Beitragsfoto: Hunde
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Eine Stunde
Heute Nacht bekommen wir die Stunde zurück, die man uns im Frühjahr genommen hat, leider weiterhin ohne jegliche Zinsen. Jedes Jahr dasselbe!
Dabei wäre in einer funktionierenden Gesellschaft das Ganze schon längst wieder vom Tisch. Rein zufällig erfolgte am vergangenen Donnerstag, als wir mit Schülern im Europäischen Parlament waren, eine entsprechende Aussprache.
„Die Abgeordneten befragen Kommission und Rat, warum es noch immer keine Antwort auf den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger gibt, die saisonale Zeitumstellung in Europa abzuschaffen.
Im März 2019 hatte das Europäische Parlament dafür gestimmt, die Praxis, die Uhren im Frühjahr und Herbst jeweils um eine Stunde zu verstellen, bis 2021 abzuschaffen. Damit reagierten die Abgeordneten auf eine öffentliche Konsultation der Europäischen Kommission, an der sich 4,6 Millionen Menschen beteiligten – 84 % von ihnen sprachen sich für ein Ende der Zeitumstellung aus.“
Europäisches Parlament (16.10.2025)
Der zuständige EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas betonte am Donnerstag, die Zeitumstellung sei Quell unnötiger Komplikationen, etwa im Verkehrssektor und für die menschliche Gesundheit. Sie habe inzwischen keinen Zweck mehr, sagte er bei der Aussprache im Parlament.
In der Debatte kritisierten die Abgeordneten die Untätigkeit der nationalen Regierungen. Sie unterstrichen, dass es ein klares Votum der Bürger zum Thema gebe. Parlamentsvizepräsidentin Sabine Verheyen appellierte an die Staats- und Regierungschefs, endlich auf das Europäische Parlament, die Kommission und die Bürger zu hören.
Meine Studenten wissen inzwischen, dass wer die Kosten nicht in den Griff, das mit der Zeit und den Inhalten ebenfalls nicht auf die Reihe bekommt. Und so werde ich es nicht mehr selbst erleben dürfen, dass wenigstens dieses leidige Thema vom Tisch kommt.
Vermischtes
Aktuell regen sich viele, auch ich, über den Abriss des Ostflügels des Weißen Hauses auf; dort soll ein imposanter Ballsaal entstehen. Donald Trump möchte ein wenig mehr Kreml in Washington haben. Kaum einer regt sich darüber auf, dass wir Deutschen seit Helmut Kohl den größten Regierungssitz zumindest in der westlichen Welt haben. Das Kanzleramt hat derzeit gut 25 000 Quadratmeter Fläche, wird unter Friedrich Merz aber weit über 50 000 Quadratmeter Fläche erhalten.
Hier einmal zum Vergleich: 10 Downing Street (London) wird so um die 3 000 Quadratmeter haben. Der Élysée-Palast (Paris) um die 11 000 Quadratmeter. Das Weiße Haus wird mit dem Umbau vielleicht die 7 000 Quadratmeter erreichen. Meckern wir aber lieber nicht, sonst kommt unsere Regierung noch auf die Idee, das Kanzleramt mit einem ICE-Bahnhof und einem eigenen Flughafen auszustatten — hätte Jens Spahn einen guten Bekannten, der so etwas baut, gäbe es beides wohl schon etwas länger.
Ich war schon immer ein Freund des Bargelds, auch wenn ich nie selbst viel davon hatte. Einfach nur weil es einen von Banken und anderen Institutionen unabhängiger macht. Inzwischen gibt es einen weiteren Grund fürs Bargeld, der sogar noch triftiger als meiner sein dürfte: was machen die Schweden zum Beispiel, wenn das Internet nicht mehr so richtig funktioniert.
Was uns Deutschen aber völlig egal sein dürfte, dann zahlen wir einfach mit unseren Goldbarren im Keller oder greifen gleich wieder auf die D-Mark zurück, die ebenfalls fast jeder von uns noch in größeren Mengen im Sparschwein liegen hat.
Lese mal wieder darüber, dass Frauen von Anbeginn unserer Geschichte gleichwertige Krieger gewesen wären. Gewalt ist dabei sehr einfach, man übereignet dem Gegner mehr Energie als dieser verarbeiten kann. Und schon dürfte es offensichtlich sein, dass Frauen, die normaler Weise leichter und graziler als Männer sind, bei der physischen Gewalt von Natur aus schon immer benachteiligt sind — sie können die fehlende Masse nicht so einfach durch höhere Geschwindigkeit wett machen, selbst bei der besten Technik nicht. Dank Hollywood dürften wir inzwischen aber vom Gegenteil überzeugt sein, was sich nun auch auf die Wissenschaft auszuwirken scheint.
