersagen:

  • Nicht unauffällig auch der Bericht in der Heilbronner Stimme (23.11.2022: 27) zum Empfang beim Oberbürgermeister. Vielleicht kann man – die richtige kleidsame Aufmachung vorausgesetzt – auch als andere Organisation erfolgreicher vorstellig werden.

  • Brot und Spiele. Beiden Themen gemeinsam.
    Die Waldschänke habe ich zeitlebens leider nur stets sowohl als Ort des Zerfalls wahrgenommen, als auch als eigenartigen Kontrast zum benachbarten Ehrenfriedhof. Vielleicht kann es die Natur tatsächlich besser regeln …