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Inhaltsverzeichnis
Vermischtes
Mit öffentlichen Anzeigen hat man es so in unserer Stadt. Ein Running Gag dabei die öffentlichen Uhren, die inzwischen von einer Werbeagentur betrieben werden und nur alle Schaltjahre einmal die Zeit ansagen — das mit der Technik ist ohne KI und Blockchain einfach eine viel zu große Herausforderung. Und wer benötigt bei uns noch Uhren, die Deutsche Bahn auf alle Fälle nicht.
Dafür gibt es immer mehr digitale Werbetafeln an unseren Kreuzungen, was sicherlich nicht gut für den fließenden Verkehr ist. Wobei, auch dies ist noch ausbaufähig — mit KI versteht sich — und man bekommt zukünftig die Werbung während einer roten Ampelphase in die eigene Windschutzscheibe oder das Smartphone eingespielt. Nach einer entsprechenden Werbepause darf man dann weiterfahren oder als Fußgänger die Ampel überqueren — ich sollte mir diese Idee patentieren lassen!
Was mich jetzt wieder zum Wochenende zurückführt, da unser Hauptfriedhof immer mehr Platz bietet und zudem ganz neue Besuchergruppen erschließt, könnte die Stadt diesen doch an eine Werbeagentur vermieten. Und wenn man dann doch einmal seine Familie dort besucht, gibt es zuerst eine Werbeeinblendung, bevor man zur Gießkanne greifen darf — geht doch beim ÖRR auch ohne jegliche Probleme; man verlängert jetzt sogar die Tagesschau, damit man dort noch mehr Werbung unterbringen kann.
Wochenstart
Erfreulich der heutige Start in die Woche. Ich kam mit einem vollgefüllten meseno-Bus von meiner montäglichen Runde zurück. Und das ist es, was zählt. Unterwegs wunderte ich mich erneut über die Fahrkünste mancher Autofahrer. Da ich es immer öfters beobachten kann, dass Autofahrer, bevor sie links oder rechts abbiegen, erst einmal in der Gegenrichtung ansetzen und dabei gerne auch noch die Nebenspur nutzen, frage ich mich nun, an welcher Heilbronner Fahrschule man so etwas lernt. Ich wette, dies ist dieselbe Fahrschule in der man lernt, dass wenn man falsch herum in eine Einbahnstraße einfährt, man so beschleunigt, um noch vor dem Gegenverkehr wieder abbiegen zu können. Solche abenteuerlichen Manöver kann man ganz gut in der Wilhelmstraße beobachten.
Als man vor ein oder zwei Jahren in einem größeren Verteilerzentrum die Lkw-Ein- und Ausfahrt neu gestaltete, fragte ich mich bereits, ob die verantwortlichen Planer bzw. Bauausführer jemals in einem Lastwagen gesessen sind. Wie man es nun ganz gut sehen kann, hatten diese ihre Expertise sicherlich beim Anlegen von Radwegen erworben. Ich staune auf alle Fälle jedes Mal darüber, wie professionell manche Berufskraftfahrer diese Herausforderung stemmen — dass dies nicht immer geschieht, lässt sich allerdings nun nicht mehr verheimlichen, trotz bereits mehrerer erfolgter Nachbesserungen.
Gemischt mein Gefühl bei den heutigen Telefonaten und dem E-Mail-Verkehr mit städtischen Mitarbeitern. Manchmal wähnt man sich in einer echten und modernen Großstadt, aber dann trifft man wieder auf jene Mitarbeiter, die bereits im vorletzten Jahrhundert allgemein als altbacken und störend empfunden worden wären. Wenn man diese endlich identifiziert hat, hilft es auch nichts, man muss sich wohl oder übel in sein Schicksal ergeben und Dinge tun oder veranlassen, die selbst eine Queen Victoria zum Erröten gebracht hätten. Und so werde ich morgen wieder einmal extern Unterlagen einholen müssen, die sich bereits im städtischen Gewahrsam befinden, nur um meinen Teil dazu beizutragen, dass sich mancher Zeitgenosse gebraucht und halbwegs wichtig fühlt.