Spannender Weise kämpft man beim Boxsport weiterhin in Gewichtsklassen, diese Sportler haben einfach noch nicht genug Filme geguckt.
Abstiegsgesellschaft
Ob Kindergarten-, Schul- oder Universitätserlebnisse, von den beruflichen oder ehrenamtlichen Begegnungen ganz zu schweigen, muss ich ähnlich wie auch jüngst Daniel Marwecki attestieren, dass wir längst zu einer Abstiegsgesellschaft mutiert sind.
„Die Verrohung der internationalen Politik geht mit der Verrohung im Innern der Gesellschaft einher. … Es ist die Zeit der Vereinfacher und Falschspieler.“
Daniel MArwecki, Die Welt nach dem Westen (2025: 250)
Daniel Marwecki spricht davon , dass die Entdemokratisierung und die Entzivilisierung auch bei uns auf einen Ethnonationalismus und einen identitären Tribalismus stoßen (2025: 251).
Zudem meint auch er, dass das Ende der Mittelschicht im globalen Vergleich das Zeichen einer Abstiegsgesellschaft ist (2025: 253). Dieses Ende der Mittelschicht durfte ich selbst seit den 1970er-Jahren miterleben, anfangs stellten sich noch viele junge und politisch Interessierte vehement dagegen, nur um festzustellen, dass es völlig sinnlos war.
Nun zieht der Brain Train schon ein paar Jahrzehnte lang in die aufstrebenden Teile der Welt, dort wo man noch entwickeln, bauen und sich selbst verwirklichen kann. Zurück bleiben jene, die sich mit dem Mittelmaß begnügen, ihre Vorteile aus dem Zerfall ziehen oder einfach nur darauf hoffen müssen, dass es für sie selbst noch reichen wird, bevor in Europa die letzten Lichter ausgeblasen werden.
Die zunehmende Angst, dass man selbst nicht mehr den Luxus der Elterngeneration einfach so genießen kann, hilft den üblichen Rattenfängern, die das ehemals aufgeklärte Europa — Motor unserer Welt — in eine vermeintlich attraktive Vergangenheit führen wollen.
Wie von unseren Wissenschaftlern und verantwortlichen Politikern in den 1960er- und 1970er-Jahren noch angemahnt, führte uns unsere Vollkaskogesellschaft direkt an den Abgrund heran und die Schubser stehen längst bereit!
Die aktuelle Regierung versucht nun und wohl zum letzten Mal mit Billionen Euro an Schulden dieses Elend noch ein paar Jahre zu überdecken, nun wohl nur noch in der Hoffnung, dass sie von einem Krieg oder einer andere globalen Katastrophe von ihrer ureigenen Verantwortung befreit werden.
Wie in Frankreich auch, versucht man es bei uns schon gar nicht mehr, um durch Reformen — die man bereits in den 1970er-Jahren hätte veranlassen müssen — zumindest das eigene Land zu retten.
Die Befürchtungen von uns engagierten Jugendlichen aus den 1970er-Jahren sind alle wahr geworden, keiner kann den Klimawandel, die Verdummung oder die absolute Verantwortungslosigkeit in unserer Gesellschaft mehr leugnen! Sehenden Auges und mit einem „Sieg Heil“ auf den Lippen werden wir uns demnächst wie die Lemminge zusammen in den Abgrund stürzen.
Die üblichen Verdächtigen werden dabei wieder sehr weich landen, der Rest wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Nachtrag 26.10.2025
Wer von meinen Lesern glaubt, ich sei zu derb, zu grob und dabei noch völlig ungerecht, dem empfehle ich den folgenden Link zum Betonflüsterer. Merke: es geht immer noch besser und deutlicher!
„Das 19. Jahrhundert, in welchem der Westen den Zenit seiner globalen Dominanz erreichte, es kehrt als Weltbild zurück. Wo diese Welt aber nicht mehr existiert, wird aus dem Weltbild ein Wahnbild.“
Daniel MArwecki, Die Welt nach dem Westen (2025: 254)






