14.10.02025

4.3
(6)

Beitragsfoto: Oper

Inhaltsverzeichnis

Tokio

Ich wollte schon immer einfach nur so in Tokio sein. Spätestens seit „Erleuchtung garantiert“ (1999) war die Stadt auf meiner imaginären Bucket-List. „Lost in Translation“ (2003) erinnerte mich wieder daran.

Der „Atlas Obscura Guide To Tokyo“ führt inzwischen 226 Dinge auf, die man in dieser Stadt einmal machen sollte. Was machen wir Menschen nur, wenn wir keine Träume mehr haben?

Vermischtes

Kaum lästere ich etwas über jene, die unbedingt die Wehrpflicht — egal, was es dann letztendlich auch sein mag — zurückhaben wollen, beeilt sich die CSU hier so richtig bei den völlig Ahnungslosen zu punkten. Wenn es mit der AfD nichts wird (hoffentlich!), dann hat Deutschland immer noch die CSU.

Wer Oper nicht mag, dennoch gerne etwas Ablenkung hätte, dem empfehle ich den Film „Finch“ (2021) mit Tom Hanks als Finch Weinberg. Die Regie führte Miguel Sapochnik. Garantiert 115 Minuten gute Unterhaltung!

So ganz nebenbei konnte ich meine Grippeschutz- und COVID-Impfung abholen. Dieses Mal habe ich keine Beschwerden.

Und nur mal so ein Zitat von Karin Schmidt-Friderichs in der Hessenschau.

„Aktuell kann nicht einmal jedes vierte Kind nach der Grundschule sinnerfassend lesen und jeder fünfte Erwachsene liest auf dem Niveau eines zehnjährigen Kindes. Wie kann man ohne diese grundlegende Kompetenz beurteilen, ob eine KI halluziniert bzw. manipuliert oder nicht. Wir brauchen dringend eine Lösung für den dramatischen Bildungsnotstand in Deutschland.“

Hessenschau zur Buchmesse in Frankfurt (14.10.2025,15:11 Uhr)

Ich schreibe mir diesbezüglich hier im Blog seit Jahren die Finger wund! Jetzt beginnen sogar die Experten zu meckern — wird auch nichts helfen!

Jason Kottke machte mich darauf aufmerksam, dass der Rapper 50 Cent aufgrund der Inflation sich bereits 109 Cent nennen müsste.

Rigoletto

Heute Morgen beim inzwischen traditionellen Nicht-Käffchen mit Detlef Stern erwähnte ich, dass ich abends in der Oper sei. Ich konnte die Frage in welcher Oper dabei nicht beantworten. Nach meiner Vorlesung guckte ich nach und konnte ab da das „La donna è mobile“ nicht mehr aus dem Kopf bekommen — das hätte mir sicherlich die gesamte Vorlesung geschmissen.

Abends sind wir dann nach Stuttgart gepilgert, haben uns die Pläne für das neue temporäre Opernhaus angeschaut und losging es.

Den meisten dürfte diese Oper von Giuseppe Verdi geläufig sein, schon alleine wegen gleich zwei Fernsehwerbungen vor etlichen Jahren. Die Oper basiert auf dem Theaterstück „Le Roi s’amuse“ (1832) von Victor Hugo, das man heute nicht mehr zu kennen braucht. Das Libretto schrieb Francesco Marie Piave, nur der Vollständigkeit halber; ein paar Zensoren dürften ebenfalls mitgeschrieben haben.

Das Theaterstück, welches erstmals nach der niedergeschlagenen Julirevolution aufgeführt wurde, war dann für gut 50 Jahre verboten. Giuseppe Verdis Opernfassung feierte 1851 eine umjubelte Premiere.

Die Geschichte ist schnell erzählt und weicht von der allgemeinen Darstellung ab. Rigoletto ein Möchtegernrevoluzzer, der sich vor dem Tyrannenmord scheut, hat eine Idee: er motiviert zu und unterstützt den Tyrannen in Tyrannendingen; da das Stück in Frankreich und die Oper in Italien spielt, hat dies etwas mit Sex zu tun. Sein Ziel ist es, damit die Bevölkerung gegen den Tyrannen aufzubringen.

Was ihm dabei gelingt, ist es, sich mit sämtlichen Speichelleckern des Tyrannen zu versauen. Diese zahlen es ihm heim, was dazu führt, dass er den Tyrannen nun ermorden lassen möchte. Der gedungene Mörder tötet aber Rigolettos Tochter, die sich für den Tyrannen opfert.

Das Fazit, der Tyrann ist der Gute, der Revoluzzer der Schlechte und die Frauen im Stück sind alle bescheuert. Das alles sieht man im Programmheft der Stuttgarter Oper selbstverständlich etwas anders; wobei ich die Programmhefte der Oper für sehr gelungen halte! Sie geben solchen verstaubten Schinken wie dieser Oper einen deutlichen Mehrwert.

Wenn die Musik Verdis nicht wäre, würde sich wohl kaum noch jemand für diese Oper interessieren, was auch der Grund ist, warum ich nach Stuttgart pilgerte. Und so nebenher interessierte ich mich auch dafür, was Jossi Wieler und Sergio Morabito aus der Oper gemacht haben, denn Stuttgart steht dafür, dass man auch alte Opern noch zum Anschauen fit machen kann.

Von der Drehbühne wurde groß Gebrauch gemacht, für meinen Geschmack etwas zu viel. Die Grautöne der Kulisse überzeugend. Die wenigen Farbspiele passend. Das Graffiti ein kleines Highlight, man muss die Zuschauer aber nicht allzu sehr unterschätzen: ein „Viva Wagner“ hätte sicherlich den einen oder anderen zum Schmunzeln verführt — was doch der eigentliche Sinn dieser Kleinkunstform ist.

Mir unverständlich die Dartscheibe, auch, warum zwei vom Ensemble anders gekleidet waren. Hier habe ich bedauert, nicht die Erklärung des Stücks vorab besucht zu haben.

Offiziell wurden sowohl das Theaterstück als auch die Oper wegen vermeintlich zu vielen „Ausschweifungen“ gerügt, verboten oder zensiert. Vielleicht deshalb versuchten Jossi Wieler und Sergio Morabito die „Ausschweifungen“ in der Oper etwas herauszuheben — meines Erachtens ein völlig misslungener Versuch, aber nicht weil ich etwas gegen Ausschweifungen hätte: gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht.

Zu den Sängern: mein Favorit des Abends war eindeutig Alma Ruoqi Sun als Gilda — was für eine Stimme! Und dies ohne den sonst üblichen Ressonanzkörper. Gleich danach Atalla Ayan als Herzog von Mantua, sein „La donna è mobile“ hat mir den Abend so richtig versüßt.

Fun Fact

Diese Inszenierung hatte bereits 2015 Premiere. Die Stuttgarter machen es mit den Opern wie ich mit meiner Petersilie.

La donna è mobile
qual piuma al vento,
muta d’accento e di pensiero.
Sempre un amabile,
leggiadro viso,
in pianto o in riso, è menzognero.

La donna è mobile
qual piuma al vento,
muta d’accento e di pensier.

e di pensier

È sempre misero
Chi a lei s’affida,
chi le confida, mal cauto il core!
Pur mai non sentesi
Felice appieno
Chi su quel seno non liba amore!

La donna è mobile
qual piuma al vento,
muta d’accento e di pensier.

e di pensier.

Francesco Marie Piave (1851)

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