Aida

4.2
(9)

Beitragsfoto: Metropolitan Opera

Wenn das Leben um einen herum so richtig tobt und man händeringend nach einer kleinen Auszeit sucht, ja dann passt die Aida ganz gut. Giuseppe Verdis Erfolgsstück kam bereits zu Weihnachten 1871 und das auch noch in Kairo in die dortige Oper. Seither steht Aida für Opulenz und guten Geschmack; dieser dreistündige Vierakter lockt noch heute die Menschen in die Oper und sorgt wie auch gestern für ein volles Haus.

Die Idee für die Oper stammt von Auguste Mariette, einem Ägyptologen. Das Libretto schrieb Antonio Ghislanzoni. Die Geschichte ist schnell erzählt und ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass man damit drei Stunden füllen kann. Zum Schluss sind alle tot und die Ruhe ist wieder hergestellt. Erwähnenswert der Triumphmarsch des Stücks, der besonders Fußballfans zu gefallen scheint und die Arie „O patria mia“, die ganz allgemein als sehr gelungen gilt.

So ist es inzwischen wohl jedes Mal die Frage, wie das Stück inszeniert wird, die die Zuschauer so richtig interessiert. Und so passt es ganz gut, dass sich gestern die Metropolitan Opera wieder einmal an die Aida gewagt hat. Und auch dort gab es ein volles Haus. Seit 1886 wurde die Aida an der Met bereits über 1 100 Mal aufgeführt und so dürfte man sehr routiniert darin sein.

Dieses Mal debutierte und brillierte Angel Blue und dies als äthiopische Prinzessin an der Met. Yannick Nézet-Séguin dirigierte das Stück. Michael Mayer übernahm den wichtigsten Part und war für die Inszenierung verantwortlich. Der Vollständigkeit halber, Judit Kutasi war eine ganz passable Gegenspielerin und Piotr Beczała verkörperte den Radamès ganz gut, was vom Schlussapplaus durchaus bestätigt wurde. Umrahmt wurde das Ganze von Morris Robinson gestern als Priester, wobei er auch den Pharao gibt, Harold Wilson als Pharao und Quinn Kelsey als König von Äthiopien.

Nun zur Aufführung selbst, die Idee zur Einbindung von Auguste Mariette in die Oper fand ich sehr gelungen, auch dass die Oper weniger opulent als sonst üblich daherkam. Set, Licht und Kostüme mehr als passend.

Bereits in den ersten zwei Minuten fand ich mich sofort an den Nil versetzt und einzig und alleine noch ein paar Krokodile hätten ganz gut mit hinzugepasst — dafür aber waren die Stimmen entsprechend gewaltig. Angel Blue enttäuschte bei „O patria mia“ nicht und fast schon traditionell gab es wieder einen kleinen aktuellen Bezug bzw. Slapstick im Stück: man gab den Elon Musk im Duzend — kann aber auch sein, dass es als eine versteckte Anspielung auf Richard Wagner gedacht war.

Wohl meiner aktuellen Gesamtsituation geschuldet, ist mir bestimmt das eine oder andere weitere Detail durch die Lappen gegangen. Insgesamt war diese Aida mit einer kleinen Pause drei Stunden und 15 Minuten lang eine Auszeit, die ich dringend nötig hatte.

„Copiare il vero può essere una buona cosa, ma inventare il vero è meglio, molto meglio.

Giuseppe Verdi in einem Brief an Clara Maffei (20.10.1876)

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