Die überbordete Bürokratie ist keine Mähr, sie trifft wirklich jeden. Nur manche von uns sind wohlhabend genug, um sich ganze Kanzleien zu leisten, die diese völlig unnötigen Behördengänge für sie übernehmen — aber auch so kann man ganze Gesellschaften in Lohn und Brot bringen, man darf sich halt nicht wundern, wenn zum Schluss nur noch Schulden übrig sind.
Und wenn ich dann all dies Unnötige zum Wohlgefallen meiner Mitmenschen erledigt habe, kann ich mich hoffentlich endlich den Dingen widmen, die wirklich wichtig und existenziell sind.
Wochenende
Die größte kleine Freude hat mir ganz unverhofft Donald Trump bereitet, nämlich als er Wladimir Putin nun wie folgt beschrieb: „He has gone absolutely CRAZY!“ Denn da musste ich sofort an Martin aus Dracula (1931) denken.
„They’re all crazy. They’re all crazy except you and me. Sometimes I have my doubts about you.“
MArtin
Was ganz gut zu einem gestrigen Artikel in der New York Times passt, der untersuchte, woher die GOP-Wähler eigentlich kommen. Mit großer Masse sind es weiterhin die abgehängten und unterbelichteten Volksteile, die Totalitaristen wählen — dies und jenseits des Atlantiks. Und so passt es auch, dass CDU-Politiker inzwischen als Unabhängige antreten, wenn sie in Großstädten gewählt werden wollen, zumindest in jenen, wo man noch mit einer Mindestbildung rechnen kann. Aber auch dort sind offensichtlich die Bürger bereits so wenig belichtet, dass sie diesen Schwindel ohne Wenn und Aber mitmachen und nun einen CDU-OB haben.
Vielleicht ist es aber inzwischen zwingend notwendig, dass man zumindest CRAZY sein muss, falls man nicht völlig unterbelichtet ist, um noch gewählt zu werden. Anzeichen von Vernunft oder gar Rückgriffe auf Fakten gefährden in Zeiten digitaler Hexenverbrennungen das eigene Leben. Und so gilt heute mehr denn je der Hinweis von Joseph Heller.
„The only way to survive such an insane system is to be insane oneself.“
JOSEPH HELLER, CATCH 22 (1961)
Da passte es ganz gut, dass meine bessere Hälfte fast den gesamten gestrigen Tag karitativ unterwegs war, denn so konnte ich wie geplant im Morgenmantel und mit einem Handtuch bewaffnet darauf warten, dass ich abgeholt werde. Da die Wahrscheinlichkeit weiterhin sehr gering ist, dass mich die Vogonen — zumal ich bereits eines ihrer Gedichte hier im Blog gepostet habe — mitnehmen werden, hoffte ich wenigstens auf einen Ford Prefect, der mich zu ein paar Glas Bier einlädt. Wegen meiner Bekleidung machte ich mir dabei keine Sorgen, denn in Heilbronn kann man nie underdressed sein, dies macht doch den Charme unserer Stadt aus.
Da aber auch kein Ford Prefect vorbeikam, begann ich mir Gedanken über den Sinn und Zweck meines Handtuchs zu machen. Wenn ich schon und vielleicht sogar mit der „Heart of Gold“ dereinst unsere Stadt verlasse, dann nähme ich anstatt eines Handtuchs doch lieber meine bessere Hälfte mit — ich bin mir fast sicher, ich müsste mir dafür weder einen dritten Arm noch einen zweiten Kopf wachsen lassen.
Und so nutzte ich kurz darauf das sich bessernde Wetter und ging noch auf dem Hauptfriedhof spazieren. Die etwas älteren Leser aus unserer Stadt erinnern sich vielleicht noch daran, wie vor Kurzem uns die Stadtverwaltung damit „gedroht“ hat, dass es für uns dort keinen Platz mehr gibt und wir letztendlich, ob wir wollen oder nicht, unsere Heimatstadt verlassen müssen.
Ich gehe seit meiner frühsten Jugend gerne auf dem Hauptfriedhof spazieren, meist um die Familie zu besuchen. Inzwischen ist der morbide Charme unserer Stadt auch auf den Friedhof übergeschwappt, was einem Spaziergang dort aber keine Abbrüche tut.
Spannender Weise wollen immer weniger Heilbronner in unserer Stadt begraben werden, ganz zu schweigen von dort „tot überm Zaun hängen“ — was beim generellen Zustand unsere städtischen Zäune auch sehr schwierig wäre. Auf alle Fälle leert sich der Friedhof zusehends und so müssen wir uns so langsam aber sicher nicht nur Gedanken darüber machen, wo wir noch Fachkräfte und Leistungsträger für unsere Stadt herbekommen, sondern auch nach auswärtigen Leichen Ausschau halten.
Könnte aber sein, dass dies genauso gewollt ist, damit auch zukünftige Bürgermeister und Gemeinderäte noch ihren Bauplatz in bester Lage erhalten. Nur mit einem Ehrengrab geben sich diese Menschen schon lange nicht mehr zufrieden.
Da inzwischen viele Heilbronner mit ihren Hunden auf dem Hauptfriedhof spazieren gehen, während die unzähligen Katzen langsam, aber sicher die ehemals bedeutende Eichhörnchenpopulation reduzieren und Betrunkene gerne ihren Rausch auf den Gräbern ausschlafen, muss man sich schon einmal fragen, ob man als Leiche dort noch selbst begraben sein möchte.
Dennoch schlendere ich weiterhin gerne durch die Reihen und gucke, wer denn dort bereits schon so alles liegt. Auch entdecke ich dabei die eine oder andere Scheußlichkeit, wer z. B. trotz städtischen Verbots seinen Vorgarten mit Kies (erst gestern konnte ich solch einen frisch angelegten Vorgarten in der Stadt bestaunen!) bedeckt, der möchte auch sein Grab so ausgestattet wissen. Gräber mit Plastikblumen und sonstigem Müll vollgestopft sind dann aber doch zu viel des Guten.
Gerne gucke ich bei den Soldatengräbern vorbei und freue mich, wenn diese weiter erhalten bleiben, das Mindeste, was wir für diese jungen Männer tun können. Und wer genau hinguckt, der kann feststellen, dass inzwischen auch die ersten Gräber von jüngst gefallenen Soldaten zu finden sind, jene, die z. B. unsere Heimatstadt am Hindukusch verteidigt haben. Ein solches Grab habe ich gestern erst entdeckt und wundere mich doch ein wenig, dass es sich dabei um ein Privatgrab handelt — die Zeiten ändern sich.
Dann aber wurde ich in meinen Gedanken von einem Notarzt- und einem Rettungswagen gestört, die beide mit Blaulicht an den Gräbern und an mir vorbeischossen. Mein erster Gedanke, ein ehemaliger Bürgermeister rotiert zu stark in seinem Grab, dann meine Befürchtung, dass die ersten Heilbronner bereits ihren Gräbern entfliehen wollen.
Kurz darauf gab es eine Entwarnung, denn nur ein Junkie benötigte etwas Hilfe. In Heilbronn gibt es nicht nur betreutes Lernen und betreutes Essen, sondern bereits auch betreutes Spritzen — alles mit unseren Steuergeldern bezahlt.
5 thoughts on “26.5.02025”
Kein pangalaktischer Donnergurgler am Sonntag?
Hier das Rezept: https://www.chefkoch.de/rezepte/7971878818/Pangalaktischer-Donnergurgler.html
Das wäre wohl ein wenig zu viel des Guten gewesen. Obwohl ich mir jüngst ein entsprechendes Rezept etwas näher angeguckt hatte.
Im Zweifel empfiehlt sich der freundliche Eisbärenwärmer.
Kannte ich nicht. Cola trinke ich allerdings schon etwas länger nicht mehr.
aus “The Nutty Professor” (1963)
https://www.youtube.com/watch?v=-jfvHBFRk9Q